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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erklärlich. Die Zahl und die Bedeutung der Karawanen werden sich vermindern. Auf den Wegen des Djerid sind vielleicht gar keine Kafilas mehr zu führen oder auszuplündern, wie das bisher geschah. Der Handelsverkehr wird dann von den Schiffen des neuen Meeres besorgt, und die Targui müßten gerade ihr Metier als Straßenräuber mit dem als Seeräuber vertauschen; freilich würde man in diesem Falle ihnen sehr bald das unsaubre Handwerk legen. Es ist also nicht zu verwundern, daß sie sich bei jeder Gelegenheit bemühen, auch die seßhaften Stämme zu ihrer Ansicht zu bekehren, indem sie ihnen mit dem gezwungenen Aufgeben der Lebensführung ihrer Vorfahren den drohenden Untergang vormalen. Man stößt hier nicht allein auf feindliche Gesinnung, sondern auf einen wirklichen unvernünftigen Fanatismus. Alles das lebt und gärt jetzt noch unter der Oberfläche – eine Folge des muselmännischen Fatalismus, es kann aber in nicht zu bestimmender Zeit, am ersten besten Tage hervorbrechen wie mit elementarer Gewalt. Offenbar haben die Leute keine Ahnung von den segensreichen Wirkungen eines Saharameeres; sie sehen darin nur das Werk von Zauberern, die eine schreckliche Überschwemmung herbeiführen können.«
    Der Kommandant berichtete seinen Gästen damit eigentlich nichts Neues. Kapitän Hardigan wußte sehr gut, daß die Expedition bei den Stämmen des Djerid ein schlechter Empfang erwartete. Vorzüglich handelte es sich jetzt aber um die Frage, ob die Erregtheit der Geister schon so groß wäre, daß man einen demnächstigen Aufstand der Bewohner der Gebiete des Rharsa und des Melrir zu befürchten hätte.
    »Hierauf, erklärte der Kommandant, kann ich nur antworten, daß die Tuaregs und andre Nomaden, abgesehen von einzelnen Handstreichen, den Kanal noch nicht ernstlich bedroht haben. Soweit wir etwas in Erfahrung bringen konnten, schrieben viele von ihnen die bisherigen Arbeiten der Anregung Cheïtans, des muselmännischen Teufels, zu und trösteten sich mit dem Gedanken, eine der seinigen überlegene Macht werde schon noch alles bestens zu ordnen wissen. Wie könnte man auch die wirklichen Gedanken dieser so verschlossenen und heuchlerischen Leute erfahren? Vielleicht warten sie nur auf die Wiederaufnahme der Arbeiten und auf die Rückkehr der von der Gesellschaft eingestellten Leute, um dann reichere Beute versprechende Plünderungen und einen größeren Gewaltstreich zu unternehmen.
    – Was verstehen Sie unter dem Gewaltstreich? fragte von Schaller.
    – O, Herr Ingenieur, könnten jene sich denn nicht zu mehreren Tausenden zusammenrotten, und versuchen, den Kanal an irgendwelcher Stelle zu sperren, den Sand von den Böschungen wieder in dessen Bett zu werfen und wenigstens – helfende Hände hätten sie ja genug – das weitere Abströmen des Wassers aus dem Golfe zu verhindern?
    – Sie würden jedoch, antwortete darauf von Schaller, mehr Mühe haben, das Kanalbett wieder zuzufüllen, als unsre Vorgänger gehabt haben, es auszuheben, und schließlich würden sie doch nicht zum Ziele kommen…
    – An Zeit dazu dürfte es ihnen doch kaum fehlen, meinte der Kommandant. Sagt man nicht, daß es zehn Jahre beanspruchen werde, die Schotts völlig unter Wasser zu setzen?
    – Nein, Herr Kommandant, nein, versicherte der Ingenieur. Ich habe meine Ansicht über diesen Punkt bereits ausgesprochen, und sie beruht gewiß nicht auf falschen, sondern auf sehr zuverlässigen Unterlagen. Mit Hilfe einer tüchtigen Arbeit durch Menschenhand und mit Unterstützung durch die mächtigen Maschinen, die wir heute besitzen, wird die Überflutung des Rharsa und des Melrir keine zehn, ja nicht einmal fünf Jahre erfordern. Überdies wird das strömende Wasser das ihm gebotene Bett noch verbreitern und vertiefen. Vorläufig kann sogar niemand wissen, ob Tozeur, obwohl es vom Schott mehrere Kilometer entfernt liegt, nicht eines Tages zu einem Seehafen und mit El Hamma am Rharsa in Verbindung kommen wird. Das erklärt sogar die Notwendigkeit einiger Schutzmaßregeln, woran ich ebenso habe denken müssen, wie an die Vorarbeiten für Hafenanlagen im Norden und im Süden, die einen der wichtigsten Zwecke meiner jetzigen Reise bilden.«
    Bei der methodischen und ernsten Veranlagung von Schallers konnte man wohl überzeugt sein, daß er sich keinen chimärischen Hoffnungen hingab.
    Der Kapitän Hardigan stellte hierauf noch einige Fragen bezüglich des Tuareghäuptlings, der aus dem Bordj von Gabes entsprungen war, vor allem, ob man ihn in

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