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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zunächst den Bordj etwas eingehender.
    »Wenn man in ein Gefängnis eingesperrt ist, meinte von Schaller, ist es die erste Pflicht, es zu untersuchen…
    – Und die zweite, fiel der Kapitän Hardigan ein, daraus zu entfliehen.«
    Alle durchstreiften nun den innern Hof, in dessen Mitte sich das Minaret erhob. Hier zeigte es sich, daß die gegen zwanzig Fuß hohen Umfassungsmauern entschieden unübersteigbar waren. Darin befand sich auch keine Öffnung oder Schießscharte, wie in dem äußern Sour, der den Rundpfad für die Wachtposten abschloß. Nur eine einzige nach diesem Wege zu aufschlagende Pforte bildete den Zugang zum innern Hofe. Diese hatte Sohar sorgsam abgeschlossen, und ihre dicken, mit Eisenbeschlag verstärkten Flügel zu zertrümmern, daran war gar nicht zu denken. Nur durch diese Tür konnte man aber hinaus gelangen, und dann war noch obendrein darauf zu rechnen, daß auch die Umgebung des Bordj stets überwacht würde.
    Langsam kam die Nacht, eine Nacht, die die Gefangenen in völliger Finsternis verbringen sollten, denn eine Beleuchtung hatten sie sich nicht beschaffen können, nur einige Lebensmittel besaßen sie, nichts weiter. In den ersten Stunden erwarteten sie noch, daß ihnen etwas Nahrung gebracht würde, und auch Wasser, denn sie kamen vor Durst schon bald um. Die Pforte öffnete sich jedoch nicht.
    Im gebrochenen Lichte der kurzen Dämmerung hatten die Gefangenen den Hof besichtigt, und dann sich in eines der Zimmer zurückgezogen, wo mehrere Haufen getrockneter Alfa ihnen als Lagerstätten dienten. Hier bemächtigten sich ihrer recht trübe Gedanken. In dem Gespräch, das sie noch miteinander führten, äußerte der Brigadier unter anderm:
    »Sollten die Schurken uns hier verhungern lassen wollen?«
     

    Alle durchstreiften den innern Hof. (S. 184.)
     
    Das war ja nicht gerade zu befürchten. Vor der letzten Marschstrecke, etwa zehn Kilometer vor Zenfig, hatte die Tuaregbande Halt gemacht, und die Gefangenen hatten ihr Teil erhalten von den Nahrungsmitteln, womit die Meharis beladen waren. Natürlich hätten der Kapitän und seine Begleiter am Abend gern etwas gegessen, wirklich quälend konnte ihr Hunger aber erst am folgenden Tage werden, wenn man ihnen nicht frühzeitig Nahrungsmittel in ausreichender Menge zukommen ließ.
    »Wir wollen nun versuchen zu schlafen, sagte der Ingenieur.
    – Und zu träumen, wir säßen vor einem gedeckten Tisch mit Koteletten, einer gebratenen Gans, Salat und…
    – Halt… nicht weiter, Brigadier, ließ sich François vernehmen, wir wären wohl auch mit einer guten Suppe mit Speck zufrieden!«
    Was mochte nun Hadjar bezüglich seiner Gefangenen beschlossen haben? Den Kapitän Hardigan hatte er ohne Zweifel wiedererkannt; würde er sich jetzt, wo er diesen in seiner Gewalt hatte, nicht an ihm rächen, oder ihn gar samt seinen Begleitern töten wollen?
    »Das glaub’ ich nicht, erklärte von Schaller. Unser Leben dürfte schwerlich bedroht sein. Die Tuaregs haben im Gegenteil ein Interesse daran, uns schon mit Rücksicht auf spätere Ereignisse als Geiseln zurückzubehalten. Es ist auch anzunehmen, daß Hadjar und die Tuaregs, um die Vollendung der Kanalarbeiten zu verhindern, ihre Angriffe auf den Werkplatz am Kilometerstein dreihundertsiebenundvierzig wiederholen werden, sobald die Arbeiter der Gesellschaft dahin zurückgekehrt sind. Ein neuer Versuch könnte Hadjar aber mißglücken. Er kann dabei den Behörden in die Hände fallen, und dann würde man ihn so gut bewachen, daß ihm eine nochmalige Flucht unmöglich wäre. Für ihn ist es also von Wichtigkeit, uns in seiner Gewalt zu behalten… bis zu dem Tage, wo Hadjar, von einer neuen Ergreifung bedroht, sagen würde: ‘Mein Leben und das meiner Gefährten gegen das meiner Gefangenen’, und damit würde er jedenfalls Gehör finden. Ich glaube auch, daß dieser Tag nicht mehr fern ist, denn der zweifache kühne Handstreich Hadjars muß zur Stunde schon bekannt sein, und bald genug wird er Maghzens und Goums oder andre zu unsrer Befreiung entsendete Truppen vor sich auftauchen sehen.
    – Möglicherweise haben Sie damit recht, antwortete Kapitän Hardigan. Wir dürfen trotzdem aber nicht vergessen, daß Hadjar ein rachsüchtiger und grausamer Mann ist. Der Stimme der Vernunft zu lauschen, wie wir es tun würden, ist wider seine Natur… er denkt jedenfalls nur daran, seine persönliche Rache zu üben…
    – Und sie an Ihnen auszulassen, Herr Kapitän, setzte der Brigadier Pistache hinzu, an

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