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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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angetroffen.
    – Wenn er überhaupt bis dahin gekommen ist. War Mezaki der Verräter, für den wir ihn halten, so konnte er nur den Zweck haben, Vilette nebst seinen Begleitern von uns zu entfernen, und sich dann von ihnen unterwegs wegzuschleichen.
    – Und wer weiß, ob er sich nicht der Bande wieder anschließen wird, die uns überfallen hat? rief einer der Spahis.
    – Verwundern würde mich das nicht, meinte Pistache, und wenn ich nun daran denke, wie wenig – kaum eine Viertelstunde – nötig gewesen wäre, daß der Leutnant zeitig genug eintraf, sich auf die schurkischen Arbicos zu werfen und uns zu befreien!
    – Ja freilich, ließ sich François vernehmen, das Detachement konnte nicht mehr fern sein, da wir das Bellen des Hundes fast in dem Augenblicke hörten, wo die Tuaregs uns überfielen.
    – Ah… Coupe-à-Coeur… Coupe-à-Coeur! wiederholte der Brigadier Pistache, wo mag der wohl sein? Ist er uns bis hierher nachgefolgt, oder sollte er nicht zu seinem Herrn zurückgelaufen sein, diesen zu benachrichtigen?
    – Da… da ist er ja!« sagte in diesem Augenblicke einer der Spahis.
    Man kann sich wohl vorstellen, wie freudig Coupe-à-Coeur jetzt empfangen wurde, wie viele Liebkosungen die Gefangenen an ihn verschwendeten, die so weit gingen, daß Pistache ihm sogar einen Kuß auf den Kopf gab.
    »Ja ja, Coupe-à-Coeur, ja, wir sind es!… Und die andern… und unser Wachtmeister Nicol, dein Herr… ist der auch eingetroffen?«
    Coupe-à-Coeur hätte gern durch ein bezeichnendes Bellen geantwortet, dem Brigadier gelang es aber, das zu verhüten. Die Tuaregs mußten übrigens annehmen, daß der Hund sich mit dem Kapitän im Lager bei Goleah befunden hätte, und es erschien dann ja natürlich, daß er den Gefangenen nachgelaufen war.
    Bis wohin sollten diese nun verschleppt werden? Nach welchem Teile des Djerid? Vielleicht nach einer im Schott Melrir verlorenen Oase… vielleicht bis tief hinein in die ungeheure Sahara?…
    Als der Morgen gekommen war, wurden den Gefangenen Nahrungsmittel zugestellt, eine Art Kuchen, aus Kuskussu und Datteln bereitet, als einziges Getränk aber nur Wasser, das aus einem am Saume des kleinen Gehölzes verlaufenden Oued geschöpft war.
    Von da aus, wo sie sich befanden, bot sich eine weite Aussicht auf das Schott, dessen Salzkristalle in den Strahlen der aufgehenden Sonne erglänzten. Nach Osten zu traf der Blick dagegen auf die Dünenkette, die sich an dieser Seite ziemlich schroff erhob. Von der Oase von Goleah war also von diesem Standpunkte aus nichts zu sehen.
    Es war demnach vergeblich, daß von Schaller, der Kapitän Hardigan und ihre Leute sich nach Osten zu umdrehten, vielleicht in der Hoffnung, den Leutnant Vilette nach diesem Teile des Schotts heranziehen zu sehen.
    »Auf keinen Fall, erklärte der Offizier, ist daran zu zweifeln, daß Vilette noch gestern Abend in Goleah angekommen ist. Da er uns nun dort nicht mehr antraf und das Lager gänzlich verlassen fand, müssen wir da nicht annehmen, daß er sich sofort aufgemacht hat, uns zu suchen?
    – Wenn er auf dem Wege zur Oase von Gizeb nicht selbst überfallen worden ist, bemerkte der Ingenieur.
    – Ja… ach ja, antwortete Pistache, bei dem Mezaki ist alles, alles möglich!… O, wenn der Kerl mir jemals in die Hände fällt, dann wünschte ich, daß mir sofort Krallen an den Fingern wüchsen, um dem Schurken das Fell über die Ohren ziehen zu können!«
    Eben jetzt gab Sohar Befehl zum Aufbruch. Kapitän Hardigan trat an ihn heran.
    »Was habt ihr mit uns vor?« fragte er.
    Sohar gab keine Antwort.
    »Wohin führt man uns?
    – Aufgesessen!« das war alles, was Sohar zu erwidern beliebte.
    Hier galt es zu gehorchen; ganz besonders unangenehm war es diesen Morgen aber »Herrn« François, daß es ihm unmöglich gemacht wurde, sich zu rasieren. Als aufgebrochen werden sollte, stieß der Brigadier plötzlich einen Schrei tiefster Entrüstung aus.
    »Da ist er!… Da ist er!« rief er wütend.
    Aller Augen richteten sich auf einen Mann, den Pistache den andern bezeichnete.
    Das war Mezaki. Nachdem er die kleine Abteilung nach Gizeb geführt hatte, war er verschwunden und im Laufe der Nacht wieder mit der Bande Sohars zusammengetroffen.
    »Kein Wort an diesen elenden Wicht!« ermahnte der Kapitän Hardigan, und als Mezaki ihn herausfordernd anstarrte, drehte er diesem den Rücken zu.
    François äußerte nur noch mit gedämpfter Stimme:
    »Wahrhaftig, dieser Tuareg ist doch ein höchst empfehlenswerter

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