Der einsame Baum - Covenant 05
hob Seeträumer sie vom Boden und trug sie am Callowwail -Ufer entlang hinterdrein. An seinen Seiten liefen Cail und Ceer. Brinn und Hergrom überholten, um die Erste und Covenant zu eskortieren. Allen jedoch rannte Blankehans voraus, der sich anscheinend nach seinem Schiff zurücksehnte. Pechnases deformierter Rücken behinderte ihn, aber er war dazu imstande, das Tempo der Ersten mitzuhalten. Als letzter kam Hohl angetrabt, mit einer Leichtigkeit, als wäre er jemand, der sein Lebtag nichts anderes als Laufen betrieben hatte. Die Gefährten liefen in den Woodenwold , als könnten sie – wie Linden – an ihren Fersen Glöckchen klingen hören. Aber aus dem Bedrohlichen des Läutens ergaben sich keine konkreten Maßnahmen. Möglicherweise gelang es Elohim wie Daphin, jene anderen, die Chants Einstellung teilten, zu mäßigen. Und die Gefährten vermochten den Abstand rasch zu vergrößern. Sie ließen mit solcher Geschwindigkeit immer mehr Bäume hinter sich, eilten so schnell zum Ankerplatz des Riesen-Schiffs, als gierten sie regelrecht nach Hoffnung.
Schließlich gelangten sie in den Schatten der Raw- Schroffen, und schlagartig nahm Woodenwold ringsherum einen gräulichen, wie von Bitternis zernagten Charakter an. Die rauhen Berge schienen die Bäume um Herbstschönheit und Ruhe zu bringen. Aber Linden verlor nicht den Mut; die Lagune war nah. Als Seeträumer sie zwischen die hohen Wände des Tals trug, sah sie die Sternfahrers Schatz unverändert auf dem glatten Gewässer ankern, die steinernen Rahen wie in einer Geste des Trotzes gegen Berge und Zwielicht emporgereckt. Das Langboot lag noch, wo die Gruppe es zurückgelassen hatte.
Blankehans begann Derbhand bereits Anordnungen zuzuschreien, bevor er und Seeträumer das Boot die halbe Entfernung zur Dromond hinübergerudert hatten; seine Rufe hallten von den steilen Klippen wider, und die Echos schienen Riesen in die Wanten zu zaubern. Zum Zeitpunkt, als Linden die gemaserte Seite des Riesen-Schiffs erkletterte und sich aufs Achterdeck begab, begann das entfaltete Segeltuch schon zu flattern. Westwärtiger Wind wehte zwischen den Bergen.
Riesen holten eilig das Langboot an Bord, lichteten die Anker. Blankehans suchte das Achterkastell auf, rief unterwegs Anweisungen. Zügig kam Leben in die Sternfahrers Schatz. Mit einem Heben ihres Bugs und einer Vielfalt von Aktivitäten überall auf dem Schiff legte sich die Dromond in den Wind, der ihre Segel blähte, und begann mühelos in die Schlucht des Raw einzudringen.
11
WARNUNG VOR SCHLANGEN
Noch ehe die Sternfahrers Schatz die Hälfte der Entfernung zum offenen Meer zurückgelegt hatte, verstärkte sich der Wind zu stürmischem Blasen, das wie ein Gebrüll von den Höhen der Raw- Schroffen herabfuhr. Es trieb die Dromond vorwärts, als hätten die Elohim in ihrem Zorn beschlossen, die Sucher ein für allemal aus ihrem Reich zu scheuchen. Aber Blankehans überließ das Schiff nicht der Willkür des Windes. Während der Nachmittag verstrich, gestalteten sich die Klippen und Biegungen der Raw- Schlucht düsterer, bitterer und gefährlicher. Deshalb ließ er die Segel reffen und das Riesen-Schiff vorsichtshalber nur maßvolle Fahrt machen. Die Gefährten erreichten das Ende der Schlucht erst kurz vor Sonnenuntergang.
Dort mußte die Sternfahrers Schatz einen langen Kampf durchstehen, um sich von den Felsen der Küste zu entfernen. Der Wind aus der Schlucht des Raw stand im Konflikt mit den entlang der Küstenlandschaft vorherrschenden Winden; und dadurch gelangte die Dromond in ein wahres Labyrinth von Turbulenzen. Blankehans lavierte durch die Böen, versuchte dem Wechselspiel der Winde stets einen Zug voraus zu sein; er und die Mannschaft steuerten das Schiff vor den südlichen Ausläufern der Raw- Schroffen mal in diese, mal in jene Richtung.
Rasch vertiefte sich die Abenddämmerung zur Nacht, verwandelte den felsigen Küstenstreifen in Schwärze, nur noch erkennbar dank des Schimmerns der See und des schwachen Sternenscheins; denn der Mond war nicht zu sehen. Für Linden, die in bezug auf den Ablauf der Tage und Nächte den Überblick verloren hatte, war das Fehlen des Mondes unheilvoll und schauderhaft. Sie fühlte sich zu glauben imstande, die Elohim hätten ihn zur Vergeltung vom Himmel gerissen. In der Dunkelheit sah sie keinen Weg, wie das Schiff sich dem Wirrwarr der Winde entziehen könnte. Mit jedem Mal schlug der Wind heftiger um, hatte sie den Eindruck, und jedes weitere Lavieren schien
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