Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
führst sie ja geradewegs zu uns.“
Als sie seinen verletzten Gesichtsausdruck bemerkte, hätte sie ihre unbedachten Worte am liebsten zurückgenommen – doch dafür war es zu spät.
Schweigend verbeugte er sich und ging.
Schluchzend umschlang Emily ihren Oberkörper. So viele Ausreden und Gründe, warum er nicht bei ihr sein konnte. Sie hatte keine Ahnung, ob er sich jemals öffentlich zu ihr bekennen würde – dazu, dass sie die Frau war, die er wollte.
Am nächsten Morgen kehrte Stephen erschöpft nach Rothburne House zurück. Die ganze Nacht hatte er in Nigels Arbeitszimmer Wache gehalten und war erst gegangen, als er gehört hatte, dass Emilys Onkel zurückkehrte. Verdammt sollte sie sein, dass sie ihm nicht vertraute. Aber wenn diese ganze Geschichte erst einmal vorüber war …
Es fiel ihm schwer, sich eine friedliche Zukunft vorzustellen, nachdem er so lange mit der Gefahr gelebt hatte. Hollingford war umgebracht worden – nicht weil er Geld gestohlen hatte oder wegen seiner Schulden, sondern weil er etwas gewusst hatte, das er nicht hätte wissen sollen. Wahrscheinlich war er dem Opiumschmuggel auf die Schliche gekommen, doch alle Aufzeichnungen über die Ladung und die gestohlene Fracht waren verschwunden.
Irgendwo gab es eine Liste der Investoren. Unter ihnen befand sich der Mann, den Stephen suchte – ein Mann, der verhindern wollte, dass sein Name bekannt wurde.
Stephen trank eine Tasse von dem starken Tee, den er sich hatte bringen lassen, und sah nur flüchtig auf, als sein Vater das Speisezimmer betrat. James wirkte erschöpft, und um seinen Mund waren tiefe Falten zu sehen.
„Von deiner Mutter hörte ich, dass diese Frau wieder in London ist.“
„Meine Ehefrau, wolltest du sagen.“
James räusperte sich. „Ihr Onkel plant, sie morgen Abend zu Lady Thistlewaites Soirée zu begleiten. Ich dachte, ich warne dich besser vor den Gerüchten.“
Nachdenklich starrte Stephen in die glühenden Kohlen im Kamin und hoffte inständig, dass Emily seinen Befehl befolgen und im Haus ihres Onkels bleiben würde. „Ich weiß deinen Hinweis zu schätzen. Allerdings habe ich größere Probleme als ein paar tratschende Matronen. Ich finde, du solltest wissen, dass ich unter deinem Dach nicht mehr sicher bin. Gestern hat man versucht, mich zu vergiften.“
„Was soll das heißen?“, fragte sein Vater erschrocken, und Stephen erzählte von dem Gebäck. „Ich bin sicher“, schloss er, „dass der Mann, der mich umbringen will, derselbe ist, der die Gewinne der Lady Valiant gestohlen hat.“
„Hast du einen Verdacht?“
Stephen zuckte mit den Schultern. „Einen vagen – aber keinen Beweis.“
„Vielleicht kann Quentin dir helfen.“
Überrascht sah Stephen auf. „Hat Quentin denn auch damit zu tun gehabt?“
„Er hat eine Menge Geld bei dem Geschäft verloren – mein Geld“, erklärte der Marquess, bevor er sich über das unverantwortliche Verhalten seines jüngsten Sohnes ausließ.
Stephen schenkte den Worten seines Vaters keine weitere Beachtung. Quentin hatte ihm gegenüber Geldprobleme erwähnt und sogar Scherze über sein Ableben gemacht. Steckte etwa mehr dahinter, als Stephen ursprünglich angenommen hatte? Er konnte es einfach nicht glauben. „Wo ist er jetzt?“
„Das weiß ich nicht. Er wollte Lord Carstairs einen Besuch abstatten.“ Der Marquess räusperte sich. „Ich hoffe, dass er Interesse an Miss Hereford entwickelt. Vielleicht wird er derjenige sein, der sie in unsere Familie bringt, nachdem du dich entschieden hast, dieses unsägliche Geschöpf zu heiraten.“
Doch Stephen hatte keine Zeit für ein Gespräch über Miss Hereford. Obwohl er sich nicht vorstellen wollte, dass sein Bruder etwas mit den Anschlägen auf ihn zu tun hatte, musste er sichergehen. „Ich mache mich auf die Suche nach Quentin.“
Sein Vater trat vor ihn hin und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Seit vielen Jahren war es das erste Mal, dass er eine Gefühlsregung zeigte. „Sei vorsichtig.“
Stephen umfasste die Hand seines Vaters. „Keine Sorge, das bin ich.“
Als er eine Stunde später bei Carstairs’ Haus eintraf, wurde ihm der Zutritt nicht leicht gemacht.
„Seine Lordschaft wünscht, nicht gestört zu werden“, ließ der livrierte Diener ihn wissen, ohne Stephen hereinzubitten. „Er fühlt sich heute nicht besonders wohl.“
„Ich suche nach meinem Bruder Quentin.“ Stephen drängte sich an dem Mann vorbei, der ihm hastig folgte.
„Ihr Bruder ist nicht hier,
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