Der Einbruch des Meeres
verlassen hatte, und auch keines der Pferde, die jedenfalls während des Umwetters entflohen waren.
Dreizehntes Kapitel.
Die Oase Zeufig
Im großen und ganzen hat das Schott Melrir, wenn man im Norden die Sumpfgebiete von Farfaria und im Süden andre Bodensenkungen derselben Art, wie das Schott Merouan, hinzurechnet, ziemlich genau die Form eines rechtwinkligen Dreiecks. Von Norden nach Osten bildet seine Hypothenuse fast eine ganz gerade Linie, die von Tahir-Nassou bis unter den dreiundvierzigsten Breitengrad und bis zum Endpunkte des zweiten Kanalteiles hinunterreichte. Seine regellos durchschnittene lange Seite verläuft parallel mit dem genannten Grade und ist, wie im Osten, durch sekundäre Schotts verlängert. Die kurze Kathete (Seitenlinie) des Dreiecks verläuft nach dem Flecken Tahir-Nassou zu und hält dabei eine Richtung ein, die ziemlich parallel zu der transsaharischen Bahnlinie liegt, welche als Verlängerung der Linie Philippeville-Constantine-Batna-Biskra geplant ist, deren Richtung etwas verändert werden mußte, um die Anlage eines Seitenzweigs zu vermeiden, der sie, gegenüber der Einmündung des zweiten Kanals, mit einem Hafen des neuen Meeres verbinden sollte.
Die Breite dieser großen Bodensenke – die übrigens weniger ausgedehnt ist als die Oberfläche des Djerid und des Fedjedj – mißt fünfundfünfzig Kilometer zwischen dem Endpunkte der letzten Kanalstrecke und dem an der Westküste zu errichtenden Hafen, dessen genaue Lage zwischen der Signalstation von Chegga und dem Oued Itel noch festzustellen war, nachdem man das Projekt das mehr südlich gelegene Mraïer zu wählen, endgültig aufgegeben zu haben schien. Die Vertiefung kann jedoch nur auf sechstausend Quadratkilometer (oder 600.000 Hektar) unter Wasser gesetzt werden, da der noch übrige Teil zwar tiefer als seine Umgebung, doch schon höher als die Oberfläche des Mittelländischen Meeres liegt. Im ganzen würde das neue Meer im Rahmen der beiden Schotts achttausend Quadratkilometer umfassen, während fünftausend Quadratkilometer Land nach der völligen Überflutung des Rharsa und des Melrir noch darüber herausragen müßten.
Die nicht überschwemmten Strecken würden also Inseln werden, die im Innern des Melrir dann eine Art Archipel, mit zwei großen Inseln neben den andern, bildeten. Die eine, Henguiz genannt, stieg dann als verschobenes Rechteck mehr in der Mitte des Schotts auf, das sie in zwei Hälften teilte; die andre würde zwischen den beiden Seiten des rechten Winkels und nahe bei Straria aufragen. Kleinere Inseln und Eilande entständen mehr im Südosten, wo sie in parallelen Reihen lagen.
Wenn später Schiffe in die Wasserstraßen dieses Archipels einliefen, mußten sie sorgsam auf die dann errichteten hydrographischen Zeichen achten, um das Risiko dieser gefährlichen Fahrt zu vermindern.
Das Gebiet der beiden Schotts, das vom Wasser bedeckt werden sollte, umschloß auch einige Oasen mit ihren Dattelhainen und ihren Feldern. Selbstverständlich mußten diese Besitzungen den jetzigen Inhabern abgekauft werden. Nach der Schätzung des Kapitän Roudaire sollte die Entschädigungssumme zu Lasten der Franco-orientalischen Gesellschaft fünf Millionen Franks jedenfalls nicht übersteigen, und diese hoffte, sich durch die zwei Millionen fünfhunderttausend Hektare Land-und Waldfläche, die die Regierung ihr überlassen hatte, dafür schadlos zu halten.
Unter den verschiedenen Oasen des Melrir nahm eine der bedeutendsten drei bis vier Quadratkilometer in dem nach Norden vorgelagerten Gebiete des Henguiz ein. Ihren Saum mußten nach der Überflutung also die nördlichen Gewässer des Schotts bespülen.
Diese Oase war reich an Dattelpalmen der besten Art, deren Früchte von den Kafilas auf den Märkten des Djerid sehr gesucht waren. Sie führte den Namen Zenfig, und ihre Beziehungen zu den Hauptorten, wie La Hamma Nefta, Tozeur, Gabes und zu andern, beschränkten sich auf das Eintreffen einiger Karawanen zur Zeit der Ernte.
Unter den hohen Bäumen von Zenfig wohnte eine Bevölkerung von drei-bis vierhundert Eingebornen, die dem Stamme der Tuaregs, einem der unruhigsten der Sahara, angehörten. Die Häuser der Ansiedlung, etwa hundert an der Zahl, standen alle längs dem Teile der Oase, der später Uferland werden sollte.
Nach der Mitte hin und nach beiden Seiten auch am Saume dehnten sich angebaute Feldstücke und Weideplätze aus, die für den Stamm und seine Haustiere die nötige Nahrung lieferten. Ein Oued, der
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