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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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widerstehen.
    Etwas später schickte Jehanne Anne nach der Kosmetik-
    Schatulle der Königin. Anne wühlte gerade in den unzähligen Habseligkeiten, die ihre Herrin bei jedem noch so kleinen Ausgang bei sich haben musste, als sich die behandschuhte Hand eines Mannes auf ihre Schulter legte. Sie wirbelte herum und blickte in die kühlen Augen von William Hastings.
    »Ich bin beauftragt, dich zu einer gewissen Person zu bringen. Er möchte mit dir sprechen.«
    Seine Worte versetzten ihr einen solchen Schrecken, dass ihre Knie nachzugeben drohten, doch ihre Vernunft verließ sie zum Glück nicht. »Sir, die Königin hat mich gebeten ...«
    »Du bist in erster Linie dem König Untertan, Mädchen«, unterbrach Hastings sie und nahm ihr die kleine Holzschatulle aus der Hand und reichte sie einem Soldaten, der untätig neben ihm stand. »Für Dame Jehanne. Sie ist bei der Königin. Beeil dich«, befahl er, ehe er seinen Blick wieder auf Anne heftete. »Komm, Mädchen.«
    Anne blieb nichts anderes übrig, als dem obersten Kammerherrn zu folgen. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals.
    Niemand außer Jehanne sah sie gehen, und auch das nur rein zufällig. Sie war damit beschäftigt, die silbernen Haarnetze der Königin zu richten, als sie den Kopf hob und sah, wie Hastings das Mädchen hinter sich auf sein Schlachtross hob und in leichtem Galopp in Richtung Schloss ritt. Gleich darauf waren sie hinter einer Biegung verschwunden. Bestürzt und verängstigt schloss sie einen Moment die Augen und flehte die heilige Jungfrau an, Anne zu beschützen. Die Königin scherzte unterdessen mit einem grauhaarigen Verehrer, einem Baron aus der Gegend von York, der Hochburg ihres Gemahls.
    Anne klammerte sich an Hastings' schmale Taille und versuchte, ihrer Verlegenheit und Aufregung Herr zu werden. In Gedanken übte sie bereits, was sie dem König über Warwick und Herzog George erzählen wollte. Mithilfe dieses Fantasie-Gesprächs versuchte sie, jeden Gedanken an das, was sie Edward in Wahrheit sagen wollte, aus ihrem Gedächtnis zu löschen. Aber der Ritt war zu schnell zu Ende. William war vom Hauptweg auf einen kleinen Pfad eingebogen und brachte nun sein Pferd am Rand einer Lichtung zum Stehen, wo eine Hütte aus Lehm und Flechtwerk stand. Vor der Hütte war ein Ross festgebunden, das sich am harten Wintergras gütlich tat. Hastings glitt von dem riesigen Pferd und streckte die Arme nach Anne aus. »Los, Mädchen. Spring.«
    Plötzlich hatte sie Angst. Hastings lächelte. »Komm schon, nichts ist so schlimm, wie es aussieht.« Diese Worte entlockten ihr ein Lächeln. Sie nahm ihren Mut zusammen und ließ sich entschlossen in seine wartenden Arme fallen. Er spürte den kleinen, unerwartet üppigen Frauenkörper, während sie die festen Arme und die breite Brust eines Kriegers registrierte.
    »Ich danke für Eure Hilfe, Sir«, erklärte sie würdevoll, und William Hastings erkannte nicht zum ersten Mal die ungewöhnlichen Tugenden dieses Mädchens.
    »Nun, denn«, sagte er und deutete zur Hütte hinüber. Dann schwang er sich in den Sattel, wendete sein Pferd und ritt davon.
    Das Geräusch der schlagenden Hufe auf dem gefrorenen Boden verklang. Unentschlossen stand Anne auf der Lichtung, dann holte sie tief Luft und ging auf die halb geöffnete Bohlentür des Häuschens zu. Instinktiv hob sie die Hand, um anzuklopfen, doch ihr Stolz ließ sie innehalten, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, stieß sie die verzogene Tür auf und trat unangemeldet ein.
    Er stand an einem unruhig flackernden Feuer, das direkt auf dem Boden entfacht war und dessen Rauch durch ein Loch im Dach abzog. Er drehte sich um, lächelte ihr zärtlich zu und breitete die Arme aus. »Meine kleine Geliebte.«
    Sie wollte zu ihm gehen, nichts lieber als das, doch mit Tränen in den Augen schüttelte sie den Kopf.
    »Dann werde ich zu dir kommen.« Die Stimme des Königs war sanft, und er lachte leise. Obwohl er erst vierundzwanzig Jahre alt war, hatte er eine Menge Erfahrung mit Frauen. Er war gefährlich, weil er ihre Gefühle verstand und diese Waffe auch zu nutzen wusste.
    Er stand unmittelbar vor ihr, und im Halbdunkel der kleinen Hütte wirkten seine Pupillen riesengroß.
    »Das ist sehr illoyal von dir. Immerhin bin ich dein König.« Sein Ton war scherzhaft - doch er wollte ihr nichts anderes damit sagen, als dass es gefährlich war, mit einem König zu spielen.
    »Nein, Sire. Ich bin loyal. Ihr seid verheiratet, und ich war eine gottlose Närrin. Und ich

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