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Der Einfaltspinsel

Der Einfaltspinsel

Titel: Der Einfaltspinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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das belege die DNA-Analyse. Das hat er damit gemeint, als er sagte, meine Vorfahren seien einst Pongiden genannt worden.«
    »Übrigens hat er sich da geirrt. Er meinte nicht Pavian, sondern wollte eigentlich Schimpanse sagen«, warf Flint ein, um den Mann zu beruhigen.
    Das funktionierte nicht. Dr. Dedge musterte ihn mit wirrem Blick. »Ein Schimpanse? Sind Sie auch verrückt? Sehe ich etwa wie ein Pavian oder Schimpanse aus, eine DNA-Analyse hat man bei mir auch noch nie vorgenommen, und was soll das Gerede, meine Vorfahren seien Pongiden? Mein Vater war ein Dedge, und der Familienname meiner Mutter lautet Fawcett, und zwar bereits seit 1605. Wir haben für beide Zweige der Familie einen Stammbaum erstellt, und da gibt’s nicht einen namens Pongid.«
    Inspektor Flint probierte eine andere Taktik. »Er hat die Zeitungen gelesen. Da standen alle möglichen Artikel darüber, dass Pongiden, also Menschenaffen, älter seien als Hominiden und der Homo sapiens. Die neueste Theorie besagt …«
    »Scheiß auf die neueste Theorie!«, schrie der Psychiater.
    »Ich will endlich schlafen. Können Sie diesen Wahnsinnigen nicht aufs Polizeirevier bringen und ihn da in die Zange nehmen?«
    »Nein«, entgegnete Flint bestimmt. »Er ist ein kranker Mann und …«
    »Das können Sie aber laut sagen, und wenn er noch eine Weile länger hier bleibt, schließe ich mich ihm an. Außerdem haben wir Scans und alle anderen nötigen Untersuchungen gemacht, und davon deutet keine darauf hin, dass sein Gehirn einen Schaden genommen hat … falls sich in seinem verdammten Kopf so etwas befindet.«
    Flint seufzte, ging hinaus auf den Flur und betrat den Isolierraum, wo Wilt im Bett saß und vor sich hin lächelte. Was er den Doktor nebenan hatte schreien hören, gefiel ihm recht gut. Der Inspektor stand am Bettende und schaute Wilt einen Moment lang an. Egal was der Mann getan hatte, um Dr. Dedge praktisch in den Wahnsinn zu treiben, für Flint stand fest, dass Wilt vollständig oder weitgehend bei Sinnen war. Er musste handeln. Nach einem langen Telefonat mit dem Hauptkommissar in Oston wusste er, wo Wilt gewesen war. Es war Zeit, ein wenig zu bluffen.
    »Na schön, Henry«, sagte er und holte ein Paar Handschellen heraus. »Dieses Mal sind Sie zu weit gegangen. Den Mord an Ihrem Frauchen vorzutäuschen, indem Sie eine mit ihren Klamotten angezogene aufblasbare Puppe in einer Baugrube versenkten, obwohl Sie sehr wohl wussten, dass Eva lebte und mit diesen Kaliforniern auf einem geklauten Boot durch die Gegend schipperte, war eine Sache, aber Brandstiftung und der Mord an einem Schattenminister sind eine ganz andere. Also sparen Sie sich dieses Lächeln.«
    Wilts Lächeln verschwand.
    Flint verschloss die Tür und setzte sich sehr dicht neben ihm aufs Bett.
    »Mord? Mord an einem Schattenminister?«, fragte Wilt, inzwischen ehrlich verblüfft.
    »Sie haben mich doch gehört. Mord und Brandstiftung in einem Dorf namens Meldrum Slocum.«
    »Meldrum Slocum? Davon hab ich noch nie was gehört.«
    »Dann erklären Sie mir, wieso Ihre Jeans auf einem Weg hinter dem Herrenhaus gefunden wurde, das irgendein Mistkerl abgefackelt hat. Ihre Jeans, Henry, mit Brandmalen und Asche drauf! Und Sie wollen von dem Ort noch nie etwas gehört haben. Erzählen Sie mir nicht so ’n Scheiß.«
    »Aber ich schwöre bei Gott …«
    »Sie können schwören, so viel Sie wollen, die Beweise sind da. Erstens, die verdreckte Jeans, die auf einem Weg hinter dem niedergebrannten Haus gefunden wurde. Zweitens, der Schlamm ist identisch mit dem auf dem Weg. Drittens, Sie befanden sich mit Sicherheit in der Garage, die dem ermordeten Schattenminister gehörte. Man hat einen DNA-Test des dort entdeckten Bluts vorgenommen, das mit Ihrem identisch ist. Außerdem wurde Ihr Rucksack im Haus der anderen Verdächtigen gefunden. Das sind die Tatsachen. Unwiderlegbare Tatsachen. Und nur um Sie aufzumuntern, möchte ich Ihnen verraten, dass sich Scotland Yard in die Ermittlungen eingeschaltet hat. Aus dieser Geschichte können Sie sich diesmal nicht wieder rausreden wie bisher immer.«
    Flint wartete, dass Wilts verstörtes Hirn diese entsetzlichen Informationen verarbeitete. Der versuchte, sich zu erinnern, wie das alles passiert war, doch ihm fielen nur einzelne isolierte Szenen ein.
    »Denken Sie nach, Henry. Das ist nicht irgendein Streich. Ich erzähle Ihnen die reine Wahrheit.«
    Wilt sah Inspektor Flint an und merkte, dass es ihm todernst war.
    »Ich weiß nicht, was geschehen

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