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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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noch eine ganze Baharia oder Eingebornenmarine, die die Waren nach dem Süden der Berge von Aures beförderte. Wie hätten die Targui aber daran denken können, diese Fahrzeuge anzugreifen? Nein, das bedeutete ihren baldigen Ruin und ebenso den der Hamamma, der Souafa, der Beni-Zid, Nememcha und der Omaghama, lauter Stämmen, die nur von Raub und Plünderung lebten.
    Besonders unter dieser Bevölkerung herrschte also eine dumpfe Gärung und deren Imans hetzten sie noch zum vollen Aufruhr auf. Wiederholt wurden die bei der Aushebung des Kanals beschäftigten arabischen Arbeiter von wütenden Banden überfallen, so daß zu ihrem Schutze algerische Truppen herangezogen werden mußten.
    »Mit welchem Rechte – so predigten die Marabouts – wollen jene Fremden unsre Oasen, unsre Ebenen in ein Meer verwandeln? Warum maßen sie sich an, das umzugestalten, was die Natur geschaffen hat? Ist denn das Mittelländische Meer nicht groß genug, daß sie es unternehmen, ihm auch noch das Gebiet unsrer Schotts hinzuzufügen? Die Rumihs mögen auf jenem umhersegeln, soviel sie wollen, wenn ihnen das Vergnügen macht, wir aber, wir sind Kinder des festen Landes, und das Djerid ist dazu bestimmt, von Kafilas durchzogen, nicht aber von Schiffen befahren zu werden. Nein, diese Fremdlinge müssen ausgerottet werden, ehe sie unser Land, das Land unsrer Väter, durch den Einbruch des Meeres ertränkt haben.«
    Diese immer zunehmende Bewegung hatte ihr Teil auch an dem Zusammenbruche der
Compagnie franco-étrangère
gehabt; im Laufe der Zeit schien sie sich jedoch infolge der Einstellung der Arbeiten beruhigt zu haben, doch lebte die Überflutung der Wüste durch das Meer in der Erinnerung der Bewohner des Djerid ungeschwächt weiter. Sorgsam erhalten durch die Targui, seitdem sich diese im Süden des Arad eingenistet hatten, sowie durch die Hadjis oder die zurückgekehrten Mekkapilger, die es liebten, dem Durchstiche des Suezkanals den Verlust der Unabhängigkeit ihrer Glaubensgenossen in Ägypten schuld zu geben, wuchs sich diese Aussicht bei allen zu einer Besorgnis aus, die mit dem muselmanischen Fatalismus doch so wenig übereinstimmte. Die verlassenen Anlagen mit ihrem phantastischen Material von riesigen Baggern mit ungeheuern Hebeln, die wie mächtige Arme aussahen, die Erdschöpfeimer, die man mit einem gewissen Rechte mit Bodenbuhlerinnen verglichen hatte… alles das spielte eine fabelhafte Rolle in den Erzählungen der Improvisatoren des Landes, dessen Bewohner seit den Märchen von »Tausendundeiner Nacht« und den vielen arabischen, persischen und türkischen Wundergeschichten nach solchen Schilderungen sehr lüstern waren.
    Diese Erzählungen hielten in den Köpfen der Eingebornen die Schauermär von dem Einbruch des Meeres lebendig, indem sie die Erinnerungen der Vorfahren auffrischten.
    Da kann es denn kaum auffallen, daß Hadjar vor seiner Verhaftung und dessen Parteigänger zu der Zeit, von der wir hier schreiben, an vielerlei Überfällen beteiligt gewesen waren.
    Die Expedition des Ingenieurs sollte unter dem Schutze eines Geleites von Spahis vor sich gehen die vom Kapitän Hardigan und vom Leutnant Vilette befehligt wurden, und eine bessere Wahl hätte man gar nicht treffen können.
    Der Kapitän Hardigan stand im kräftigsten Alter – er zählte kaum zweiunddreißig Jahre – dabei war er geistig geweckt, kühn, doch von einer Kühnheit, die die kluge Erwägung nicht ausschloß, gewöhnt an die Unbilden des afrikanischen Klimas, und von einer Ausdauer, von der er bei verschiedenen Feldzügen schon unbestreitbare Beweise geliefert hatte. Er war ein Offizier im vollsten Sinne des Wortes, ein Militär mit Leib und Seele, der in dieser Welt keinen andern Beruf als den des Soldaten kannte. Übrigens unverheiratet und sogar ohne nähere Verwandte, galt ihm das Regiment als seine Familie und betrachtete er seine Kameraden als Brüder. Beim Regimente achtete man ihn nicht allein, nein, man liebte ihn, und was seine Untergebenen betraf, wären diese, aus Zuneigung ebenso wie aus Dankbarkeit, für ihn zu jedem Opfer bereit gewesen. Er konnte alles von ihnen erwarten, da er alles von den Leuten verlangen konnte.
    Was den Leutnant Vilette angeht, wird es genügen, zu sagen, daß dieser, mutig wie sein Kapitän, energisch und entschlossen wie dieser und auch ein ebenso unermüdlicher und vortrefflicher Reiter, schon bei frühern Expeditionen Proben seiner Tüchtigkeit abgelegt hatte. Ein stets zuverlässiger Offizier, stammte

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