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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Händen noch weiter nachgaben. Fünf bis sechs Stöße genügten, sie vollends aus dem Verbande zu lösen, und als Hadjar sie dann zur Seite geschoben hatte, war der Weg für ihn frei.
    Der Tuareghäuptling hatte sich bis zur äußern Mündung nur noch zwei Meter vorwärts zu winden, doch das war das schwierigste Stück der Arbeit, da sich der Kanal jenseits des Gitters noch verengerte. Doch auch diese Schwierigkeit wurde überwunden und er hatte am Ausgange sogar nicht nötig nur einen Augenblick zu warten.
    Als er kaum an den Ausgang gelangt war, schlugen ihm schon die Worte: »Hadjar, wir sind hier!« ans Ohr.
    Der Tuareg machte eine letzte Anstrengung und damit kam sein Oberkörper, in der Höhe von zehn Fuß über dem Meere, aus der Mündung hervor.
    Harrig und Sohar reckten sich ihm entgegen, doch gerade als sie ihn vollends herausziehen wollten, ließ sich ein Geräusch vernehmen. Schon fürchteten sie, daß es aus dem kleinen Hofe käme und daß ein Aufseher nach dem Gefangenen geschickt worden wäre, der vielleicht sofort abgeführt werden sollte. War dann der Gefangene verschwunden, so wurde im Bordj natürlich sogleich Alarm geschlagen.
    Zum Glück war es hiermit nichts: eine Schildwache, die nahe der Brustwehr des Donjons auf und ab ging, hatte das Geräusch verursacht. Möglicherweise war der Mann durch das Herankommen des Bootes aufmerksam gemacht worden. Von der dem Posten angewiesenen Stelle aus konnte dieser das Fahrzeug aber gar nicht bemerken, und bei dessen Kleinheit wäre es in der Finsternis überhaupt kaum sichtbar gewesen.
    Immerhin galt es jetzt, mit möglichster Vorsicht zu Werke zu gehen. Nach einigen Augenblicken packten Sohar und Harrig Hadjar bei den Schultern, zogen ihn vollends hervor, und endlich stand er unten zwischen ihnen.
    Mit einem kräftigen Stoße wurde das Boot ein großes Stück hinausgetrieben. Es erschien ja nicht ratsam, längs der Mauern des Bordj und auch nicht nahe am Strande hinzufahren, sondern weiter draußen auf dem Golf bis zur Höhe des Marabouts zu bleiben. Auch dabei wurde es noch nötig, mehreren Barken aus dem Wege zu gehen, Fahrzeugen, die entweder aus dem Hafen kamen oder dahin zurückkehrten, da die stille Nacht den Fischern so günstig war. Bei dem – gehörig entfernten – Vorüberkommen am ‘Chanzy’ erhob sich Hadjar, kreuzte die Arme und warf einen Blick voll tödlichen Hasses nach dem Kreuzer hin. Dann setzte er sich, ohne ein Wort zu äußern, am Hinterteile des Bootes wieder nieder.
    Eine halbe Stunde später streifte das Fahrzeug knirschend den Sand des seichten Grundes dicht am Ufer; sofort wurde es vollends aufs Trockne gezogen, und der Tuareghäuptling wandte sich mit seinen beiden Begleitern dem Marabout zu, den sie erreichten, ohne jemand zu begegnen.
    Djemma war ihrem Sohne einige Schritte entgegen gegangen und preßte ihn in die Arme.
    »Komm, komm!« das waren die einzigen Worte, die sie hervorstieß.
    Damit ging sie auch schon um die Ecke des Marabout, wo Ahmet und Horeb warteten.
    Drei Pferde standen hier gesattelt, bereit, unter den Sporen der Reiter davonzufliegen.
    Hadjar bestieg das eine, Harrig und Horeb folgten seinem Beispiele.
    »Komm!« hatte Djemma gesagt, als sie ihren Sohn wiedersah, und jetzt rief sie auch nur das eine Wort:
    »Gehe!« und dabei wies sie mit der Hand nach den finstern Gebieten des Djerib.
    Einen Augenblick nachher waren Hadjar, Horeb und Harrig schon im Dunkel der Nacht verschwunden.
    Bis zum Morgen blieb die alte Tuareg mit Sohar noch im Marabout. Sie hatte verlangt, daß Sohar noch einmal nach Gabes zurückkehrte. Er sollte dort auskundschaften, ob die Flucht schon bekannt geworden sei und die Nachricht davon sich in der Oase verbreitet habe; ebenso ob die Behörden dem Flüchtling schon Häscher nachgeschickt hätten und in welcher Richtung man im Djerib nach ihm suchen würde. Endlich sollte er zu erforschen suchen, ob gegen den Tuareghäuptling und seine Parteigänger noch einmal ein regelrechter Feldzug eröffnet werden sollte, wie der letzte, der mit dessen Gesangennahme endigte.
    Alles das verlangte Djemma zu wissen, ehe sie den Weg nach dem Lande der Schotts wieder einschlug. Sohar hatte aber nichts in Erfahrung bringen können, als er in der Umgebung von Gabes umherschweifte. Er wagte sich dabei sogar bis in die Nähe des Bordj und begab sich darauf nach dem Hause des Mercanti, der nun erst erfuhr, daß das Unternehmen gelungen sei und daß Hadjar, endlich frei, jetzt durch die Einöde der

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