Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
packen. Er verfehlte sein Ziel und traf stattdessen den Wangenknochen seines Widersachers.
    Hinter seinem Rücken züngelten Flammen, Rauch stieg aus dem Wrack des Wagens auf. Seine Hand kroch wie eine riesige Spinne über den Kopf des Mannes zum Gesicht und suchte nach den Augenhöhlen, in die er seine Daumen drücken konnte. Er biss die Zähne zusammen,
schluckte das aufkommende Ekelgefühl herunter und drückte zu.
    Der Mann brüllte laut auf, prallte zurück und stieß mit dem Kopf irgendwo dagegen. Melton sah, wie er die Hände hochriss, um seine Wunde zu betasten. Er hob sein Bein und trat so fest er konnte gegen ihn. Es war kein großartiger Tritt, aber er schob den Mann damit ein Stück weit von sich. Melton drehte sich zur Seite und versuchte, an seine Pistole zu kommen. Ein heißer Schmerz in seiner Schulter ließ ihn innehalten. Vor seinen Augen tauchten dunkle Flecken auf. Trotzdem drehte er sich auf die andere Seite und fasste mit seiner unverletzten Hand quer über seinen Bauch, um an das Halfter an seiner Hüfte zu gelangen. Daves Kopf drehte sich und starrte ihn an. Die eine Schädelseite war von der Wucht der Explosion freigelegt worden. Melton versuchte die aufsteigende Panik zu unterdrücken. So schnell er konnte, zog er die Pistole aus dem Halfter, entsicherte sie und feuerte zwei Kugeln auf den Eindringling. Der Mann flog nach hinten und fiel rückwärts aus dem Wagen aufs Pflaster.
    Melton zerrte an seinem Sicherheitsgurt und merkte, dass er schon lose war. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht hatte der Kerl, den er gerade erschossen hatte, das erledigt. Er konnte nicht durch die Fahrertür aussteigen, die Leiche von American Dave blockierte den Weg. Mit der unverletzten Hand versuchte er, die Beifahrertür aufzudrücken, aber sie war verkantet und klemmte. Auf der Ladefläche des Wagens explodierte die Munition. Oder waren das Schüsse von draußen, die er hörte?
    Die Hitze war unerträglich, beißender Rauch drang ihm in die Augen. Er drehte sich zur Seite, zog beide Beine an und trat gegen die Tür. Sie sprang so leicht auf, dass er das Gleichgewicht verlor. Die Tür prallte zurück und traf ihn schmerzhaft am Schienbein. Er fluchte laut vor sich
hin, schob sich über den Sitz und rutschte auf das Kopfsteinpflaster.
    Sofort war die Luft um ihn herum klarer, zumindest im Vergleich zu dem rauchgeschwängerten Innern des Landrover. Sein linker Arm baumelte nutzlos herab. Melton warf einen Blick auf die anderen Mitfahrer. Einer von ihnen war eindeutig tot, die Granate hatte ihn zerfetzt. Der andere war verschwunden. Melton rannte davon und suchte im nächstliegenden Hauseingang Schutz. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand, die Explosion und eine mögliche Gehirnerschütterung hatten seinen Orientierungssinn durcheinandergebracht. Er nahm die Umgebung nur als Ansammlung verschwommener Einzelbilder wahr. Ausgebrannte Fahrzeuge. Zerstörte Häuser. Mindestens vier Tote auf der Straße. Vor ihm erhoben sich vier- oder fünfstöckige Häuser mit breiten Balkonen. Sie waren sehr alt, aber bis vor kurzem offenbar gut instand gehalten. Jetzt waren sie mit Einschusslöchern übersät. Er war noch immer in der Innenstadt, nicht weit vom Büro der BBC entfernt, irgendwo im Labyrinth zahlloser kleiner Straßen und Häuserblocks in einer Gegend, die weder die Loyalisten noch die Anhänger von Sarkozy kontrollierten.
    Kugeln pfiffen über den zerstörten Landrover hinweg, und dann explodierte der Benzintank mit einem trockenen heißen Knall. Melton humpelte so schnell er konnte davon. Vor sich bemerkte er eine schief in den Angeln hängende Tür.
     
    »Das ist der letzte von ihnen«, sagte Caitlin. »Wenn er nicht hier ist, dann war er es nie. Ich bin total am Ende, Hauptmann.«
    Der Franzose gab ihr einen Klaps auf die Schulter.
    »Sie haben gute Arbeit geleistet. Besser, als wir es verlangen konnten. Vielleicht sollten Sie den Rest jetzt uns überlassen.«

    Caitlin spähte durch das Fenster der zerstörten Wohnung über die Straße zu dem Gebäude, in dem Baumer sich dreimal mit den britischen Mitgliedern der Organisation Hizb ut-Tahrir getroffen hatte.
    »Nein, das glaube ich nicht. Mit diesem Scheißkerl habe ich nämlich noch eine Rechnung offen.«
    »Sie sind aber noch immer sehr geschwächt, Miss Monroe. Wenn wir ihn aufscheuchen, wird es zu einem Kampf kommen.«
    »Ich bin kräftig genug, um schießen zu können.«
    Rolland fasste sie an der Schulter und drehte sie um, damit sie ihm ins Gesicht sehen

Weitere Kostenlose Bücher