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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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mit einer Vehemenz aus, die er von ihr nicht kannte und die ihn faszinierte. Mit solcher Kraft sprach eine Frau, kein Mädchen. »Du kannst mir alles erzählen. Ich bin dein Freund, Anne. Du kannst mir vertrauen.«
    Anne seufzte tief. Was sollte sie tun? Wenn sie das, was sie wusste, aussprach, nähme dies einen Teil der Last von ihren Schultern. Ja, Doktor Moss war ihr Freund, daran hatte sie keinen Zweifel. Ihm hatte sie ihre Stellung bei Hof zu verdanken. Trotzdem ... dem König gehörte ihr Wissen, nicht einem Höfling.
    »Sir, ich brauche Zeit zum Nachdenken, denn es handelt sich um eine heikle Angelegenheit, um beängstigende Dinge ... Dürfte ich vielleicht ein wenig später um Euren Rat bitten?«
    Mit dieser Antwort musste Moss sich zufrieden geben, obwohl er darauf brannte, Näheres zu erfahren, denn bei Hof bedeutete Wissen Macht.
    »Woher wusstet Ihr, dass Ihr mich hier findet?« Anne hatte sich wieder gefasst und ihre verwirrenden Gefühle fest in ihrem Herzen verschlossen. Sie musste sich wieder zeigen, dem Hof, der Königin ... und dem König. Und das konnte sie nur, wenn sie fest blieb.
    »Dame Jehanne sah dich mit dem obersten Kammerherrn fortreiten. Sie bat mich, ihm nachzureiten, also bin ich in einigem Abstand gefolgt. Der König hat mich nicht gesehen.«
    Jehanne machte aus ihrer Ablehnung gegenüber Doktor Moss kein Geheimnis. Warum hatte sie also ausgerechnet ihn um Hilfe gebeten?, fragte Anne sich verwundert.
    Moss bemerkte Annes Verwirrung und schimpfte sich einen Narren. Auch wenn er sich eingestehen musste, dass er mehr als rein väterliche Zuneigung für das Mädchen empfand, hätte er sich niemals auf eine so riskante Unternehmung einlassen dürfen. Wenn der König ihn und Anne nun doch zusammen gesehen hatte? Das könnte die geduldige Arbeit von Monaten mit einem Schlag zunichte machen.
    Moss deutete zum Rand der Lichtung, wo sein Pferd hinter einem dichten, entlaubten Weißdorngestrüpp festgebunden war. »Kommst du jetzt mit?«
    Er klang nervös, und Anne wollte gerade zu einer weiteren Frage ansetzen, als aus der Richtung des Sees fröhlicher Lärm drang.
    »Der König ist eingetroffen. Ich glaube, wir sollten jetzt gehen.«
    Anne nickte. Moss hatte Recht. Wenn sie noch länger warteten, würde ihr Fehlen womöglich bemerkt werden.
    Sie war dankbar, dass er ihr keine Fragen stellte, als sie zum Picknick zurückgaloppierten. Als sie um die Wegbiegung kamen, bot sich ihnen ein großartiges Bild: Der König schlitterte mit wehendem Samtmantel und flatternden, bunten Ärmeln anmutig über den gefrorenen See. Gerade als sie zu der Gesellschaft stießen, blieb er mit einer schwungvollen Bewegung stehen und verbeugte sich tief vor der Königin, die ihm stolz applaudierte.
    Anne schlüpfte zwischen die Hofdamen, die die Königin umringten. Sie hatte eine Schale mit Zuckerwerk dabei, die Doktor Moss ihr gegeben hatte: in veilchenfarbenen Zuckerstreuseln gewälzte Marzipankugeln und kandierte Rosenblüten, Elizabeths Lieblingssüßigkeit. Jehanne nahm ihr die Schale ab und bot sie knicksend der Königin dar. »Hier, Euer Majestät, das Mädchen ist wieder da und hat, wie ich ihr befohlen habe, das frisch zubereitete Marzipankonfekt vom Schloss gebracht. Es ist meine Schuld, dass es heute früh vergessen wurde.«
    Die Königin dankte mit einer knappen Geste und suchte abwesend eine Süßigkeit aus, ohne ihre Aufmerksamkeit vom König zu lösen, der gerade die Schnüre losband, mit denen die Knochenkufen an den spitz zulaufenden Schuhen befestigt waren. Ihr Gesicht verzog sich zu einem lieblichen Lächeln, als er lachend auf sie zukam. Er war etwas außer Atem, und seine Wangen waren von der Bewegung in der frischen Luft gerötet. »Hungrig, mein Gebieter?«
    Der rauchige Unterton in ihrer Stimme ließ den König lächeln. Es gefiel ihm, wenn die Königin so raffiniert mit ihm scherzte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Anne sich sehr geschäftig gab und mit scheinbar gleichmütiger Miene den Lieblingsdamen der Königin Zuckerwerk anbot. Vergnügt erhob er die Stimme, damit sie ihn auch bestimmt hörte. »Oh, verehrte Königin, nicht nach Essen hungert mich. Ich bin ein armer Ritter, der sich verirrt hat und erst wieder irdische Speisen zu sich nehmen darf, wenn er sein Gelübde erfüllt hat, das seine Geliebte ihm auferlegt.« Zum Ergötzen seines Hofstaats warf sich der König seiner Königin stöhnend zu Füßen, doch von den anderen unbemerkt traf sein Blick Anne, die eilig wegsah.
    Elizabeth,

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