Der Earl und sein verführerischer Engel (Historical) (German Edition)
Mylord. Und ich versichere Ihnen, dass es kein guter Zeitpunkt ist, Lord Carstairs aufzusuchen.“
Der Diener holte ihn ein und baute sich drohend vor der Tür zum Arbeitszimmer auf. Seine schwarze Weste spannte so sehr über dem runden Bauch, dass Stephen befürchtete, jeden Augenblick könnten die Knöpfe abspringen.
„Das kann schon sein.“ Hätte der Viscount von den vergifteten Keksen gegessen, wäre es sicherlich noch schlechter um sein Befinden bestellt. „Aber ich muss Seine Lordschaft sprechen.“ Stephen drängte den Diener zur Seite und drückte die Klinke. Die Tür war verschlossen. Er klopfte laut und rief: „Carstairs, ich bin es, Whitmore. Öffnen Sie!“
Schweigen.
Er klopfte lauter, doch nichts tat sich. „Haben Sie einen Schlüssel?“, fragte er den Diener.
„Mylord, wenn Seine Lordschaft nicht gestört werden will, ist es meine Pflicht …“„Zum Teufel mit Ihrer Pflicht!“, fiel Stephen ihm ins Wort. „Gestern hat jemand versucht, Ihren Dienstherrn zu ermorden. Werden Sie jetzt nach dem Schlüssel suchen, oder muss ich die Tür eintreten?“
Der Bedienstete zögerte unschlüssig, bevor ihn ein weiterer finsterer Blick Stephens davoneilen ließ.
„Was geht hier vor sich?“
Stephen blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Lady Carstairs stand am Geländer des oberen Treppenpodests und spähte auf ihn herunter. Ihr dunkles Haar stand in alle Richtungen ab. Das Dienstmädchen, das hinter ihr auftauchte, hielt eine Bürste in der Hand.
Stephen neigte den Kopf. „Vergeben Sie mir, Lady Carstairs, aber ich muss unbedingt mit Ihrem Gemahl sprechen. Darf ich fragen, seit wann er schon in seinem Arbeitszimmer weilt?“ Er klopfte ein drittes Mal an die Tür.
„Seit heute Morgen. Er wünscht ausdrücklich, nicht gestört zu werden.“
Der Bedienstete kehrte mit dem Schlüssel zurück, und hastig schloss Stephen auf, bevor er die Tür aufschob. Das Arbeitszimmer war durchsucht worden. Und in der Mitte des Raumes lag der Viscount. Tot.
„Meine Teuerste, warum bist du noch nicht fertig?“ Nigel stand in der Tür zur Bibliothek und musterte seine Nichte besorgt. „Heute Abend ist doch dein großes Debüt. Wolltest du Lady Thistlewaite nicht zeigen, dass sie sich geirrt hat, was dich betrifft?“
Emily klappte das Buch zu, in dem sie gelesen hatte, und stellte es zurück ins Regal. „Mein Ehemann will nicht, dass ich an der Soirée teilnehme. Er sagt, es wäre zu gefährlich.“
„Gefährlich?“ Nigel setzte sich neben sie. „Was meint er damit?“
Sie vertraute ihm an, dass mehrere Attentate auf Stephen verübt worden waren. „Ich habe dir nichts davon erzählt, damit du dir keine Sorgen machst“, beschloss sie.
„Hat er denn einen Verdacht?“
Sie nickte. „Ich habe Angst, dass ihm etwas zustößt. Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis er sich an alles erinnert.“
Nigel sah ihr in die Augen. „Ja, ich nehme an, du hast recht“, sagte er ernst. Dann strahlte er wieder über das ganze Gesicht. „Aber ehrlich gesagt, sollte Whitmore sich viel mehr Gedanken darüber machen, dass ein gut aussehender Gentleman dich ihm heute Abend wegschnappt.“
„Ich wünschte, das wäre der einzige Anlass zur Sorge“, erwiderte sie mit einem gequälten Lächeln.
„Nun komm schon. Glaubst du wirklich, du begibst dich in Gefahr, wenn du einen Ball besuchst? Du bist dort sicherer als an jedem anderen Ort. Und ich lasse nicht zu, dass du weiterhin deinen Ruf als Mauerblümchen pflegst.“ Nigel legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihr Gesicht, sodass sie ihn ansehen musste. „Und nun los. Deine Zofe soll dich zurechtmachen, damit wir aufbrechen können. Unsere Kutsche steht bereit.“
Es war offensichtlich, dass Nigel ein Nein nicht akzeptieren würde. Er scheuchte sie zur Treppe, nicht ohne ihr einzuschärfen, dass er nicht ohne sie fahren würde.
Stephen würde es gar nicht gerne sehen, doch eigentlich hatte Nigel recht – wer sollte ihr auf einem Ball inmitten von Hunderten von Menschen etwas anhaben können?
Emily holte tief Luft und hielt sich am Bettpfosten fest, als Beatrice ihr das Korsett schnürte. Danach folgten der Reifrock und mehrere Unterröcke, bevor sie schließlich das elfenbeinfarbene Abendkleid überstreifte, das Stephen ihr geschenkt hatte. Ihr Ehemann hatte keine Kosten gescheut, und bis hin zu den weichen Lederslippern saß alles perfekt. Das erste Paar Tanzschuhe, das Stephen ihr geschenkt hatte, fiel ihr ein, und voller
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