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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Verrichtungen obliegen, denn er selbst verachtet jede Art Arbeit. Was die »Ifgunas«, die Marabuts und die Amulettenhändler angeht, so haben diese, vorzüglich in der betreffenden Gegend des Melrir, einen weitreichenden Einfluß. Gerade diese Fanatiker waren es auch, die den gewaltsamen Widerstand gegen den Plan eines Saharameeres predigten. Der Tuareg ist übrigens abergläubisch, er glaubt an Geister und fürchtet sich vor Gespenstern so sehr, daß er nicht einmal seine Toten beweint… aus Angst, sie könnten ihm wieder erscheinen, und so verlischt in den Familien der Name des Verstorbenen gleichzeitig mit diesem.
    So war, in kurzen Zügen, der Stamm von Zenfig, dem Hadjar angehörte. Er hatte ihn schon lange als seinen Häuptling anerkannt, bis zu dem Tage, wo Hadjar dem Kapitän Hardigan in die Hände gefallen war.
    Hier stand auch die Wiege seiner Familie, die sowohl in der abgesonderten Bevölkerung von Zenfig, als auch bei andern Stämmen des Melrir, fast allmächtig war.
    Auf dem Gebiete des Schotts gab es noch zahlreiche Oasen, ebenso wie an verschiedenen Stellen des Henguiz und an manchen Punkten im weiten Umkreise der Depression.
    Neben Hadjar stand dessen Mutter bei den Tuaregstämmen in höchster Achtung. Bei den Frauen von Zenfig ging das bis zur wirklichen Verehrung. Alle teilten den Haß, der Djemma gegen die Fremden erfüllte. Sie fanatisierte diese ebenso, wie ihr Sohn die Männer, und wir haben schon gesehen, welchen Einfluß Djemma auf Hadjar ausübte… einen Einfluß, den man bei allen Tuaregfrauen wiederfindet. Diese sind übrigens gebildeter als ihre Männer und ihre Brüder. Sie können sogar schreiben, während der Tuareg höchstens lesen kann, und in den Schulen sind sie es, die den Unterricht in der Sprache und der Grammatik erteilen.
    Bezüglich des Unternehmens des Kapitän Roudaire war ihr Widerspruch noch keinen einzigen Tag verstummt.
    Derart war die Sachlage vor der Gefangennahme des Tuareghäuptlings. Die verschiedenen Stämme des Melrir sahen sich, ganz wie der in Zenfig, durch die Überflutung der Schotts dem Untergange preisgegeben. Ihr Räuberhandwerk würden sie dann nicht mehr fortsetzen können, denn durch das Djerid zwischen Biskra und Gabes zogen dann keine Kafilas mehr. Obendrein mußte es leicht werden, in ihre Schlupfwinkel einzudringen, wenn erst Schiffe an diese anlaufen konnten, wenn sie als Schutzmauer nicht mehr den beweglichen Boden hatten, wo Pferde und Reiter Gefahr liefen, bei jedem Schritte zu versinken.
    Wir wissen, unter welchen Umständen Hadjar bei einem Scharmützel mit den Spahis des Kapitän Hardigan gefangen worden war, wie man ihn im Fort von Gabes eingekerkert hatte, und wie es ihm mit Hilfe seiner Mutter, seines Bruders und einiger seiner Anhänger (Ahmets, Harrigs und Horebs) gelungen war, gerade am Tage vorher zu entweichen, wo ein Aviso ihn nach Tunis zur Aburteilung durch ein Kriegsgericht überführen sollte. Bekanntlich glückte es Hadjar auch, nach seiner Flucht durch die Sebkhas und Schotts zu entkommen und die Oase von Zenfig zu erreichen, wo Djemma mit ihm bald wieder zusammentraf.
    Als die Nachricht von Hadjars Gefangennahme in Zenfig bekannt wurde, erweckte sie dort eine außergewöhnliche Aufregung. Der Tuareghäuptling, dem seine Parteigänger bis zum Tode ergeben waren, in den Händen seiner unerbittlichen Feinde!
    War da noch zu hoffen, daß er von ihnen wieder frei werden würde?… War er nicht schon im voraus verurteilt?
    Mit welcher Begeisterung begrüßten da alle seine Rückkehr! Der Flüchtling wurde im Triumph umhergetragen. Überall knatterten Freudenschüsse, überall wirbelten die »Tabel« (die Tamboure) und erklangen die »Rebazah«, die Geigen des tuaregschen Orchesters. Bei diesem unglaublichen Enthusiasmus hätte es von Hadjar nur eines Winkes bedurft, alle seine Anhänger gegen die Ortschaften des Djerid zu führen.
    Hadjar verstand jedoch, die überquellende Leidenschaft seiner Tuaregs im Zaume zu halten. Im Hinblick auf die bevorstehende Wiederaufnahme der Arbeiten galt es vor allem, die Sicherheit der Oase an der Südwestecke des Schotts zu gewährleisten. Den Fremden durfte nicht gestattet werden, das Melrir in ein großes schiffbares Becken zu verwandeln, das Fahrzeuge in allen Richtungen durchfurchen könnten. Zuerst erschien es also geboten, die bis jetzt vollendeten Kanalarbeiten zu zerstören.
     

    Sohar langte mit seinen Gefangenen in Zenfig an. (S. 183.)
     
    So kam es zu dem Überfalle am Ende der

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