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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Befürchtungen wohl etwas übertrieben; von Schaller und Hardigan kamen aber immer wieder darauf zurück.
     

    Gegen dreißig Eingeborne stürzten über das Lager. (S. 171.)
     
    Wie hätten sie aber voraussehen können, daß, wenn jetzt irgendeine Gefahr vorlag diese nicht dem Leutnant Vilette nebst seinen Leuten auf dem Wege von Gizeb her, sondern Herrn von Schaller und den übrigen hier in der Oase drohte?
    Gegen halb sieben Uhr wütete das Unwetter mit tollster Gewalt. Mehrere Bäume wurden vom Blitze getroffen und es fehlte nicht viel, daß das Zelt des Ingenieurs vom elektrischen Fluidum entzündet worden wäre. Der Regen stürzte in Strömen herab, und von Tausenden von plötzlichen Wasserläufen durchflossen, verwandelte sich der Boden der Oase in eine Art sumpfiger Outta. Gleichzeitig brauste der Wind mit unwiderstehlicher Gewalt daher. Wie sprödes Glas brachen Äste und Zweige ab, und an den Wurzeln geknickt, wurden sogar ganze Palmen fortgeschwemmt.
    Es wäre jetzt unmöglich gewesen, einen Fuß ins Freie zu setzen. Zum Glück waren die Pferde noch rechtzeitig unter dem Schutz einer Gruppe mächtiger Bäume, die dem Orkan widerstanden, in Sicherheit gebracht worden, und trotz des Schrecks, den das Gewitter ihnen einjagte, konnten sie an Ort und Stelle erhalten werden.
    Anders lag es bezüglich der Maultiere, die auf der Waldblöße zurückgelassen worden waren. Durch die blendenden Blitze erschreckt, zerstreuten sie sich, trotz der Bemühung ihrer Führer, in der ganzen Oase.
    Einer der Spahis meldete das dem Kapitän, und dieser rief sofort:
    »Sie müssen um jeden Preis wieder eingefangen werden…
    – Die beiden Führer haben sich schon zu ihrer Verfolgung aufgemacht, bemerkte der Brigadier.
    – Dann sollen sich ihnen noch zwei von unsern Leuten anschließen, befahl der Offizier. Laufen die Maultiere bis über die Oase hinaus, so sind sie rettungslos verloren. Draußen auf der Ebene bekämen wir sie niemals wieder!«
    Trotz des Sturmes und der Regengüsse, die das Lager zu zerstören drohten, brachen zwei von den vier Spahis nach der Waldblöße hin auf, wobei sie dem Geschrei der Führer nachgingen, das sich zuweilen hören ließ.
    Wenn die Gewalt der Blitze und der Donnerschläge jetzt auch noch nicht abnahm, so schien das Unwetter doch schon einigermaßen gebrochen, denn der Sturm und der Platzregen schwächte sich plötzlich ab. Dagegen blieb es noch immer so dunkel, daß man einander nur beim Scheine der Blitze sehen konnte.
    Der Ingenieur und der Kapitän Hardigan traten aus dem Zelte heraus, und ihnen folgten François, der Brigadier und die zwei im Lager zurückgebliebenen Spahis.
    Selbstverständlich war bei der schon vorgeschrittenen Stunde und bei der Heftigkeit des Gewitters, das voraussichtlich die ganze Nacht über anhielt, auf die Rückkehr des Leutnants Vilette nicht mehr zu rechnen. Seine Leute und er brachen jedenfalls erst am nächsten Morgen auf, wenn der Weg durch das Djerid wieder etwas gangbarer war.
    Wie groß war da aber das Erstaunen und die Befriedigung des Kapitäns und seiner Begleiter, als sie von Norden her Hundegebell vernahmen.
    Diesmal war es keine Täuschung: ein Hund lief auf die Oase zu und näherte sich dieser auch mit großer Geschwindigkeit.
    »Das ist Coupe-à-Coeur… ja, das ist er! rief der Brigadier. Ich erkenne ihn an der Stimme…
    – Dann kann Vilette also auch nicht mehr fern sein«, sagte Kapitän Hardigan.
    Wenn das treue Tier der kleinen Abteilung vorauslief, so ließ er diese doch nicht um mehr als ein paar hundert Schritte hinter sich zurück.
    In diesem Augenblicke stürzten sich aber, ohne daß etwas ihr Auftauchen verraten hätte, gegen dreißig Eingeborne, die sich längs der Lichtung herangeschlichen hatten, über das Lager. Der Kapitän, der Ingenieur, der Brigadier, François und die beiden Spahis wurden umringt, ehe sie sichs versahen, und gepackt, bevor sie an eine Abwehr denken konnten. Was hätten sie auch bei ihrer geringen Zahl ausrichten können gegen die starke Rotte, die sie überrascht hatte?
    Fast in einer Minute war alles geraubt und waren die Pferde zum Melrir hinweggeschleppt.
    Die voneinander getrennten Gefangenen, die sich nicht mehr gegenseitig verständigen konnten, wurden ebenfalls nach dem Schott hingetrieben, und ihnen folgte nur der Hund, der ihre Spur sogleich gewittert hatte. Sie waren schon weit weg, als der Leutnant Vilette am Lagerplatze eintraf, wo er keinen von denen mehr vorfand, die er erst am Morgen

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