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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Teile des Bettes einzutauschen. Das wäre entschieden weit praktischer und weniger kostspielig gewesen. Doch Sie wissen ja, daß das nicht der einzige Rechnungsfehler unsrer Vorgänger gewesen ist. Erneute Untersuchungen auf unbedingt zuverlässigen Grundlagen haben uns auch berechtigt, jene Behauptungen zurückzuweisen, und es wird bestimmt keine zehn Jahre in Anspruch nehmen, alle algerischen Bodensenkungen anzufüllen. Keine fünf Jahre mehr, und die Handelsschiffe werden über das neue Meer vom Golfe von Gabes bis zum entferntesten Hafen des Melrir hingleiten.«
    Die beiden Etappen dieses ersten Reisetages waren unter recht günstigen Umständen zurückgelegt worden, und die Karawane hatte allemal Halt gemacht, wenn der Ingenieur einzelne Arbeiten oder Maschinen genauer besichtigte. Etwa fünfzehn Kilometer von Gabes gab dann der Kapitän Hardigan gegen fünf Uhr abends das Signal zum Halten für die Nacht.
    Sofort wurde am nördlichen Kanalufer und unter dem Schutze eines kleinen Dattelgehölzes das Lager aufgeschlagen. Die Reiter sprangen aus dem Sattel und führten die Pferde nach einer Wiese, die den Tieren reichlich Futter bot. Durch das Gehölz schlängelte sich ein Bach, der, wie man sich überzeugte, klares und frisches Wasser führte.
    Die Zelte, die übrigens nur in den Stunden des Schlafes benutzt werden sollten, wurden schnell errichtet. Das Abendessen nahm man unter dem Laubdache der Bäume ein. Von François bedient, taten der Ingenieur und die beiden Offiziere dem von Gabes mitgenommenen Proviant alle Ehre an. An Fleisch und Gemüsekonserven war die Versorgung der Karawane für mehrere Wochen gesichert, und in den Flecken und Dörfern von Niedertunesien und Niederalgerien in der Nachbarschaft der Schotts mußten sich diese Vorräte leicht ergänzen lassen.
    Es versteht sich von selbst, daß der Wachtmeister und seine Leute, lauter gewandte Burschen, mit ihren Zelten im Handumdrehen in Ordnung waren, nachdem sie die beiden Wagen, die zum Zuge gehörten, am Saume des Gehölzes untergebracht hatten. Ehe er an sich selbst dachte, wollte Nicol – ein bei ihm beliebter Scherz, den Pistache immer herzlich belachte – Va d’l’avant noch massieren und einsalben. Das prächtige Pferd schien mit dem ersten Tagesmarsch durch das Djerid zufrieden zu sein, und antwortete seinem Herrn mit einem anhaltenden Gewieher, in das sich noch das lustige Gekläffe von Coupe-à-Coeur mischte.
     

    An der Mündung des Oued Melah. (S. 70.)
     
    Natürlich hatte der Kapitän Hardigan alle zur Bewachung des Lagers erforderlichen Maßregeln getroffen. Die Nachtruhe wurde übrigens nur gelegentlich durch ein dumpfes Geheul unterbrochen, das den Nomaden dieser Gegend gut genug bekannt ist. Die Raubtiere hielten sich aber in weiter Entfernung, und auch bis zum Sonnenaufgang blieb die Karawane von ihrem unheimlichen Besuche verschont.
    Früh fünf Uhr waren alle wieder auf den Füßen, und zehn Minuten später hatte sich François auch schon wieder vor einem Stückchen Spiegelglas frisch rasiert, das an dem Pfahle des Zeltes hing.
    Die Pferde wurden nun herangeholt, die Wagen bespannt, und in derselben Ordnung wie am Tage vorher, setzte sich die kleine Truppe wieder in Bewegung.
    Auch weiter führte der Weg bald an dem einen, bald am andern Ufer des Kanales hin, dessen Seitenwände hier schon nicht mehr so hoch waren, wie an dem dem Golfe näher liegenden Landrücken von Gabes. Überall nur aus lockerem Erdboden oder aus losem Sande bestehend, ließ es sich gar nicht bezweifeln, daß die Böschungen dem Drucke des Wassers nachgeben würden, wenn die Strömung zu einiger Stärke anwuchs. Wie von den Ingenieuren vorausgesehen und von den Eingebornen befürchtet, würde sich der Kanal somit von selbst verbreitern, und die zur völligen Auffüllung der beiden Schotts nötige Zeit verkürzen. Im ganzen war, wie sich von Schaller überzeugen konnte, das Kanalbett doch ziemlich fest. Nur in dem Durchschnitt der großen tunesischen Sebkhas hatte der weiche Boden die Aushebung erleichtert, so daß hier die Arbeit schnellere Fortschritte gemacht hatte als in dem Ufergelände der Kleinen Syrte. Das Land zeigte noch immer denselben Charakter der Einöde und Unfruchtbarkeit, wie jenseits der Grenze der Oase von Gabes. Nur da und dort erhoben sich beschränkte Dattelhaine oder dehnten sich Ebenen mit Alfabüscheln, dem eigentlichen Reichtum des Landes, aus.
    Von Anfang an hatte sich die Expedition längs des Kanalbettes heute nach Westen

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