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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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durch einen schmalen Kanal in Verbindung gestanden hätte.
    Nach Herodot war es Pomponius Melas, der, fast zu Anfang der christlichen Zeitrechnung, des großen tritonischen Sees – auch See der Pallas genannt – erwähnt, dessen Verbindungsglied mit der Kleinen Syrte, dem heutigen Golfe von Gabes, infolge der Niveausenkung seines Wassers – diese selbst eine Folge starker Verdunstung – allmählich verschwunden wäre.
    Da der Wasserstand, nach dem Berichte des Ptolemäus, unausgesetzt niedriger wurde, hätte sich das Wasser schließlich nach einzelnen Senkungsgebieten zurückgezogen, nach dem Triton-oder Pallassee und nach dem lybischen und dem Schildkrötensee. das sind die jetzigen algerischen Schotts Melrir und Rharsa und die tunesischen Sebkhas Djerid und Fejej.
    Darunter, meine Herren, mag nun Wahres und Falsches, gewiß mehr vom zweiten sein, denn die Legenden des Altertums sind an Zuverlässigkeit der heutigen Wissenschaft nicht zu vergleichen. Nein, Jasons Schiff hat nicht nach jenem Binnensee verschlagen werden können, der niemals mit der Kleinen Syrte in Verbindung stand, und über deren Uferhöhen wäre es nur hinweggekommen, wenn es die mächtigen Flügel des Ikarus, des abenteuerlustigen Sohnes des Dädalus, gehabt hätte.
     

    »Gehe!« rief Djemma. (S. 44.)
     
    Alle Beobachtungen ausgangs des neunzehnten Jahrhunderts haben unwiderleglich ergeben, daß ein, das ganze Gebiet der Sebkhas und Schotts bedeckendes Meer niemals existiert haben kann, denn die Hälfte dieser Depressionen erhebt sich um fünfzehn bis zwanzig Meter über das Niveau des Golfes von Gabes, und vorzüglich über die Gebietsteile, die der Küste näher liegen, und niemals könnte dieses Meer eine Länge von hundert Lieues (fast 400 km) gehabt haben, die ihm allzu phantastische Geister zugewiesen hatten.
    Immerhin, meine Herren, erschien es, bei weiser Beschränkung auf die Größenverhältnisse, die sich aus der Natur der Gebiete der Schotts und Sebkhas ergeben, keineswegs unmöglich, den Plan eines vom Golfe von Gabes aus gespeisten. Saharameeres zur Ausführung zu bringen.
    Darauf kam auch das Projekt hinaus, das mehrere unternehmende, doch nicht genug praktische Gelehrte entworfen hatten und das, nachdem es wiederholt Abänderungen erfahren hatte, doch nicht zum guten Ende geführt werden konnte. Seine Geschichte ist es, die ich Ihnen ebenso ins Gedächtnis zurückzurufen wünschte, wie die vergeblichen Versuche und die bittern Enttäuschungen, die ihm jahrelang vorbehalten waren.«
    Im Auditorium machte sich eine beifällige Bewegung bemerkbar, und als der Vortragende nach einer in großem Maßstabe ausgeführten Karte wies, die neben ihm an der Wand hing, da wandten sich dieser alle Blicke zu. Die Karte zeigte die südlichen Teile von Tunis und Algerien, etwa in der Höhe des 43. Breitengrades, während sie vom 3. bis zum 8. Längengrade (von Paris) reichte.
     

    Herr von Schaller.
     
    Darauf sah man die großen Senkungsgebiete im Südosten von Biskra, eine Gesamtdarstellung der algerischen, tiefer als das Niveau des Mittelländischen Meeres gelegenen Schotts, die unter dem Namen derer von Melrir und von Rharsa zusammengefaßt werden. Am Ende des zweitgenannten Schotts war beim 7. Meridian der unvollendete Kanal angedeutet, der es mit der Kleinen Syrte verbinden sollte.
    Nördlich davon, im tunesischen Teile, lagen die Ebenen, wo die Stämme der Hammemas hausten, südlich aber, im algerischen Teile, das ausgedehnte Gebiet der Dünen. Genau ihrer Lage entsprechend waren die wichtigsten Städte und Ortschaften der Gegend angezeichnet: Gabes am Ufer seines Golfes, La Hamma auf der rechten Seite am neuen Kanal und fast am Ende des Schotts Fejej, ferner Limagnes, Softim, Bou Abdallah und Bechia auf der Landzunge, die sich zwischen dem Fejej und dem Djerid hinstreckt, weiter Sedada, Kri, Hamma, Tozeur und Nefta, zwischen dem Djerid und dem Rharsa sah man Chebeka im Norden und Bir Klebia im Westen von diesem, endlich Zeribet, Aïn Naga, Tahir Rassu, Mraie und Fagussa in der Nachbarschaft der im Westen der Schotts geplanten transsaharischen Bahnlinie.
    Die Anwesenden konnten auf der Karte also das ganze Gebiet der Depressionen übersehen, von denen Rharsa und Melrir vollständig überflutet werden konnten und das neue afrikanische Binnenmeer bilden sollten.
    »Daß die Natur aber, fuhr Schaller fort, die Senkungsgebiete gerade da batte entstehen lassen, wo sie die Gewässer der Kleinen Syrte leicht erreichen konnten, das ließ

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