Der Eden Effekt
hat eine verdammt gut aufgebaute Organisation. Der Typ hat unser sicheres Haus aufgespürt und verwüstet. Er ist für die Sicherheitslücke in unserer Kommunikation verantwortlich, und er hat einige unserer Hightech-Überwachungsgeräte ausgetrickst. Garibaldi hat es geschafft, Li auf das Firmengelände zu schleusen, und er hat sie vermutlich auch wieder herausgeholt. Diesen Mann sollte man wirklich nicht unterschätzen.«
»Und wir dürfen auch Kasperski nicht vergessen.« Anika fröstelte. »Glauben Sie mir, auch wenn da drüben alles ruhig zu sein scheint, dieser Mann ist nicht der Typ, der das so hinnimmt, ohne zurückzuschlagen.«
»Ja, wir müssen mit ihm rechnen. Allerdings haben Sie nur dieses eine Leben. Wenn Sie wieder zu Hause sind, können Sie der Welt dienen. Vor Ihnen liegt eine großartige Karriere. Sie haben das Zeug dazu, das Leben vieler junger Menschen zu beeinflussen. Die Anthropologie neu zu schreiben. Vielleicht sogar einen Weg zu finden, die Welt vor der Katastrophe zu bewahren, die Ihr Modell vorhersagt.«
Anika spähte nachdenklich auf das schräge Dach über ihrem Kopf. »Haben Sie etwas von Mark gehört?«
»Nein. Er ist spurlos verschwunden.« Skip verlagerte das Gewicht und streckte sein verkrampftes Bein aus. »Ich dachte eigentlich, er würde wenigstens anrufen.«
Anika holte tief Luft. »Mein Vater hat sein Leben größtenteils dem Kampf geopfert. Wenn meine Mutter nicht gestorben wäre, wäre er noch immer dabei.«
»Er hat den Job für Sie aufgegeben.«
Anika nickte und starrte in die Ferne. »Er hat es mir ermöglicht, in einer behüteten Umgebung aufzuwachsen und meine Talente zu entdecken. Ich glaube, es hat funktioniert.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine, jetzt bin ich dran, Skip. Er hat seine Schuldigkeit im Kampf gegen das Böse getan. Jetzt will ich meinen Teil dazu beitragen.«
Skip hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. »Anika, ich will ganz offen sein. Wenn die anderen gewinnen – was gut möglich ist –, sind Ihre Chancen, getötet, schwer verletzt oder von Garibaldi oder Kasperski geschnappt zu werden, sehr hoch. Wenn wir diese Sache irgendwie durchziehen, wird Ihr Leben nie mehr so sein wie zuvor. Die Gefahr ist groß, von Erinnerungen verfolgt zu werden und die Entscheidung zu bedauern.«
»Ich weiß.« Anika kniff die Lippen zusammen. In ihren Augen spiegelte sich Entschlossenheit. »Dad hat auch Albträume. Das ist der Preis, den Soldaten zahlen müssen, nicht wahr? Nichts im Leben ist umsonst.«
Skip drückte Anikas Hand. »Willkommen im Club!«
In diesem Augenblick klingelte sein Handy. Skip drückte es an sein Ohr und meldete sich. »Ja?«
»Skip?« Mark Schott klang unsicher. »Ich hab eine Botschaft für Sie. Mi Chan Li möchte wissen, ob Sie das Spago kennen. Es ist ein Restaurant in Garmisch. Sie lässt Sie grüßen und bittet Sie, sich um fünf Uhr dort mit ihr zu treffen. Draußen ist ein Tisch für Sie beide reserviert. Sie möchte, dass Sie auf der Ducati kommen. Allein. Ihre Leute werden das Treffen beobachten, garantieren Ihnen aber freies Geleit. Sie möchte nur mit Ihnen sprechen.«
»Worüber?«
Mark schluckte, ehe er fortfuhr. »Sie möchte mit Ihnen über einen Deal sprechen.«
»Ich weiß nicht. Sagen Sie ihr, ich möchte eine Sicherheit haben, dass sie mich nicht hereinlegt.«
»Ich soll Ihnen sagen, dass Sie noch was bei ihr guthaben. Sie wüssten dann schon, was sie meint.«
»Mark?« Keine Antwort. »Mark?« Der Anrufer hatte schon aufgelegt.
»Was ist los?«, fragte Anika.
»Garibaldi hat Mark Schott in seine Gewalt gebracht. Mi Chan Li möchte in einem Restaurant in Garmisch mit mir über einen Deal sprechen.«
»Sie denken doch wohl nicht ernsthaft daran, zu diesem Treffen zu gehen?«
Skip starrte nachdenklich aufs Telefon. »Sie kennen sich gut mit Spieltheorien aus. Denken Sie mal darüber nach.«
»Ob Sie es glauben oder nicht, aber damit beschäftige ich mich schon die ganze Zeit. Li hat Gunter umgebracht. Glauben Sie ihr?«
»So würde ich es auch machen. Der gegnerischen Partei auf den Zahn fühlen und herausfinden, ob ich meine Ziele ohne größere Gefahr erreichen kann.«
Anika überlegte kurz und nickte dann. »Sie müssen das Risiko eingehen.«
»Okay. Warum?«
»Die Spieltheorie. Wie sollen wir sonst herausbekommen, was sie planen?«
Mark reichte Michelle das Telefon. Es fiel ihm noch immer schwer zu begreifen, dass sie Mi Chan Li hieß. Luccio Garibaldi saß rücklings auf einem Stuhl und hatte
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