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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nötigte, einmal auszuruhen, so genügte diese Ruhe doch nicht, sie auch wieder zu kräftigen, wenn sie sich nicht irgendwelche Nahrung beschaffen konnten. Da ihr Proviant noch in den letzten Stunden des Aufenthaltes in Bordj aufgezehrt worden war, konnten sie nur darauf rechnen, auf dem Wege durch die Oasen des Henguiz Früchte zu pflücken, eigentlich nur Datteln und verschiedene Beeren, vielleicht auch einige eßbare Wurzeln, die Pistache sehr gut kannte. Feuerstein und Schwamm fehlte weder den einen noch den andern, und über einem Feuer von dürrem Holz geröstet, boten solche Wurzeln eine stoffreichere Nahrung.
    Unter den vorliegenden Verhältnissen konnten der Kapitän Hardigan und seine Gefährten wohl darauf rechnen, ihren Hunger zu stillen und auch ihren Durst zu löschen, denn durch das Henguiz schlängelten sich verschiedene Oueds. Vielleicht gelang es ihnen auch, mit Hilfe des schnellfüßigen Coupe-à-Coeur ein Stück Haar-oder Federwild zu erbeuten. Jede Aussicht auf eine solche Möglichkeit schwand aber, wenn sie erst durch die sandigen Ebenen des Schotts über das salzgeschwängerte Gebiet wanderten, worauf höchstens vereinzelte Bündel von uneßbaren Driß dem Boden entsproßten.
    Da die Gefangenen aber unter Führung Sohars binnen zwei Tagen von Goleah nach Zenfig gekommen waren, durften sie wohl hoffen, die Strecke von Zenfig nach Goleah in der gleichen Zeit zu überwinden? Nein, leider nicht, und zwar aus zwei Gründen: erstens hatten sie jetzt keine Pferde, und da ihnen zweitens die gangbaren Wege unbekannt waren, mußte mit deren Aufsuchung gewiß viele Zeit verstreichen.
    »Alles in allem, bemerkte der Kapitän, handelt es sich doch nur um fünfzig Kilometer. Heute Abend werden wir schon die Hälfte hinter uns haben. Nach einer Nacht der Ruhe brechen wir wieder auf, und wenn wir für die zweite Hälfte auch die doppelte Zeit brachten, werden wir doch übermorgen Abend in Sicht des Kanals sein.«
    Nach einstündiger Rast, während der sie sich ausschließlich mit Datteln gesättigt hatten, folgten die Flüchtlinge, sich möglichst verbergend, dem Saume des Gehölzes. Der Himmel war bedeckt, nur dann und wann blitzte ein Sonnenstrahl durch einen Riß zwischen den Wolken. Diese drohten zwar mit Regen, doch kam es zum Glück nicht dazu.
    Die erste Wegstrecke wurde zu Mittag beendet, ohne daß ein Zwischenfall eingetreten oder auch nur ein einziger Eingeborner sichtbar geworden wäre. Was die Rotte Hadjars betraf, so befand sich diese ohne Zweifel schon vierzig bis fünfzig Kilometer weiter im Osten.
    Die Mittagsrast dauerte eine Stunde. An Datteln fehlte es nicht, und der Brigadier grub Wurzeln aus, die man über glühenden Kohlen röstete. Damit sättigten sich alle so gut es eben anging, und auch Coupe-à-Coeur mußte sich damit begnügen.
    Am Abend waren von Zenfig aus fünfundzwanzig Kilometer zurückgelegt, und der Kapitän Hardigan ließ am Ende des Henguiz Halt machen.
    Das war die Grenze der letzten Oase. Weiter draußen dehnten sich die gewaltigen Einöden der Bodensenke aus, das scheinbar grenzenlose, von Salzauswüchsen flimmernde Gebiet, über das zu gehen beim Mangel eines Führers ebenso beschwerlich wie gefahrvoll war.
    Die Flüchtlinge waren aber doch wenigstens fern von ihrem Kerker, und wenn Ahmet und die andern ihre Verfolgung aufgenommen hatten, so hatten sie wenigstens ihre Fährte nicht entdeckt.
    Alle empfanden ein dringendes Verlangen nach Ruhe. So viel ihnen auch daran lag, möglichst bald nach Goleah zu kommen, mußten sie doch die nächste Nacht an dieser Stelle zubringen. Es wäre auch zu unklug gewesen, sich im Dunkeln auf das bewegliche Gebiet jenseits des Henguiz hinauszuwagen, konnten sie sich doch am Tage da nur mühsam zurechtfinden. Da zur jetzigen Jahreszeit und in der kommenden Nacht nichts von Kälte zu befürchten war, streckten sich alle am Fuße einer Palmengruppe zum Schlummer nieder.
    Nun wäre es gewiß angezeigt gewesen, daß wenigstens einer von der Gesellschaft die Umgebung des Platzes überwacht hätte. Der Brigadier hatte sich auch erboten, das für die ersten Stunden zu übernehmen, während ihn dann die beiden Spahis ablösen sollten. Seine Gefährten versanken bald in tiefen Schlummer, und er blieb zuerst in Gesellschaft Coupe-à-Coeurs wach. Nach kaum einer Viertelstunde konnte Pistache dem Verlangen nach Schlaf jedoch nicht mehr widerstehen. Fast unabsichtlich setzte er sich zuerst nieder, streckte sich dann auf dem Boden aus, und wider seinen

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