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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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die von dem kleinen Nebenspiel nichts mitbekam, ließ ein helles und stolzes Lachen hören. Mochte der Hof sich das Maul zerreißen, dies war einmal mehr ein Beweis, wie sehr der König sie liebte. »Edler Ritter, ich bin die Königin dieses Winterlandes, und ich besitze die Macht, Euch von dem Gelübde Eurer grausamen Geliebten zu erlösen. Sprecht, und ich werde Euch erhören ...«
    Begeistert beteiligten sich die Höflinge an dem Spiel und riefen: »Sprecht, edler Ritter. Nicht umsonst sollt Ihr gedarbt haben ...«
    Hastings beobachtete die neckische Scharade mit einem Anflug von Zynismus. Mit seinem Spiel lenkte der König geschickt die Aufmerksamkeit des Hofes von Anne ab. Wie gewohnt verfolgte Edward sein neues Liebesabenteuer mit lustvollem Jagdeifer. William war wahrscheinlich der Einzige, dem der Blick auf Anne nicht entgangen war. Der König fände gewiss noch mehr Gefallen an dem Liebesspiel, wenn sein getreuer Großkämmerer für die notwendige Abgeschiedenheit sorgte. Trotzdem konnte es nicht schaden, die Hunde auf eine falsche Fährte zu führen und dem Hofstaat die frisch erwachte Zuneigung für die Königin vorzugauckeln - und genau das tat Edward in diesem Moment. William verstand sehr wohl, was vor sich ging. Angesichts der bevorstehenden schwer wiegenden Ereignisse war die Unterhaltung der Damen eine angenehme Zerstreuung.
    Der König lag noch immer stöhnend am Boden. »Ah, oh. Ich durste, und doch darf ich nicht trinken. Ich hungere, und doch darf ich nicht essen, bevor ich nicht mein Gelübde erfüllt habe.«
    Die Höflinge nahmen bereitwillig das Stichwort auf. »Das Gelübde, das Gelübde. Wie lautet das Gelübde?«, riefen sie.
    Der König kniete vor Elizabeth, doch jenen, die Augen hatten zu sehen, erschien es, als schielte er über die Schulter der Königin und suchte jemand ganz anderen. »Ich habe geschworen, die wundervollste Frau im ganzen Land zu finden, neben deren Schönheit der Mond und der weiße Schnee verblassen, und ihre lieblichen Lippen zu küssen ...«
    Nur Hastings bemerkte, dass Anne sich ein ganzes Stück vom Königspaar entfernt hatte. Niemand sonst, der sie fortgehen sah, würde sich etwas dabei denken. Sie war eine Dienerin, die möglicherweise nichts als einen Befehl der Königin auszuführen hatte.
    »... und von ihr ein Zeichen entgegenzunehmen, zum Beweis, dass ich meine Aufgabe erfüllt habe. Lange habe ich gesucht, bin durch weite Länder gereist und vielen wahrhaft schönen Maiden begegnet, aber keine war so strahlend wie der Mond und der fallende Schnee. Dünner und dünner und schwächer und schwächer bin ich geworden und habe die Hoffnung aufgegeben, sie jemals zu finden ... doch nun bäumt sich mein Herz vor Hoffnung auf, denn ich glaube, dass sie, die ich gesucht, vor mir steht.«
    Da war er wieder, dieser suchende, fast unverfrorene Blick, und die Königin runzelte für den Bruchteil einer Sekunde missbilligend die Stirn. War der König abgelenkt? Doch ihre Sorge verflog, als Edward freudig lachte und durch Gebärden ausdrückte, wie geblendet er von ihrer Schönheit war.
    »Oh, die tückische Schönheit der Schneekönigin - kaum wage ich es, dieses unvergleichliche Antlitz zu betrachten! Erlaubt mir, diese schöne, weiße Hand zu küssen. O Lady, verhängnisvoll ist Eure Anmut.«
    Die Königin kicherte vergnügt und hielt ihm eine Hand entgegen, die der König liebevoll küsste. Das war Hastings' Stichwort. Leise trat er neben die Königin und reichte ihr ein Päckchen. Sie war entzückt, wickelte es eilig aus und schwenkte es hin und her, damit alle es sehen konnten.
    »Oh, edler Ritter, Ihr habt Euer Gelübde erfüllt. Nehmt dies als mein Zeichen.« Die Königin überreichte Edward eine goldene Kette mit einem ovalen Medaillon, auf dem kunstvoll ihr Profil eingraviert war. Unter dem Medaillon hing ein Kristallfläschchen mit einem rubinroten Stöpsel, das eine Locke ihres goldenen Haars enthielt.
    Der König sprang auf und küsste das Medaillon und die Königin. »Gott sei gedankt. Und nun können- wir endlich essen!«
    Rundum brandete heiteres Gelächter auf, und der König geleitete Elizabeth zu den mit »einfacher Landkost« überladenen Tischen. Warme Wildpastete mit verzierten Teighauben, Hechtfilet an Safran und Pfeffer, geschmorte Ente und frisches Weißbrot, um die Soßen aufzutunken, und zum Nachspülen heißes, gewürztes Bier und gewärmter Wein.
    Die Diener liefen zwischen den Lagerfeuern und den Tischen hin und her, und die ausgehungerten

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