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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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schweren, mit Schnitzereien verzierten Eichentüren vermochten die Schreie des Neugeborenen nicht zu dämpfen. Der Arzt verbeugte sich lächelnd und nahm von allen Seiten Glückwünsche entgegen, beantwortete aber keine Fragen, sondern ging, mit Anne und Jassy im Schlepptau, zügig weiter. »Meine Herren, meine Damen, ich bin auf dem Weg zum König. Ja, das Kind ist gesund - ebenso die Königin. Aber bitte, halten Sie mich nicht auf.«
    Das Mädchen und die ältere, ehrwürdige Dienerin ernteten viele neugierige Blicke. Der Hof war nicht so groß, als dass Fremde nicht aufgefallen wären, aber in der auf die Geburt der Prinzessin folgenden Aufregung wurden sie schnell wieder vergessen.
    Der Doktor ging raschen Schrittes zu den Gemächern des Königs. Er war von all der Aufregung und dem glücklichen Ausgang der Geburt immer noch aufgewühlt, und Anne, Jassy und Tom konnten kaum Schritt halten mit ihm. Das Kind lebte, auch wenn es ein Mädchen war - und er, Moss, hatte die Königin gerettet! Gewiss, die beiden Frauen hatten auch einen Teil dazu beigetragen - einen kleinen Teil, aber es war wichtig, dass dies ihr Geheimnis blieb.
    »Tom.« Der Doktor blieb in einem dunklen, menschenleeren Flur stehen, während sein Gehilfe nach vorn eilte. »Ich möchte, dass du diese beiden Damen wieder nach Hause bringst. Und pass gut auf sie auf.« Moss wandte sich mit einem charmanten Lächeln an Anne und machte eine tiefe
    Verbeugung. »Kleines Fräulein, ich muss Euch Dank sagen, aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt dafür. Ich bitte Euch und Mistress Jassy, nichts von den Ereignissen dieser Nacht verlauten zu lassen, nicht einmal gegenüber Master Mathew und Lady Margaret, bis ich mit dem König gesprochen habe. Ich werde nach Blessing House kommen, wenn ich geschlafen und die Königin und ihr Kind noch einmal untersucht habe.« Wieder verbeugte er sich, dann war er verschwunden.
    Tom zog. Jassy am Ärmel. »Hier entlang, Magd.«
    Das war zu viel für die Haushälterin. Sie war niemandes »Magd«, und die Ereignisse dieser Nacht waren, so aufwühlend sie auch gewesen sein mochten, gewiss nicht so erschütternd, als dass sie den lässigen Ton dieses Knaben hätte dulden können.
    »Ich heiße Mistress Jassy, wenn ich bitten darf, und ich werde dafür sorgen, dass du das nicht so schnell vergisst, junger Mann. Komm, Anne.« Mit diesen Worten reckte sie das Kinn und raffte mit einer energischen Geste ihre Röcke, wie sie es bei Lady Margaret gesehen hatte. Mit gesenkten Augen und vor dem Leib gefalteten Händen ging Anne schüchtern hinter Jassy her.
    Tom schüttelte den Kopf. Er wurde nicht klug aus den beiden Frauen. Er wusste von seinem Herrn, dass Jassy die Haushälterin des Kaufmanns war, aber von ihrem Auftreten und ihrer Kleidung hätte man sie ohne weiteres für eine Lady halten können. Und Anne sah aus wie die Tochter des Hauses, verhielt sich aber wie eine wohl erzogene Dienerin.
    Frauen. Wie sollte man aus diesen Wesen schlau werden? Tom gähnte ausgiebig und führte die beiden wortlos durch den Palast. In der Stadt waren Kirchenglocken zu hören, die zur Feier der Geburt der Prinzessin geläutet wurden, und vom Tower scholl ein Kanonensalut. Eine großartige Nacht, dachte Tom, aber nun war es Zeit, schlafen zu gehen.
    Auch Anne war erschöpft, doch als sie draußen vor dem Palast die erregten Stimmen der Leute vernahm, die sich von Haus zu Haus die Neuigkeit zuriefen, verspürte sie eine große Unruhe. Ihr ursprüngliches Misstrauen gegenüber Doktor Moss war neuerlich erwacht. Es war höchst seltsam, dass er sie erst mitten in der Nacht rufen und dann wie Diebe wieder wegbringen ließ. Und auch die politischen Folgen der Geburt selbst beunruhigten sie. Natürlich war sie froh, dass ihre Salbe geholfen hatte, aber wenn Edward das Land vor erbitterten Erbfolgekriegen bewahren wollte, brauchte er Söhne. Politik interessierte sie nicht besonders, aber die Folgen, die die Geburt eines Mädchens hätte, waren in Blessing House ausgiebig diskutiert worden. Anne wusste, dass Warwick jetzt, wo dem König und der Königin eine Prinzessin und kein Prinz geschenkt worden war, alles daran setzten würde, Unruhe zu stiften.
    »Bitte, Aine, bitte, Maria«, betete sie, während sie durch die überfüllten Straßen eilte, wo die Leute Freudenfeuer entfachten und Bierkrüge kreisen ließen, »bitte schützt König Edward und seine kleine Tochter und gebt uns Frieden ...«

Hewlett-Packard
    Kapitel 18
    Vier Monate war es her, dass die

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