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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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gelegenen Cheside, wo die Soldaten der Königin einzukehren pflegten.
    Im Palast herrschte geschäftiges Treiben, als das Grüppchen im Vorhof eintraf. Der König und einige Magnaten sowie die Königin mit ihren Hofdamen kehrten gerade von einem einmonatigen Landaufenthalt in Windsor zurück, wo sie sich im frischem Herbstwind beim Jagen verlustiert hatten. Der riesige Hof war eine einzige gärende Masse aus Pferden, Männern, Hunden und Dienern, die umherliefen, während der König und seine Gäste absaßen. Loren, der Knappe des Königs, hielt den Kopf des Jagdrosses fest, worauf
    Edward sich elegant zu Boden gleiten ließ. Dann schlenderte er zur verhangenen Kutsche der Königin, wo er ihr feierlich auf das Kopfsteinpflaster half.
    Anne stockte der Atem bei seinem Anblick, aber als sie die Königin sah, traute sie ihren Augen nicht. Elizabeth Wyde- ville schenkte ihrem Mann ein strahlendes Lächeln. Diese Erscheinung mit der weißen Haut, dem schlanken Wuchs und der schmalen Taille konnte unmöglich dieselbe Frau sein, die Anne in jener Nacht der Geburt als aufgedunsene, hektisch rot angelaufene Masse auf dem Prunkbett gesehen hatte. Sie war noch schöner als ihr Ruf.
    »Ja, ein Wunder, nicht wahr? Manche sagen, es sei Hexerei.« Doktor Moss war unbemerkt neben Anne getreten, die bei seinen Worten zusammenzuckte. Dann sah sie ehrfürchtig zu, wie die strahlende Gesellschaft die breiten Steinstufen erklomm, die in die große Eingangshalle des Palasts führten. »Das ist natürlich Unsinn. Aber zugegeben, du hast deinen Anteil daran. Oder, besser gesagt, die Tees, die du bereitet hast. Und die Frau hat Selbstdisziplin, das muss ich ihr lassen. Seit der Geburt hat sie wie ein Vögelchen gespeist, und jetzt hat sie auch noch dich. Sieh nur, wie schön ihre Haut geworden ist.«
    Anne fühlte sich unbehaglich. »Sir, ich finde ...« Moss sah auf sie herab und lächelte über ihren ängstlichen Gesichtsausdruck. »Ich weiß so wenig. Vielleicht glaubt die Königin, dass ich Fähigkeiten besitze, die ich gar nicht habe, und ist enttäuscht von mir ...«, fuhr sie fort.
    »Kind, du wirst der Königin dienen, und ich werde dir dabei helfen. Ich glaube, du weißt mehr, als du denkst - du musst nur lernen, sie zufrieden zu stellen.« Was nicht einfach werden würde, wie er nur allzu gut wusste. »Und dann, nun ... wer weiß?«
    Oben auf der Treppe hielt die königliche Gesellschaft einen Augenblick inne, als der König einen Scherz machte. Das glockenhelle Lachen von Elizabeth Wydeville perlte durch die kalte Herbstluft, doch ein Wiehern des königlichen Rosses zog Edwards Aufmerksamkeit auf sich, und er sah sich suchend im Hof um.
    Doktor Moss fing den Blick des Königs auf und zog seinen flachen Samthut, während Anne nach einem kurzen Stoß in die Rippen in einen tiefen Knicks sank.
    Der König lächelte und winkte dem Doktor freundlich zu, ehe er sich der Königin zuwandte: »Dort steht Doktor Moss, meine Liebe. Er hat das Mädchen von Mathew Cuttifer dabei, um das du gebeten hast. Und nun lasst uns speisen - ich habe Hunger.«
    Die Hofgesellschaft folgte dem Königspaar in den Palast, so dass nur Anne und Doktor Moss auf dem Hof zurückblieben. Eine Woge der Einsamkeit erfasste das Mädchen, und sie spürte, wie Tränen in ihr aufstiegen. Der Arzt, ein durchaus feinfühliger Mann, bemerkte ihren Kummer und tätschelte freundlich ihre Schulter.
    »Komm, Kind. Ich werde dich zur Schlafstube der Zofen bringen. Dort wirst du Dame Jehanne kennen lernen. Sie hat die Aufsicht über die Kammerzofen der Königin und wird wissen, was sie mit dir anfangen soll.«

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    Kapitel 19
    Annes erster Tag im Palast begann in einem verwirrenden Nebel, kaum dass der Doktor sie vor die Tür der Schlafstube gebracht und dort allein stehen gelassen hatte.
    Schüchtern klopfte sie an der Tür, die sogleich ungestüm aufgerissen wurde.
    »Was ist?« Ein Mädchen in ihrem Alter mit rotem Gesicht und rundlichem Körper starrte sie unwillig an. »Ja? Sprich, Maid.«
    »Das reicht, Rose.« Hinter dem aufgebrachten Mädchen erschien eine alte Frau. »Mach dich an die Arbeit. Die Königin wartet schon«, erklärte sie streng.
    Rose schimpfte leise vor sich hin und drängte sich eilig an Anne vorbei. Die alte Frau schüttelte verärgert den Kopf und wandte sich dem Mädchen vor ihr zu. »Ja? Und wer bist du?«
    Etwas Seltsames geschah, als Anne sich in einen tiefen Knicks sinken ließ: Die streng dreinblickende, imposante Frau wirkte

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