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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wachtmeister wiederholt den Führer, man sieht sie ja aber gar nicht, deine verteufelte Oase?… Die liegt wohl da oben in den Wolken, und man sieht sie erst in dem Augenblicke, wo sich diese über uns auftun.
    – Du hast dich doch in der Richtung nicht geirrt? fragte Leutnant Vilette den Araber.
    – Nein, versicherte Mezaki, man kann hier gar nicht fehl gehen, da man nur dem Bette des Oued bis Gizeb zu folgen braucht.
    – Wir müßten sie jetzt aber eigentlich in Sicht haben, da die Aussicht ja nach allen Seiten unbehindert ist, bemerkte der Offizier.
    – Dort… dort draußen«, begnügte sich Mezaki zu antworten, während er mit der Hand nach dem Horizonte wies.
    Wirklich wurde jetzt, etwa in der Entfernung von einer Lieue, etwas wie ein Gehölz sichtbar. Es waren das die ersten Bäume der Oase, und mit einer kurzen Strecke Galopp mußte der kleine Trupp deren Rand erreicht haben. Leider erschien es unmöglich, den Pferden diese letzte Anstrengung zuzumuten, und selbst Va d’l’avant hätte, wie groß auch seine Ausdauer war, eher den Namen Va d’l’arrière (Rückwärts!) verdient, so mühsam schleppte das Tier sich jetzt dahin.
    Erst gegen elf Uhr überschritt nun der Leutnant die Grenze der Oase.
    Etwas auffallend konnte es erscheinen, daß die kleine Abteilung nicht schon längst auf der weiten Ebene bemerkt worden wäre, daß der Werkmeister und seine Leute sie nicht gesehen hätten, da diese sie doch nach der Aussage Mezakis hier in Gizeb erwarten sollten.
    »Sollten sie nicht mehr hier sein? fragte der Leutnant, etwas verwundert.
    – Das scheint fast so, antwortete der Araber, der sein Erstaunen wenigstens heuchelte.
    – Und warum sollten sie nicht hier geblieben sein? fragte der Offizier.
    – Ja, das kann ich mir nicht erklären, erwiderte Mezaki. Gestern waren sie jedenfalls noch hier. Vielleicht haben sie aus Furcht vor dem Gewittersturme mehr Schutz in der Mitte der Oase gesucht; doch ich werde sie schon finden.
    – Bis dahin, Herr Leutnant, meldete sich der Wachtmeister, halte ich es wohl für angezeigt, unsre Leute ruhen zu lassen.
    – Halt!« kommandierte der Offizier.
    Etwa hundert Schritt weiter hin zeigte sich eine von hohen Palmen eingeschlossene Lichtung, wo sich die Pferde recht gut lagern konnten. Daß sie daraus wegliefen, war gegenwärtig gar nicht zu befürchten, und zur Löschung des Durstes bot ihnen der an einer Seite des offenen Platzes hinfließende Oued Wasser in Uberfluß. Von hier aus verlief der Bach nach Nordosten, wobei er die Oase an der nach Zeribet zu gelegenen Seite begrenzte.
    Nach der Besorgung ihrer Pferde beschäftigten sich die Reiter mit sich selbst und verzehrten die einzige Mahlzeit, die hier in Gizeb genossen werden sollte.
    Inzwischen hatte sich Mezaki, begleitet vom Wachtmeister, vor dem Coupe-à-Coeur herlief, längs des rechten Ufers des Oued einige hundert Schritt weit entfernt. Nach der Ansicht des Arabers sollte sich die Arbeiterrotte Pointars, die ihn zurückerwartete, voraussichtlich in der Nähe befinden.
    »Und hier war es, wo du deine Genossen verlassen hast?
    – Hier an dieser Stelle, antwortete Mezaki. Wir lagerten schon einige Tage in Gizeb, und wenn sie nicht gezwungen gewesen sind, nach Zeribet zurückzukehren…
    – Alle Teufel! wetterte Nicol. Wenn wir uns auch noch dahin schleppen sollten!
    – Nein, das glaub’ ich nicht, meinte Mezaki. Der Werkmeister Pointar kann nicht weit von hier sein.
    – Vorläufig wollen wir jedenfalls nach dem Halteplatze zurückehren, sagte der Wachtmeister. Der Leutnant könnte sich wegen unsers längern Ausbleibens beunruhigen, und übrigens wollen wir endlich auch etwas essen. Später kann die Oase abgesucht werden, und wenn die Arbeiter hier noch aufzufinden sind, dann werden wir schon mit ihnen fertig werden.«
    Dann wendete er sich an seinen Hund.
    »Na, du witterst nichts, Coupe-à-Coeur?«
    Das Tier hob bei der Stimme seines Herrn den Kopf in die Höhe.
    »Such’… such’!« wiederholte dieser.
    Der Hund sprang nur hier und da umher, nichts verriet aber, daß er auf irgendwelche Fährte gestoßen sei. Dann sperrte er das Maul weit auf, eine Andeutung, die der Wachtmeister nicht mißverstehen konnte.
    »Ja ja, sagte dieser… weiß schon, was du sagen willst: du kommst vor Hunger um und würdest gern etwas zu verzehren haben… ich übrigens ebenfalls. Ich habe den Magen sogar in den Fersen! Doch gleichviel; wenn sich aber Pointar mit seinen Leuten hier aufgehalten hat, ist es doch wunderlich,

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