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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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das zertrümmerte Bein des Haruchai . Ihre Hände bewegten sich sachkundig und sicher. Ein Teil ihres Bewußtseins richtete die Aufmerksamkeit jedoch auf Pechnase und die Erste.
    Der verkrüppelte Riese zog den Kopf ein. Aber er stellte sich der Unerfreulichkeit seiner Nachricht. Seine Stimme pfiff leise in der verkrümmten Brust. »Ein Anschlag ist auf die Dromond verübt worden.« Mit einem scharfen Fauchen entließ Blankehans seinen Atem. Seeträumer krallte die Hände in ein Kissen; aber es war zu weich, um ihm den Eindruck eines Halts zu vermitteln. Die Erste blieb so reglos wie die Haruchai . »Nachdem ihr von Bord gegangen wart ...« – das Erzählen dieser unangenehmen Geschichte machte Pechnase sichtlich verlegen –, »entsprach der Hafenmeister den Anordnungen Rire Grists. Man lieferte uns Vorräte – Nahrung und Wasser, dazu Stein, alles in überreichlichem Maße. Noch ehe die Sonne sank, waren unsere Lager von neuem gefüllt, und ich hatte mit meinem Pech Sternfahrers Schatz' Seite wiederhergestellt und sie so erneut in einen seetüchtigen Zustand versetzt – wiewohl ich anmerken muß, daß meiner noch viel Arbeit harrt, um die anderen Schäden zu beseitigen.« Pechnase mußte sich seines eingefleischten Drangs erwehren, seinen Bericht mit möglichst vielen Einzelheiten auszuschmücken. Aber er zwang sich, beim wesentlichen der Neuigkeit zu bleiben, nicht mehr als das Berichtenswerte vorzutragen. »Niemand verhielt sich wider uns feindselig, und niemand drohte uns mit Feindseligkeit. Selbst der Hafenmeister grollte nicht länger wegen seines gekränkten Stolzes. Doch es bewährte sich wohl, daß Ankermeister Derbhand der Vorsicht so hohen Wert beimißt. Sobald der Tag endete, teilte er Wachen ein, wies sie an allerlei Stellen sowohl auf wie auch im Innern der Dromond. Ich in meiner Torheit wähnte, es könne sich uns, da über Bhrathairain ein Vollmond sich erhob, keine Gefahr ungesehen nahen. Aber des Mondes Licht warf auch einen hellen Schein aufs Wasser und verbarg dessen Tiefen. Und während nun der Mond am Nachthimmel seine Bahn zog, vernahmen die Wachen, welchselbige Derbhand unter Deck aufgestellt hatte, durch den Rumpf der Dromond ungewohnte Geräusche.« Linden löste die Schienen von Ceers Bein und beendete das Waschen der Wunden. Danach unterzog sie die Medikamente, die Rire Grists Unterführer hergeschafft hatte, mittels ihrer tiefenwirksamen Sinne einer gründlichen Überprüfung. Offenbar besaßen die Bhrathair durchaus weitreichende medizinische Kenntnisse – eine Frucht der von Gewalt durchzogenen Geschichte ihres Volkes. Linden unterschied Salben zur Wundreinigung, Mittel zur Fieberbekämpfung, Einreibmittel mit narkotischer Wirkung: lauter Medikamente, die sich zur Behandlung diverser Verletzungen eigneten, wie man sie bei bewaffneten Auseinandersetzungen erleiden konnte. Sie schienen aus den verschiedenen Arten von Sand und Erde der Großen Wüste selbst fabriziert worden zu sein. Linden suchte eine antiseptische Salbe und eine Emulsion zur örtlichen Betäubung heraus und begann beides auf Ceers Bein zu verstreichen. Unterdessen entging ihr aber kein Wort von Pechnases Bericht. »Ohne Verzug rief Derbhand nach Tauchern«, sagte Pechnase. »Windsbraut und Nebelhorn erhörten seinen Ruf. Ohne Aufsehen begaben sie sich ins Wasser und schwammen zu jener Stelle, die ihnen die Wachen wiesen, und dort entdeckten sie mit ihren Händen einen großen Gegenstand, der zwischen den Muscheln unterm Rumpf hing. Gemeinsam entfernten sie ihn und brachten ihn zur Oberfläche. Derbhand aber gebot sogleich, sich seiner zu entledigen. Deshalb warfen sie ihn auf die Hafenmauer, wo er auf einmal in gewaltiges Feuer zerbarst, das starken Schaden anrichtete – doch nicht auf Sternfahrers Schatz.« Er sprach mit grimmiger Ironie weiter. »Mich dünkt's ein wenig sonderbar, daß kein Mann und kein Weib aus ganz Bhrathairain zum Hafen kam, um zu schauen, was da so himmelhoch loderte.« Dann zuckte er die Achseln. »Dennoch fühlte sich Derbhand beileibe noch nicht beruhigt. Auf seine Weisung tasteten Lagermeisterin Windsbraut und andere Mitglieder der Besatzung alle Außenflächen des Rumpfs mit den bloßen Händen ab und forschten nach weiteren derartigen Gefährdungen. Sie fanden jedoch nichts.« Pechnase kam zum Schluß. »In der Morgendämmerung ging ich an Land, um euch aufzusuchen. Ohne Behelligung gewährte man mir Zutritt ins Erste Rund. Aber hier gab man mir sodann zu verstehen ...« – er schnitt

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