Der Einbruch des Meeres
erschien zu gefährlich, da die Angreifer ihnen den Weg hätten verlegen können, und so konnten sie nur in der Richtung auf Zeribet hin Zuflucht suchen. Nach ihrem Abzuge hatten die Räuber und deren Spießgesellen den Werkplatz zerstört, in der Oase Feuer angelegt, und die halbfertigen Arbeiten mit Unterstützung von Nomaden, die sich ihnen zu diesem Bubenstreich angeschlossen hatten, gründlich vernichtet. Nach Anfüllung des Kanalbettes, so daß von der Böschung nichts mehr zu sehen und die Ausmündung des Kanals am Melrir vollständig abgesperrt war, verschwanden die Nomaden dann ebenso plötzlich, wie sie erschienen waren. Wenn die zweite Kanalstrecke, setzte der Araber noch hinzu, nicht stets unter militärischem Schutze stünde, würde sie Angriffen dieser Art stets ausgesetzt bleiben.
»Ja freilich, sagte der Ingenieur, nachdem der Mann seinen Bericht beendet hatte, es ist unbedingt notwendig, daß die Militärbehörden Maßregeln treffen, zur Wiederaufnahme der Arbeiten die Werkplätze zu beschützen. Später wird das Saharameer sich schon selbst Schutz genug sein.«
Jetzt richtete Kapitän Hardigan noch einige Fragen an Mezaki.
»Wie stark war denn etwa die Bande jener Schurken?
– Sie mochte zwischen vier-und fünfhundert Köpfe zählen.
– Ist es bekannt, wohin die Kerle sich zurückgezogen haben?
– Nach Süden zu, erklärte Mezaki.
– Und Tuaregs sollen bei jenem Überfalle nicht beteiligt gewesen sein?
– Nein, es waren nur Berber.
– Der Häuptling Hadjar hat sich auch nicht im Lande hier blicken lassen?
– Wie hätte er das gekonnt, erwiderte Mezaki, da er doch vor drei Monaten gefangen worden und seitdem im Bordj von Gabes eingeschlossen ist.«
Der Eingeborne wußte, hiernach zu urteilen, also noch nichts von der Entweichung Hadjars, und von ihm konnte man nicht erfahren, ob der Flüchtling in der hiesigen Gegend wieder aufgetaucht wäre. Dagegen mußte er imstande sein, über die Arbeiterrotte Pointars Auskunft zu geben, und auf eine diesbezügliche Frage des Ingenieurs antwortete Mezaki:
»Ich kann nur wiederholen, daß die Leute nach Norden, nach Zeribet zu, geflüchtet sind.
– War denn Pointar bei ihnen? fragte von Schaller.
– Der hat sie niemals verlassen, und die Werkmeister sind auch bei ihnen.
– Wo denn jetzt?
– In der Oase von Gizeb.
– Ist diese weit entfernt?
– Sie liegt etwa zwanzig Kilometer vom Melrir.
– Und könntest du sie benachrichtigen, daß wir mit einigen Spahis am Werkplatze von Goleah eingetroffen sind? fragte Kapitän Hardigan.
– Das kann ich wohl, wenn Sie es wünschen, antwortete Mezaki. Wenn ich aber allein gehe, zögert der Kolonnenführer Pointar am Ende doch…
– Das wollen wir uns überlegen«, schloß der Kapitän das Gespräch, nachdem er noch angeordnet hatte, den Eingebornen, der sehr hungrig und ruhebedürftig zu sein schien, mit Speise und Trank zu erquicken.
Der Ingenieur und die beiden Offiziere traten in einiger Entfernung zu einer Beratung zusammen. Daß der Araber, der Pointar offenbar kannte und auch den Ingenieur wieder erkannte, die Wahrheit gesprochen habe, ließ sich ja kaum bezweifeln. Jedenfalls gehörte er zu den für diesen Arbeitsteil angestellten Leuten.
Unter den vorliegenden Verhältnissen war es nun das Dringendste, Pointar aufzufinden, und die beiden Abteilungen zu vereinigen. Außerdem sollte der Kommandant von Biskra um schleunige Entsendung einer Verstärkungstruppe ersucht werden, und dann war es voraussichtlich möglich, die Aufräumungsarbeiten vornehmen zu lassen.
»Ich wiederhole Ihnen, sagte der Ingenieur, nach der Überflutung der Schotts wird nichts mehr zu befürchten sein. Vor allem gilt es aber, die Kanalstrecke wieder frei zu legen, und deshalb also die verschwundenen Arbeiter herbeizuholen.«
Im Hinblick auf diese Sachlage verständigten sich dann der Ingenieur und der Kapitän Hardigan in folgender Weise:
Von der Berberbande war jetzt, nach der Aussage Mezakis, nichts mehr zu fürchten, da sich diese nach dem Südwesten des Melrir zurückgezogen hatte. Am Kilometerstein 347 drohte also keine weitere Gefahr, und es empföhle sich deshalb, hier ein dauernderes Lager einzurichten und die Rückkehr der Arbeiter abzuwarten. Der Leutnant Vilette, der Wachtmeister Nicol und mehrere andre gerade verfügbare Leute begleiteten Mezaki bis zur Oase von Gizeb, wo sich Pointar und seine Kolonne, der Aussage des Eingebornen nach, jetzt aufhielt. In dieser von den Karawanen oft durchzogenen
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