Der Einbruch des Meeres
daß Coupe-à-Coeur von ihnen keine Spur aufgefunden hätte.«
Der Araber und er traten nun längs des Oued den Rückweg an. Als Leutnant Vilette von der Lage der Dinge unterrichtet worden war, schien er darüber nicht weniger zu erstaunen, als vorher Nicol.
»Du bist wirklich sicher, fragte er Mezaki, dich nicht geirrt zu haben?
– Nein, gewiß nicht; denn um nach der als Kilometer dreihundertsiebenundvierzig bezeichneten Stelle zu kommen, bin ich dem nämlichen Wege gefolgt, wie heute hierher.
– Und das ist hier die Oase Gizeb?
– Jawohl, Gizeb, versicherte der Araber; immer neben dem Oued, der nach dem Melrir fließt, hingehend, konnte ich mich gar nicht täuschen.
– Wo sollten dann aber Pointar und seine Arbeiterabteilung sein?
– Jedenfalls an einer andern Stelle des Waldes, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß sie nach Zeribet zurückgekehrt wären.
– Nach Verlauf einer Stunde, antwortete noch Leutnant Vilette, wollen wir die ganze Oase absuchen.«
Mezaki holte aus seinem Futterbeutel die mitgebrachten Lebensmittel hervor, setzte sich etwas abseits an den Rand des Oued und begann zu essen.
Der Leutnant und der Wachtmeister nahmen, an eine Dattelpalme gelehnt, ihre Mahlzeit zusammen ein, und der Hund schnappte begierig nach den Stücken. die sein Herr ihm hinwarf.
»Auffallend bleibt es doch, meinte Nicol, daß wir hier keinen Menschen gesehen und keine Spur eines Lagers entdeckt haben.
– Und Coupe-à-Coeur hat auch nichts aufgespürt?
– Nicht das geringste.
– Sagen Sie mir, Nicol, fuhr der Leutnant mit einem kurzen Seitenblick auf den Araber fort, hätten wir vielleicht Ursache, dem Mezaki zu mißtrauen?
– Ja, Herr Leutnant, wir wissen freilich nicht, woher er zu uns kam und wer und was der Bursche eigentlich ist. Anfänglich ist er mir etwas verdächtig vorgekommen und ich habe daraus auch kein Hehl gemacht. Nachher aber und bis jetzt ist mir nichts aufgefallen, was ihn verdächtig erscheinen ließe, und welches Interesse hätte er auch daran, uns zu täuschen? Warum sollte er uns hierher nach Gizeb geführt haben, wenn Pointar und dessen Leute wirklich nicht hier gewesen wären? Ich weiß wohl, diesen Teufeln von Arbicos ist niemals ganz zu trauen. Nun ist der aber doch aus freien Stücken gleich nach unserm Eintreffen in Goleah zu uns gekommen. Den Ingenieur mußte er schon früher gesehen haben, da er ihn sofort wiedererkannte. Nein, alles spricht dafür, daß er zu den von der Kanalgesellschaft angeworbenen Arabern gehört hatte.«
Der Leutnant ließ Nicol ruhig ausreden, da dessen Auffassung der Sache im ganzen ja annehmbar war. Und doch mußte es mindestens seltsam erscheinen, daß die Oase von Gizeb sich völlig verlassen erwies, während hier nach der Aussage des Arabers zahlreiche Arbeiter vereinigt gewesen sein sollten. Befand sich Pointar gestern, wenn auch nur mit einem Teile seiner Leute, noch hier, warum hatte er dann die Rückkehr Mezakis nicht abgewartet? Warum war er der kleinen Spahitruppe, die er doch schon von weither hatte bemerken müssen, nicht entgegengekommen? Und wenn er sich tiefer in den Palmenwald zurückgezogen hatte, war er dazu überhaupt und wodurch denn genötigt gewesen? Ließ sich vielleicht gar annehmen, daß er wieder bis Zeribet zurückgewichen wäre, und mußte der Leutnant seine Nachforschungen dann bis dahin ausdehnen? Nein, das jedenfalls nicht. War es erst festgestellt, daß sich Pointar mit seinen Leuten nicht hier befand, so galt es nur, sich dem Ingenieur und dem Kapitän Hardigan so schnell wie möglich wieder anzuschließen. Hier war kein Zögern am Platze. Welches Ergebnis sein Zug nach Gizeb auch haben mochte, am Abend mußte der Leutnant nach dem Lagerplatze wieder zurückgekehrt sein.
Gegen halb zwei Uhr erhob sich der Leutnant Vilette, als er sich gestärkt und genügend ausgeruht hatte. Zunächst betrachtete er den Himmel, an dem die Wolken immer weiter herausgezogen waren.
»Bevor wir aufbrechen, wandte er sich dann an den Araber, will ich die Oase durchsuchen, und du wirst uns dabei führen.
– Wie Sie wünschen, antwortete Mezaki, der sich gleich zum Gehen zurechtmachte.
– Wachtmeister, fügte der Offizier seinen Worten hinzu, nehmen Sie noch zwei unsrer Leute, und auch Sie werden uns begleiten. Die andern mögen hier warten.
– Zu Befehl, Herr Leutnant,« erwiderte Nicol, während er schon zwei Spahis heranwinkte.
Was Coupe-à-Coeur betraf, war es ja selbstverständlich, daß er seinem Herrn folgte; dazu
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