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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mächtig, auch nennen würden.
     

    Man hatte eine Art Forstbetrieb eingerichtet. (S. 87.)
     
    – Sehr schön, antwortete Pistache, doch Datteln sind eben Datteln, ob man sie nun in Gabes pflückt oder in Tozeur, wenn sie nur auf einem Dattelbaume gewachsen sind; nicht wahr, Herr François?«
    Jeder sagte stets »Herr François«, wenn er sich an diesen wendete. Sein Herr selbst drückte sich niemals anders aus, und François nahm das mit natürlicher Würde als eine ihm zukommende Auszeichnung hin.
    »Darüber kann ich nicht urteilen, sagte er mit ernster Stimme, während seine Hand über das Kinn wegstrich, das er morgen in der ersten Stunde zu rasieren gedachte. Ich gestehe übrigens, nie besonderes Verlangen nach dieser Frucht gehabt zu haben, die für Araber gut sein mag, nicht aber für Leute aus der Normandie, zu denen ich gehöre.
    – Na wahrlich, Herr François, rief der Wachtmeister, Sie sind etwas schwer zu befriedigen. Gut für die Araber! Zu gut für diese, sollten Sie sagen, denn die verstehen sie gar nicht nach Verdienst zu würdigen!… Ich bitte Sie: Datteln! Apfel, Birnen, Weintrauben, Orangen… alle Früchte Frankreichs gäbe ich für die Datteln hin!
    – Nun, die sind doch auch nicht zu verachten, meinte Pistache, der zwischen den Lippen mit der Zunge wedelte.
    – Wer so sprechen kann, fuhr Nicol fort, der kann noch niemals die Datteln des Djerid gekostet haben. Wartet nur, Ihr sollt morgen eine frisch vom Baume gepflückte Sorte essen, die anfänglich fest und durchscheinend ist, bei längerem Aufbewahren aber zu einem köstlichen, zuckersüßen Teige wird. Da werdet ihr Mund und Nase aufsperren! Das ist ganz einfach eine Frucht aus dem irdischen Paradiese. Ich habe auch von jeher geglaubt, daß Adam, als er der Versuchung unterlag, in eine ihm von der Eva dargebotene Dattel, nicht aber in einen Apfel gebissen hat… wenn das auch unserm Brigadier Pistache nicht paßt, der viel zu sehr Normanne ist, um nicht ein bißchen zu übertreiben.
    – Na ja, das könnte wohl so sein! gab der Brigadier zu, der sich gern vor der Autorität des Wachtmeisters beugte.
    – Und glauben Sie mir, Herr François, fuhr dieser fort, daß ich nicht etwa der einzige bin, der diese Ansicht bezüglich der Datteln des Djerid und insbesondere der aus der Oase von Tozeur vertritt. Fragen Sie den Kapitän Hardigan oder den Leutnant Vilette, die verstehen sich darauf. Ja, Sie könnten sogar Va d’l’avant und Coupe-à-Coeur danach fragen…
    – Was? sagte François, in dessen Zügen sich das größte Erstaunen malte, was sagen Sie: Ihr Pferd und Ihren Hund?
    – Ja freilich; die sind darauf rein versessen, Herr François, und deren Nasen wittern schon drei Kilometer vorher, ehe sie an die betreffende Stelle kommen, den verlockenden Duft der Datteln. Na, morgen werden sich die beiden schon ein Gütchen daran tun!
    – Schön, Herr Wachtmeister, antwortete François, und wenn Sie nichts dagegen haben, so werden wir, der Brigadier und ich, mit Vergnügen bereit sein, einigen Dutzend der vielgepriesenen Früchte des Djerid die gebührende Ehre anzutun.«
    Es darf niemand glauben, daß der Wachtmeister etwa übertrieben hätte. Hier sind im ganzen Lande und besonders in der Umgebung von Tozeur die Datteln von vorzüglicher Güte, und in dieser Oase zählt man über zweimalhunderttausend Dattelpalmen, die durchschnittlich mehr als acht Millionen Kilo Früchte liefern.
    Diese Palmen bilden den Hauptreichtum der Gegend, sie ziehen zahlreiche Karawanen hierher, die Wolle, Gummi, Gerste und andres Getreide bringen und dafür tausende Säcke mit der köstlichen Frucht davonführen.
    Daraus erklärt es sich auch leicht, daß die Bewohner der Oasen wegen der Herstellung des Binnenmeeres recht ernste Besorgnis hegten. Ihrer Ansicht nach würden die Datteln infolge der starken Feuchtigkeit von den überfluteten Schotts an Güte wesentlich einbüßen. Dank der Trockenheit der Luft des Djerid nehmen sie jetzt unter den Früchten, die der Bevölkerung als Hauptnahrung dienen und die sich sozusagen unbegrenzt lange aufbewahren lassen, unzweifelhaft die erste Stelle ein. Bei einer Veränderung des Klimas aber würden die hiesigen Datteln nicht höher eingeschätzt werden als die, die man in der Nähe des Golfes von Gabes und überhaupt des Mittelländischen Meeres erntet.
    Ob diese Besorgnisse berechtigt waren? Die Ansichten gingen in der Beantwortung dieser Frage auseinander. Sicherlich aber erhoben die Eingebornen Niederalgeriens

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