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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hellwach. Adrenalin durchströmte seinen gepeinigten Körper. In seinem Magen schien sich ein Eisklumpen zu bilden.
    Er fragte sich, ob es sich um Freunde des Mannes handelte, den er getötet hatte. Vielleicht suchten sie ihn. Aber dann wurde ihm langsam klar, dass sie sich über den Bürgerkrieg unterhielten.
    Er warf einen Blick in das Zimmer, in dem er sich versteckt hatte. Es lag in einem der oberen Stockwerke und hatte keine besonderen Versteckmöglichkeiten. Ganz vorsichtig richtete er sich auf. Er wagte nicht, die Füße auf den Boden zu setzen, weil er bestimmt geknarrt hätte. Stattdessen blieb er im Dunkeln liegen und bemühte sich, so viel wie möglich von dem Gespräch aufzuschnappen. Er tastete nach seiner Pistole, um sich etwas sicherer zu fühlen, und kontrollierte, ob die beiden Ersatzmagazine noch in seiner Jackentasche waren. Natürlich würde eine einzige Pistole ihm auch nicht viel nützen in einem Haus voller Dschihad-Kämpfer.
    Die Zeit verging unglaublich langsam, und es gelang ihm allmählich, sich wieder zu beruhigen. Niemand kam ins obere Stockwerk, niemand schaute in seinem Zimmer nach, er wurde nicht entdeckt. Tatsächlich schien sich kein Mensch außer ihm hier oben aufzuhalten. Kaum zu glauben, denn von hier aus hatte man eine sehr gute Sicht
auf die Straße und die etwas weiter entfernte Kreuzung. Er hätte hier oben einen Wachposten hingestellt, selbst wenn er nur eine ganz kleine Truppe bei sich gehabt hätte. Bei seiner Ausbildung zum Ranger hatten seine Lehrer ihn immer wieder darauf gedrillt, alle Sicherheitsmaßnahmen zu beachten. In dieser Hinsicht war er wesentlich besser ausgebildet als diese dämlichen Fundamentalisten im Erdgeschoss. Falls die überhaupt jemals eine ordentliche Ausbildung genossen hatten. Ein paar Judo-Handgriffe und Kriegsspiele im Wald zählten nicht.
    Langsam und so leise wie möglich stieg er aus dem Bett und bewegte sich zur Tür. Er legte sein Ohr an das kalte Holz und verharrte zwei Minuten so. Er horchte, ob er wirklich ganz allein hier oben war. Dann drehte er den altmodischen Messingknopf ganz langsam um, und die Tür sprang auf. Das Geräusch kam ihm so laut vor wie die Explosion einer Handgranate, aber die Unterhaltung im unteren Stockwerk ging weiter. Jetzt vernahm er schon mehr von dem, was dort gesprochen wurde. Allerdings konnte man nicht behaupten, dass es ihm viel nützte. Die Männer sprachen ein Französisch mit sehr starkem Akzent, und ihr Arabisch war so schnell, dass er trotz seiner Grundkenntnisse kaum etwas davon begriff.
    Dann ergriff einer das Wort, den er verstehen konnte. Ein Franzose mit einer klaren Aussprache. Meltons Französischkenntnisse waren nicht grandios, aber er kapierte sofort, dass der Mann seine Mitstreiter anfeuerte. Er redete davon, wie großartig ihre Eroberungen in den Vorstädten verlaufen seien und dass sie die Streitkräfte des Faschisten Sarkozy in ihre Schranken verwiesen hätten. Jedenfalls bildete sich Melton ein, dies gehört zu haben. Er war sich nicht sicher, und es machte in seinen Ohren nur wenig Sinn. Ihm fehlte der größere Zusammenhang.
    Es war zum Verrücktwerden, aber er konnte nichts daran ändern.

    »Sie werden in fünfzehn Minuten hier sein«, sagte Rolland. »Sie kommen durch die Kanalisation. Im Hinterhof gibt es einen Ausstieg.«
    Caitlin musste trotz des Ernstes der Lage feixen.
    »Na gut. Gibt es irgendwelche Pläne vom Innern des Hauses?«
    Rolland zog einige Zeichnungen aus einer Plastikröhre.
    »In den letzten fünf Jahren wurden einige Umbauarbeiten durchgeführt«, sagte er. »Sie wurden im kommunalen Bauamt dokumentiert. Es war gar nicht so leicht, da ranzukommen.«
    »Ein Hoch auf die europäische Bürokratie«, sagte Caitlin. »Also, wie sieht es nun aus?«
    An einem großen Tisch in einem fensterlosen Raum im zweiten Stock, der wahrscheinlich mal eine Vorratskammer gewesen war, rollten sie die Pläne auseinander. Um sie herum standen einige leere Kartons, manche waren zusammengefaltet. Sonst nichts.
    Das Haus gegenüber unterschied sich nicht sehr von dem, in dem sie sich befanden. Es hatte genauso viele Stockwerke und den gleichen Grundriss, wenn man mal vom Erdgeschoss absah, wo es jetzt einen großen Wohnraum gab. Das Haus gegenüber war offenbar von Bomben und Granaten verschont worden.
    »Es dürfte ziemlich schwierig werden, sie lebend zu kriegen«, stellte Rolland fest.
    Caitlin nickte. »Wie bei einer Entführung, bei der das Opfer sich nicht befreien lassen will.

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