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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich erst durch eine mühsame und sorgfältige Nivellierung der betreffenden Landesteile nachweisen. Bei einer Expedition durch die Wüste Sahara, im Jahre 1872, behaupteten übrigens der Senator von Oran, Pomel, und der Grubeningenieur Rocard, daß diese Arbeit wegen der eignen Natur der Schotts gar nicht ausführbar wäre. Der Stabskapitän Roudaire, von dem überhaupt die erste Anregung zu dem außerordentlichen Unternehmen ausgegangen war, leitete 1874 dessen Wiederaufnahme dann unter aussichtsvolleren Bedingungen aufs neue ein.«
    Allseitiger Beifall begrüßte den Namen dieses französischen Offiziers, wie das schon früher der Fall gewesen war und wohl für immer sein wird. Neben seinem Namen müssen aber auch die des damaligen Vorsitzenden des Ministerrates, de Freycinets, und des Kanalbauers Ferdinand Lesseps genannt werden, die den riesigen Plan später durch ihre Empfehlung unterstützten.
    »Auf diesen weit zurückliegenden Zeitpunkt, meine Herren, nahm der Vortragende wieder das Wort, ist die erste wissenschaftliche Durchforschung des Gebietes zurückzuführen, das im Norden, und dreißig Kilometer südlich von Biskra, durch die Berge von Aures begrenzt wird. Im Jahre 1874 war es, wo der kühne Offizier den Plan eines Binnenmeeres studierte, dem er nachher alle seine Kräfte widmen sollte. Konnte aber irgend jemand voraussehen, daß sich ihm so zahllose Hindernisse entgegenstellen würden, daß es seiner Tatkraft nicht gelang, darüber zu triumphieren? Wie dem auch sein mochte, unsre Pflicht ist und bleibt es, dem mutigen und gelehrten Mann die Ehre zu geben, die ihm gebührt.
    Nach den ersten Studien des eigentlichen Vaters dieses Unternehmens betraute der Minister des öffentlichen Unterrichts den Kapitän Roudaire offiziell mit verschiedenen wissenschaftlichen Missionen, die alle auf die Erforschung des in Betracht kommenden Gebietes hinausliefen. Dabei wurden zuverlässige geodätische Messungen ausgeführt, die es erlaubten, die Bodengestaltung dieses Teiles des Djerid festzustellen.
    Jetzt mußte die Legende der Wirklichkeit weichen: die Gegend, in der man ein ehemals vorhandenes, mit der Kleinen Syrte in Verbindung stehendes Meer angenommen hatte, konnte ein solches niemals gebildet haben. Die Bodensenke, die man von der Uferwand bei Gabes bis zu den letzten algerischen Schotts durchweg für überflutbar angesehen hatte, war das nur in verhältnismäßig beschränktem Umfange. Konnte das Saharameer aber auch die ihm von der öffentlichen Meinung früher angedichtete Ausdehnung niemals erhalten, so war das doch noch kein Grund, das Projekt gänzlich aufzugeben.
    »Anfänglich, meine Herren, sagte Schaller, hatte man glauben können, daß dieses Meer eine Fläche von fünfzehntausend Quadratkilometern bedecken würde. Von dieser Zahl mußten aber schon fünftausend für die tunesischen Sebkhas abgezogen werden, deren Niveau das des Mittelländischen Meeres übersteigt. Tatsächlich bleiben aber, nach den Untersuchungen und Messungen des Kapitäns Roudaire, nur achttausend Quadratkilometer übrig, die von dem Gebiete der Schotts Rharsa und Melrir unter Wasser gesetzt werden können. Deren Oberfläche liegt durchschnittlich siebenundzwanzig Meter tiefer als die des Golfs von Gabes.«
    Schaller wies hierbei mit einem Stabe nach den betreffenden Stellen auf der Wandkarte hin, wo er den Zuhörern diesen Teil des alten Lybiens vor Augen führte.
    Zuerst, im Gebiete der Sebkhas und von der Küste ausgehend, deutete er auf die höher als das Meer liegenden Teile, deren niedrigster 15·52 Meter und deren höchster 31·45 Meter darüber aufragt. Diese höchste Stelle befindet sich nahe dem Küstenwall von Gabes. Weiter nach Westen hin trifft man auf die ersten Vertiefungen erst in der Bodensenke des Schotts Rharsa, hundertneunzig Kilometer vom Meere, auf eine Strecke von vierundsiebzig Kilometern. Dann steigt der Boden gegen dreißig Kilometer weit wieder an bis zu dem Schott Melrir, das sich in der Ausdehnung von hundertzehn Kilometern zum größten Teile überfluten ließe. Hier kreuzt sich dann, in der Entfernung von dreihundertsiebzig Kilometern vom Golfe von Gabes, der Breitengrad mit dem Meridian von 3 Grad 40 Minuten.
    »Das, meine Herren, fuhr Schaller fort, sind die Ergebnisse der geodätischen Untersuchungen dieser Landesteile. Nun erhebt sich freilich die Frage, ob es, gegenüber der Möglichkeit, achttausend Kilometer vertieft liegenden Erdboden, dem man aus dem Golfe von Gabes Wasser zuführen

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