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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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ist, und auch das ist die reine Wahrheit. Ich weiß, dass ich nicht mit nach Amerika fliegen wollte, um Evas Tante Joan und deren Mann Wally Immelmann zu besuchen. Deshalb erzählte ich meiner Frau, ich müsse einen Kurs im nächsten Schuljahr vorbereiten, holte ein paar Bücher aus der Bibliothek, die Wally Immelmann garantiert verabscheuen würde, und natürlich regte sie sich auf und meinte, ich könne sie nicht mitnehmen.«
    »Was für Bücher?«
    »Ach, Bücher über Castros wunderbares Kuba und die marxistische Revolutionstheorie. Genau das Zeug, das ihm verhasst ist. Kann nicht behaupten, dass ich es selbst mag, aber wenn ich mit diesen Büchern in Wilma aufgetaucht wäre, hätte er einen Schlaganfall bekommen. Ich hatte noch andere ausgeliehen, erinnere mich aber nicht mehr an alle.«
    »Und Ihr Frauchen hat diese Geschichte geschluckt?«
    »Voll und ganz«, sagte Wilt. »Und sie war ja auch plausibel. Es gibt schließlich immer noch Irre, die Lenin für einen Heiligen halten und glauben, Stalin sei im Grunde seines Herzens ein echt netter Bursche gewesen. Manche Menschen lernen es nie, stimmt’s?«
    Flint behielt seine Ansichten zu diesem Thema für sich. »Na schön, ich akzeptiere, was Sie mir bisher erzählt haben. Ich will nun wissen, was Sie als Nächstes gemacht haben. Und erzählen Sie mir keinen Mumpitz von wegen Amnesie. Die Ärzte sagen, Ihr Gehirn sei nicht beschädigt. Jedenfalls nicht schlimmer, als es war, bevor Sie in diese Bredouille geraten sind.«
    »Ich kann Ihnen sagen, was ich bis zu einem bestimmten Punkt getan habe, aber ich habe keinen blassen Schimmer, was danach bis zu meinem Erwachen auf der Sterbestation geschah. Meine letzte Erinnerung ist die, dass ich nass bis auf die Haut durch einen Wald latsche, über eine Wurzel oder so was stolpere und nach vorn falle. Danach weiß ich gar nichts mehr. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.«
    »Also gut, gehen wir ein Stückchen zurück. Woher kamen Sie?«, fragte der Inspektor.
    »Das ist es ja. Ich weiß es nicht. Ich war auf einer Wanderung.«
    »Von wo nach wo?«
    »Das wusste ich nicht. Ich wollte es gar nicht wissen. Ich wollte einfach nur nach nirgendwo gehen. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Flint schüttelte den Kopf. »Kein einziges verdammtes Wort«, sagte er. »Sie wollten es gar nicht wissen. Sie wollten einfach nur gehen. Und das soll einen Sinn ergeben? Für mich jedenfalls nicht. Für mich klingt das wie ein Haufen sinnloses Kauderwelsch. Wie mutwilliges Kauderwelsch. Wie Lügen. Sie mussten doch wissen, wohin Sie gehen wollten.«
    Wilt seufzte. Er kannte jetzt Inspektor Flint mit Unterbrechungen seit etlichen Jahren und hätte im Voraus wissen müssen, dass der Inspektor nicht verstehen würde, dass er nicht hatte wissen wollen, wohin er ging. Er unternahm noch einen Versuch.
    »Ich wollte weg von Ipford, von der Berufsschule, dem täglichen Trott bei der Arbeit, wenn man das überhaupt Arbeit nennen will, und meinen Kopf von dem ganzen Müll befreien, indem ich einfach so drauflosmarschiere und dabei das wahre England entdecke.«
    Flint versuchte zu begreifen, was Wilt da von sich gab, und scheiterte wie üblich. »Wieso sind Sie dann in Meldrum Slocum gelandet?«, fragte er in dem verzweifelten Versuch, dem Gespräch etwas Vernunft einzuhauchen. »Von irgendwo müssen Sie doch gekommen sein.«
    »Das sagte ich doch. Aus einem Wald. Außerdem war ich besoffen.«
    »Und ich bin echt betroffen, dass Sie mich hier zum Narren halten wollen«, schnauzte Flint ihn an, ging wieder zu Dr. Dedges Büro und klopfte an die Tür, nur um sich anhören zu müssen, er solle sich verpissen.
    »Ich will bloß wissen, ob dieser grässliche Mensch gesund genug ist, um entlassen zu werden. Verraten Sie mir das.«
    »Hören Sie!«, rief der Psychiater. »Mir ist scheißegal, ob er gesund ist oder nicht. Schaffen Sie ihn hier raus. Der ist noch mein Tod. Reicht Ihnen das?«
    »Würden Sie sagen, er gehört in eine Nervenheilanstalt?«, fragte Flint.
    »Mir fällt für das Schwein nichts Besseres ein!«, brüllte Dr. Dedge.
    »In dem Fall müssen Sie ihn einweisen.«
    Ein langes Stöhnen kam als Antwort. »Das kann ich nicht. Er ist nicht unzurechnungsfähig«, erklärte der Psychiater und öffnete die Tür. Er stand in der Unterhose da. Er zögerte kurz und kam zu einem Entschluss. »Ich sag Ihnen, was ich mache. Ich ordne eine ›Begutachtung‹ an und überlasse den Ärzten im Methuen die Entscheidung.«
    Und damit ging er zu seinem

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