Der Effekt - Roman
sichersten ins Jenseits beförderte. Sie blieb im Türrahmen stehen, stützte sich ab und warf Shah einen auffordernden Blick zu. Er kam mit lässiger Eleganz auf sie zu und musste sich kaum irgendwo abstützen, so gut konnte er sich an die Bewegungen des Schiffs anpassen.
»Ja, Miss Julianne. Was ist mit den Maschinen?«
»Wir mussten sie herunterfahren. Sie werden nicht rechtzeitig wieder repariert sein. Wie machen sich Ihre Schüler?«
»Ganz gut, Miss. Einige der Amerikaner hatten Waffen zu Hause. Moorhouse, der Banker, ist früher mit einer Schrotflinte auf die Jagd gegangen. Er sollte auch eine Flinte bekommen. Die andern können M 16s nehmen. Wir haben A2-Modelle, die recht zuverlässig sind. Davon gibt es siebzehn Stück und dreitausend Schuss Munition. Ich würde vorschlagen, dass wir die Schützen in drei Gruppen aufteilen. Pieraro kann eine davon kommandieren, zwei von meinen Leuten die anderen. Am besten, wir schießen aus allen Rohren.«
Jules stimmte zu. Sogar Amerikaner, die in einem Schützenverein waren oder ab und zu auf die Jagd gingen, konnten nicht einfach auf einen Menschen zielen. Sie waren es auch nicht gewohnt, dass auf sie geschossen wurde. Außerdem hob und senkte sich das Schiff noch immer heftig, und sie wusste nur zu gut, wie leicht man sein Ziel verfehlte, wenn man auf unruhigem Boden stand. Shah hatte Recht. Das Beste wäre, sie würden ohne Unterlass Breitseiten feuern.
»Okay«, sagte sie. »Ihre Männer und Miguel müssen diese Gruppen aber anleiten, sonst verschwenden wir zu
viel Munition und schießen blind ins Wasser oder in den Himmel. Was ist mit der Mannschaft und Ihren Leuten? Was machen die?«
Shah blickte sich zu Birendra um, der gerade den Kindern beibrachte, wie man eine Maschinenpistole lud. Er tat so, als wäre es nur ein Spiel, lachte und klatschte in die Hände, wenn es ihnen gelang, die Handgriffe richtig durchzuführen. Jules schüttelte traurig den Kopf. Was für Aussichten, dachte sie.
»Wir haben alles geprobt, Miss Julianne. Ich werde den Gegenangriff anführen. Die schweren Waffen bringen wir in Stellung, einschließlich der Granatwerfer. Wir haben drei RPG-7 und acht Sprengköpfe auf dem Oberdeck. Je nachdem, wie der Feind versucht an Bord zu kommen, werden wir sie benutzen, um den Angriff abzuschlagen, oder die schweren Waffen an Bord der Viarsa auszuschalten.«
»Fifi wird ganz schön sauer sein«, sagte Jules lächelnd. »Sie mag Granatwerfer.«
»Miss Fifi wird die Gruppe der Schützen leiten, die aus den Mitgliedern der Mannschaft besteht«, sagte Shah. »Sie wird versuchen, das Feuer aus den schweren Waffen von der Viarsa mit ihrem Maschinengewehr einzudämmen. Ich habe die Mannschaft entsprechend ihrer Fähigkeiten eingeteilt. Sie bekommt die Besten als Reserve, die auf dem Pool-Deck stationiert werden und den hinteren Bereich des Schiffs überwachen. Wenn nötig, können sie sich in zwei Gruppen aufteilen. Die eine kann das Pool-Deck verteidigen und die andere dort eingreifen, wo es nötig ist.«
»Okay, das klingt ganz gut. Und was ist mit den Kindern? Es behagt mir gar nicht, dass die Kinder da mit hineingezogen werden.«
Shah schüttelte den Kopf und verzog das Gesicht. »Es ist nicht gut, Miss, aber leider unvermeidlich. Sie können nicht weglaufen hier auf dem Meer. Und sie können
sich nützlich machen. Birendra hat ihnen beigebracht, wie man nachlädt und Blockaden löst. Sie wissen, wie man in Deckung geht. Vergessen Sie nicht, dass das keine verwöhnten Gören sind. Die Kinder kommen aus einem Dorf am Rand der Wüste. Sie sind es gewohnt, von frühester Kindheit an zu arbeiten. Ihr Leben ist hart, und sie hatten schon öfter mit Gewalt zu tun. Sie werden bestimmt Angst haben, aber wahrscheinlich ertragen sie eine solche Auseinandersetzung besser als manche Erwachsenen.«
Julianne schaute in den Himmel.
»Ich verstehe schon, was Sie meinen. Bei einigen der Älteren mache ich mir schon Sorgen, ob sie es überstehen.«
Das Deck kippte nach vorn, als sie einen weiteren Wellenkamm genommen hatten. Eins der Kinder, die Birendra eingewiesen hatte, machte einen Purzelbaum, rollte über den dicken Wollteppich in den leeren Salon und lachte dabei.
»Und jetzt zurückrollen, kleiner Yeti«, kommandierte Birendra.
Jules bewunderte seine Gelassenheit. Sie empfand die Kinder als ziemliche Zumutung und versuchte, so wenig wie möglich mit ihnen zu tun zu haben.
»Wie lange dauert es noch?«, fragte Shah.
»Zwei oder drei Stunden. Es hängt
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