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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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es arg weh?«, fragt Maja und zieht sich ihre Träger wieder über die Schultern.
    »Schon.«
    »Aber es vergeht, stimmt’s?«
    »Diesmal weiß ich es nicht.«
    Wir sitzen noch so lange auf den Stufen, bis die Sonne hinter den Häusern verschwindet. Schlagartig wird es kühl.
    Maja und ich spazieren den Hügel runter, holen uns noch eine Eiskugel beim Italiener und schlendern gemütlich zur Bahn.
    Am Abend schaue ich laufend auf die Uhr und versu che, mir vorzustellen, was die Band gerade macht. Spielen sie schon? Oder machen sie erst den Soundcheck? Blinzelt Milo in die Scheinwerfer und lässt Dan blöde Sprüche ab? Sind viele Leute gekommen und werden alle hinterher Leipzig unsicher machen? Versteckt sich Edgar mit Karin in einer dunklen Ecke? Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich etwas ganz Entscheidendes verpasse.
    Selbst schuld!
    Mama schaut bei mir rein und fragt, ob ich mit ihnen einen Krimi schauen mag. Ich setze mich ins Wohnzimmer aufs Sofa, kann der Handlung aber nicht richtig folgen und entschuldige mich unter dem Vorwand, ich sei müde.
    Ich nehme ein schnelles Bad, rasiere mir die Beine und kuschel mich ins Bett. Ich stelle den Timer fürs Radio, lausche den leisen Moderatorenstimmen, um mich ein wenig mit der Welt verbunden zu fühlen, und schlafe über einem Kings-of-Leon-Song ein.

Edgar klingelt am späten Nachmittag. Ich bin darüber so glücklich, als würde ich ein lang verschollenes Familienmitglied wiedertreffen.
    »Hey! Gleich kann ich nicht mehr atmen!« Er löst sich aus meiner Umarmung.
    »Setz dich! Willst du einen Tee? Cola? Eine rauchen? Dann müssten wir vor die Tür! Ich kann auch eine Pizza in den Ofen schieben!« Ich drehe mich planlos im Zimmer rum.
    »Immer mir der Ruhe!« Er setzt sich an meinen Schreibtisch und blättert in meinen Büchern rum.
    »Ist nichts Interessantes, alles für die Schule«, meine ich und trete von einem Bein auf das andere.
    »Weißt du, dass ich noch nie ein Buch für die Schule gelesen habe?« Er wirft »Vor Sonnnenaufgang« von Gerhart Hauptmann verächtlich zur Seite.
    »Das sieht dir gar nicht ähnlich«, bemerke ich und setze mich endlich aufs Bett.
    »Wieso?« Er runzelt die Stirn.
    »Ich finde, du wirkst so vernünftig. Grundsolide. Zuverlässig. Der perfekte Schwiegersohn eben.«
    »In den Träumen deiner Mutter vielleicht!«
    »Okay, egal, jetzt erzähl!« Ich halte es nicht aus, wenn er mich noch länger auf die Folter spannt.
    Er grinst. »Hättest halt nicht wegfahren sollen. War ohne Frage das beste Konzert!«
    »Ich wusste es!«
    »Ich habe ein bisschen davon für dich aufgenommen. Danach hat Milo mir die Kamera geklaut.«
    »Wie geklaut?«
    »Na geklaut eben. Mir aus dem Rucksack genommen, während ich kacken war.« Er steht auf und sieht sich mein CD -Regal an. » HIM ?«
    »Habe ich mal geschenkt bekommen«, lüge ich.
    »Keine Sorge, ich habe mir die Kamera wieder zurückgeholt.« Er greift in seinen Rucksack und reicht mir die Kameratasche.
    Ich ziehe hektisch den Reißverschluss auf und zerre die Kamera raus, gehe in den Wiedergabemodus und spule ein Stück zurück, dann Play.
    Milo sitzt vor der Kamera, lächelt verlegen und sagt »… weil ich so ein Idiot bin …« Ich drücke schnell auf Pause. Das Bild gefriert, und Milos Haarsträhne, die ihm vor die Augen fällt, macht mich so schrecklich hibbelig, dass ich mir insgeheim wünsche, Edgar würde sofort wieder verschwinden, damit ich mit diesem Bild hier alleine sein kann. Mein Herz pocht wie verrückt.
    Aber Edgar denkt gar nicht daran, hockt sich auf den Boden und wühlt sich durch meine DVD s. Ich kann ihn unmöglich rausschmeißen, nachdem er so nett war, mir die Kamera zu bringen und überhaupt immer nett ist und zur Stelle, wenn man ihn braucht. Ich lege sie also zur Seite und setze mich zu ihm. »Und mit Karin?«
    »Darüber spreche ich nur mit meinem Therapeuten.«
    »Du hast einen Therapeuten?«
    »Bestimmt bald!« Er zwinkert mir zu und liest sich die Inhaltsangabe zu »Gilbert Grape« durch. Als er damit fertig ist, legt er die DVD wieder auf ihren Stapel zurück und springt auf. »Na gut! Ich mache mich dann mal auf die Socken. Ich stinke und brauche dringend eine Dusche.«
    Gott sei Dank!
    Dann fällt mir noch was ein. »Ach Edgar, hast du die Handynummer von Linda?« Ich versuche, beiläufig zu klingen.
    Er zieht sein Handy aus der Hosentasche und sucht in seinem Telefonbuch, dann greift er sich einen Stift von meinem Schreibtisch und kritzelt die Nummer auf die

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