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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gelangten sie über die Mauern, so hätten der Kapitän Hardigan und die übrigen unter dem Schutze der Dunkelheit wohl aus der Oase entfliehen können.
    Der Bordj schien an der Außenseite tatsächlich nicht überwacht zu werden, wenigstens war, am Tage wie in der Nacht, niemals der Schritt eines Wachtpostens zu hören. Wozu wäre es auch nötig gewesen, da die Mauern ein unübersteigliches Hindernis bildeten und die feste Tür des Hofes doch nicht zu sprengen war.
    Vom ersten Tage ihrer Einkerkerung an war es übrigens dem Brigadier Pistache gelungen, die Lage und Gestalt der Oase zu erkunden. Mit vieler Mühe und hundertmal in Gefahr, den Hals zu brechen, hatte er die verfallene Treppe des Minarets erstiegen und war bis zu dessen, seiner Haube beraubten oberstem Teile hinausgekommen.
    Von hier betrachtete er, um nicht beobachtet zu werden, nur durch die letzten noch übrigen Zinnen, das weite Panorama, das sich vor seinen Augen entrollte.
    Unter ihm und rings um den Bordj lag der F(ecken verstreut zwischen den Bäumen der Oase von Zenfig. Weiter draußen zeigte sich das Gebiet des Henguiz, von Osten nach Westen etwa in der Länge von drei bis vier Kilometern. Mit der Vorderseite nach Norden lagen die meisten Wohnstätten, die inmitten des dunkeln Grüns um so weißer aussahen. An der von einer dieser Wohnungen eingenommenen Stelle, an der Gesamtheit der Bauten, die deren Mauern umschlossen, an dem regern Verkehr, der vor der Tür herrschte, und an der Zahl der Fahnen, die vor dem Eingange im Winde flatterten, glaubte der Brigadier Pistache mit Recht zu erkennen, daß sich da die Wohnung Hadjars befinden müsse, und er täuschte sich tatsächlich nicht.
    Als der Brigadier am Nachmittage des 20. seinen Beobachtungsposten auf der Höhe des Minarets wieder eingenommen hatte, bemerkte er eine außergewöhnliche Bewegung in dem Flecken, dessen Häuser sich nach und nach entleerten. Eine große Zahl Eingeborner schien überdies von verschiedenen Punkten des Henguiz aus nach der Oase zu ziehen.
    Handelskarawanen waren das nicht, denn kein Mehari, kein Saumtier war dabei zu erblicken.
    Vielleicht trat hier auf eine Aufforderung Hadjars hin an diesem Tage eine wichtige Versammlung in Zenfig zusammen. Jedenfalls war dessen Hauptplatz bald von einer großen Menschenmenge besetzt.
    Da er sah, was hier vorging, sagte sich der Brigadier, daß sein Kapitän davon unterrichtet werden müsse, und er rief diesen deshalb herbei.
    Der Kapitän zögerte nicht, sich zu Pistache nach dem engen Reduit des Minarets zu begeben, doch nur unter größten Beschwerden gelang es ihm, bis zu diesem emporzuklimmen.
    Richtig: zu einer Art Palaver hatten sich hier mehrere Hundert Tuaregs in Zenfig versammelt. Von der Höhe der »Soumah« vernahm man lautes Geschrei und sah man eine heftige Bewegung unter der Menschenmenge, was erst ein Ende nahm, als ein Mann, dem nebst einer Frau ein andrer folgte, aus dem Hause trat, das der Brigadier schon vorher als das des Tuareghäuptlings bezeichnet hatte.
    »Das ist Hadjar!… Ja ja, das ist er! rief Kapitän Hardigan. Ich erkenne ihn wieder.«
    Es war in der Tat Hadjar mit seiner Mutter Djemma und seinem Bruder Sohar, die bei ihrem Erscheinen stürmisch begrüßt wurden.
    Als etwas Ruhe eingetreten war, ergriff der von der Volksmenge umringte Hadjar das Wort und redete eine Stunde lang, nur wiederholt von rauschendem Beifall unterbrochen, auf die Eingebornen ein. Was er da sagte, konnten der Kapitän und der Brigadier freilich nicht verstehen. Aufs neue ertönten endlich laute Rufe, als die Versammlung sich auflöste, und nachdem Hadjar in seine Behausung zurückgekehrt war, trat in der Ortschaft wieder die gewohnte Ruhe ein.
    Der Kapitän Hardigan und Pistache stiegen nun wieder nach dem Hofe hinunter und machten ihren Gefährten Mitteilung von dem, was sie beobachtet hatten.
    »Ich glaube, sagte darauf der Ingenieur, daß diese Volksversammlung zusammengerufen war, um gegen die Überflutung des Schotts Einspruch zu erheben, und wahrscheinlich werden die Folgen davon neue Überfälle sein, jedenfalls…
    – Ja, das glaub’ ich auch, bemerkte Kapitän Hardigan. Das könnte übrigens darauf hindeuten, daß Pointar bei der Sektion Goleah wieder eingetroffen ist.
    – Wenn sich’s bei der Sache nur nicht um uns gehandelt hat, meinte der Brigadier Pistache, und wenn die Spitzbuben nicht etwa nur zusammengekommen sind, um der Abschlachtung der Gefangenen beizuwohnen.«
    Alle schwiegen eine Zeitlang still. Der

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