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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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folgende:
    Infolge der Flachheit der Ränder der Schotts würden sich diese bald in Sümpfe, in ebensoviele Krankheitsherde verwandeln, die die ganze Umgebung zu verseuchen drohten. Vorherrschend wehten auch die Winde, statt von Süden, wie die Urheber des Planes anführten, vielmehr aus Norden. Der durch die Verdunstung des neuen Binnenmeeres hervorgerufene Regen würde also keineswegs den Feldern in Algerien und Tunis zugute kommen, sondern zweck-und nutzlos auf die ungeheuern sandigen Ebenen der großen Wüste niederfallen.
    Die ungünstigen Urteile bilden gleichsam den Ausgangspunkt einer traurigen Periode, in der sich vielerlei ereignete, das den Gedanken an ein drohendes Unheil in Ländern wachrufen mußte, wo der Fatalismus ja unangefochten herrscht, Ereignisse, die eine recht trübe Erinnerung bei allen hinterlassen haben, die damals in Tunis lebten.
    Die Pläne des Kommandanten Roudaire hatten die Phantasie der einen auf Abwege geführt und die Spekulationswut der andern erregt. Von Lesseps der das als einer der ersten voraussah, hatte sich der Sache warm bis zu dem Zeitpunkte angenommen, wo er wegen der Durchstechung der Landenge vor Panama davon abgelenkt wurde.
    Alles das war, so wenig es verhältnismäßig bedeutete, doch nicht vor gekommen, ohne die Phantasie der seßhaften und der nomadisierenden Bewohner der betreffenden Landesteile zu erhitzen. Diese sahen schon ganz Südalgerien in der Hand der Rhumis und glaubten das Ende ihrer Sicherheit und Unabhängigkeit damit gekommen. Der Einbruch des Meeres in ihre Einöden müsse ihrer langjährigen Herrschaft ein Ende machen. Bei allen Stämmen trat denn auch bald eine dumpfe Erbitterung zutage wegen der Befürchtung eines Eingriffes in ihre Vorrechte, mindestens in die, die sie sich anmaßten.
    Unter diesen Umständen erlag der ohnehin geschwächte Kapitän Roudaire mehr der Enttäuschung als einer Krankheit, und das von ihm erträumte Werk verfiel in langen Schlummer, bis einige Jahre später der von den Amerikanern angekaufte Panamakanal, 1904, fremde Ingenieure und Kapitalisten veranlaßte, seine Pläne wieder aufzunehmen. Diese gründeten nun eine Gesellschaft, die sich unter dem Namen
Compagnie franco-étrangère
organisierte, um die Arbeiten sofort einzuleiten und zum Nutzen Tunesiens – als Folge davon auch zum Gedeihen Algeriens – zum guten Ende zu führen.
    Je mehr sich der Gedanke eines Vordringens in die Sahara der Geister bemächtigt hatte, gewann eine Bewegung in diesem Sinne, die in West-Algerien, in Oranien, entstand, desto mehr Anhänger, je mehr das von Roudaire aufgegebene Projekt in Vergessenheit geraten war. Schon reichte die Staatseisenbahn über Beni-Ounif hinaus bis zur Oase Figuig und gestaltete sich scheinbar immer mehr zu einer Transsaharischen Linie.
    »Es ist nicht meines Amtes, fuhr von Schaller fort, hier rückblickende Betrachtungen über das Vorgehen jener Gesellschaft anzustellen, auch nicht über die Tatkraft, die sie entwickelte, oder über die umfangreichen Arbeiten, die sie mit mehr Kühnheit als klarer Überlegung unternahm. Sie operierte, wie allbekannt, gleichzeitig auf einem sehr ausgedehnten Gebiete und beschäftigte sich, da sie von den Erfolgen überzeugt war, gleich mit allerlei, z. B. mit der Einrichtung einer Art Forstverwaltung, die die Aufgabe erhielt, die Dünen im Norden der Schotts durch Maßnahmen zu befestigen gleich denen, durch die man in Frankreich, in les Landes (einem Departement am Biskayischen Meerbusen mit langen, breiten Heidestrecken) die Küsten gegen die Angriffe des Meeres und des Flugsandes erfolgreich geschützt hatte. Vor der Ausführung ihrer eigentlichen Pläne erschien es der Gesellschaft notwendig, ja unerläßlich, die schon vorhandenen oder noch zu gründenden Städte, ebenso wie die Oasen, vor Überraschungen des zukünftigen Meeres zu bewahren, das gewiß kein stilles Gewässer sein würde, so daß es ratsam erschien, schon im voraus damit zu rechnen.
    Gleichzeitig machte sich ein ganzes Netz hydraulischer Arbeiten nötig zur Schonung der trinkbaren Gewässer der Oueds und der Rhiss. Jede Verletzung der Gewohnheiten und Interessen der Eingebornen mußte ja möglichst vermieden werden, sonst stand der Erfolg des Ganzen auf dem Spiele. Ebenso empfahl es sich, von vornherein geeignete Häfen nicht nur auszugraben, sondern fertig herzustellen, deren sich die Schiffahrt sofort mit Nutzen bedienen könnte.
    Infolge dieser überall gleichzeitig begonnenen Arbeiten und der großen

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