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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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führte, und nach etwa hundert Schritten fanden sie ein Tier, das in seinem Blute lag.
    Ein Löwe war es aber nicht, sondern eine sehr große Antilope, die die Löwen erwürgt, um die sie gekämpft und die sie zuletzt, da ihre Kampfwut sie noch aufeinander hetzte, einfach liegen gelassen hatten.
    »Ah, das ist ja prächtig… das kommt wie gerufen! jubelte der Brigadier. Ein Stück Wild, das wir nimmermehr erbeutet hätten! Ha, gerade zur rechten Zeit beschert… nun wird’s auf dem weitern Wege nicht an Fleisch fehlen!«
    Es war in der Tat ein glücklicher Zufall. Die Flüchtlinge sahen sich nicht mehr darauf beschränkt, nur von Wurzeln und Datteln zu leben. Die Spahis und Pistache gingen sofort an die Arbeit und schnitten von der Antilope die besten Stücke ab; natürlich bekam auch Coupe-à-Coeur sein reichliches Teil. Die Antilope lieferte mehrere Kilo vortreffliches Fleisch, das nach der Lagerstätte gebracht wurde. Hier zündete man ein Feuer an, legte ein halbes Dutzend Schnitte über die glühenden Kohlen, und es bedarf wohl keiner besondern Versicherung, daß sich alle an dem saftigen Rostbraten mit Vergnügen erquickten.
    Wie fühlten sich die Flüchtlinge neu gekräftigt durch dieses unerwartete Frühstück, wo endlich Fleisch an Stelle der Früchte getreten war; doch nachdem es zu allgemeiner Befriedigung beendigt war, trieb der Kapitän Hardigan schon zum Aufbruch.
    »Vorwärts, rief er, wir dürfen nicht säumen! Eine Verfolgung durch die Tuaregs ist noch immer zu befürchten.«
    Das war gewiß richtig, und ehe sie ihren Lagerplatz verließen, überblickten die Flüchtlinge aufmerksam die ganze Grenze des Henguiz, die bis zu dem Flecken hin reichte. Alles erschien verlassen, und auf der gesamten Fläche des Schotts zeigte sich, im Westen ebenso wie im Osten, kein lebendes Wesen.
    Und nicht allein die Raubtiere und die Wiederkäuer hielten sich von diesem trostlosen Gebiete fern, auch Vögel sah man fast nie darüberziehen. Warum auch? Die verschiednen Oasen des Henguiz boten den Tieren ja Hilfsquellen, an denen es auf der dürren Fläche des Schotts vollständig fehlte.
    Auf eine Bemerkung dieser Art, die der Kapitän Hardigan hatte fallen lassen, erwiderte der Ingenieur:
    »Ganz recht, doch sie werden hier bald zu gewöhnlichen Gästen werden, mindestens Seevögel, wie Meerschwalben, Möwen, Fregattvögel und Taucherkönige, wenn das Melrir erst zu einem großen See verwandelt ist, und unter dem Wasser schlüpfen dann Fische hin und tummeln sich Cetaceen aus dem Mittelmeere! O, ich sehe im Geiste, unter Segel oder Dampf, Kriegs-und Handelsflottillen das neue Meer durchfurchen.
    – Nun ja, wenn das Schott einmal gefüllt ist, Herr Ingenieur, ließ sich der Brigadier Pistache vernehmen, jetzt aber, wo das noch nicht der Fall ist, wollen wir den Weg darüber benutzen, nach unserm Kanale zu kommen. Wollten wir darauf warten, daß uns ein Schiff von hier abholte… na, das würde doch eine arge Geduldprobe werden!
    – Gewiß, stimmte ihm von Schaller zu, ich bleibe aber dabei, daß die völlige Überflutung des Melrir und des Rharsa eher Tatsache sein wird, als man glaubt.
    – Und wenn es nur noch ein Jahr dauerte, warf der Kapitän lachend ein, so wäre es zu viel für uns. Nein, sobald alles dazu bereit ist, werde ich das Zeichen zum Aufbruch geben.
    – Also aufgepaßt, Herr François, sagte darauf der Brigadier, jetzt gilt’s, die Beine zu rühren, und ich wünsche Ihnen nur, eine Ortschaft zu entdecken, wo ein Barbier wohnt, den sonst laufen wir doch alle bald mit Sappeurbärten umher.
    – Sappeurbärten!« murmelte »Herr« François, der sich schon nicht mehr kannte, wenn das Wasser eines Oued sein Gesicht widerspiegelte.
    Unter den Verhältnissen, in denen sich die Flüchtlinge jetzt befanden, konnten die Vorbereitungen zum Aufbruch weder lange dauern, noch schwierig sein. Verzögert wurden sie an diesem Morgen nur durch die Notwendigkeit, die Ernährung des kleinen Trupps für die zwei Marschtage bis Goleah sicherzustellen. Dazu stand ihnen nur das Fleisch der Antilope zur Verfügung, von dem doch erst ein Teil aufgezehrt war. Wie sollten sie aber auf dem Wege über das Melrir, wo es an Holz gänzlich fehlte, ein Feuer anzünden? Hier gab es wenigstens Brennmaterial im Überfluß, da der letzte Gewittersturm, der das Melrir heimsuchte, den Erdboden mit einer Menge abgebrochner Zweige bestreut hatte.
    Der Brigadier und die beiden Spahis gingen deshalb aus Werk. Binnen einer halben Stunde

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