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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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einem Schweigen, das nur der Klang ihrer Schritte durchbrach, stiegen die Gefährten über die gewundene Treppe hinab ins Rund des Reichtums.
    Dort kannte die Erste kein Zögern mehr. Mit den Schritten einer Kriegerin durchmaß sie die Ausstellungssäle, bis sie den Raum erreichte, in dem sich die Klinge befand, an der sie solchen Gefallen gefunden hatte. »Haben meine Ohren richtig vernommen?« murmelte sie in herber Ironie, als sie das lange Schwert aus seinem Gestell hob, es in der Hand wog, um die Gleichgewichtigkeit der Waffe zu prüfen. »Hat der Gaddhi mir nicht diese Waffe zum Geschenk gewährt?« Die Schneiden der Klinge waren so scharf wie der Glanz in ihren Augen. Lautlos kostete ihr Mund mögliche Namen für ihre neue Waffe. Während er leise vor sich hin lachte, ging Pechnase mit Blankehans andere Waffen suchen. An der Treppe zum Zweiten Rund gesellten sie sich wieder zu der Gruppe. Pechnase trug eine mit Eisenspitzen besetzte Keule, die so knorrig und wuchtig war wie sein eigener Arm. Blankehans schleppte auf einer Schulter einen langen, mit Eisen beschlagenen Balken, der Bestandteil irgendeines Belagerungsgeräts gewesen sein mußte. Sein vorwärtsgereckter Bart verhieß jedem, der es wagen sollte, ihm in die Quere zu kommen, die nachteiligsten Folgen. Bei diesem Anblick erhellte sich Brinns Blick; und selbst über Ceers Miene, die jeden Schmerz verachtete, glitt ein Ausdruck, der einem Lächeln glich. Zusammen klommen die Gefährten die Treppe hinab.
    Doch sobald sie ins Zweite Rund gelangten, veranlaßte Linden sie zum Stehenbleiben. Ihre Spannung näherte sich der Hysterie. »Drunten.« Ihre sämtlichen Sinne dröhnten wie das Hämmern von Metall. Im Vorsaal des Ersten Runds drängte sich eine ihnen entgegengeworfene Masse von Widersachern, die zu umfangreich war, um gezählt werden zu können. »Er wartet auf uns.« Kasreyns Präsenz war so unverkennbar wie seine Gier.
    »Das mag uns nur recht sein.« Die Erste streichelte ihr neues Schwert. Die Selbstsicherheit ihres Auftretens ähnelte einer Vereinigung von Eisen und Schönheit. »Sein Dasein in Bhrathairealm wird nicht länger so wie bisher sein. Wenn er gezwungen wird, seine Tyrannei in aller Offenheit einzugestehen, dürften vielerlei Dinge sich wandeln ... nicht zuletzt wird's Auswirkungen auf dieses Landes Wohlstand haben.« Ihre Stimme bezeugte eifrige Kampfbereitschaft.
    Die Gefährten trafen ihre Vorbereitungen zum Gefecht. Ihre Furcht wie einen Kloß in der Kehle, nahm Linden den Ur-Lord aus Brinns in ihre Obhut, damit der Haruchai am Kampf teilnehmen konnte. Die Erste, Blankehans, Pechnase sowie die beiden unverletzten Haruchai bildeten einen Ring um Seeträumer, der Ceer trug, Covenant und Linden. Ohne sich weiter um den Dämondim-Abkömmling und Findail zu kümmern, die keinen Schutz nötig hatten, stiegen die Gefährten trotzig die Treppe zum Ersten Rund hinunter. Dort erwartete Kasreyn von dem Wirbel sie mit hundert bis hundertzwanzig Hustin und mindestens noch einmal der gleichen Zahl unberittener Soldaten. Er stand mit dem Rücken zum Tor. Die Torflügel waren geschlossen. Die einzige Helligkeit stammte vom Sonnenschein, der in Lichtkegeln durch die unerreichbar hoch gelegenen Fenster hereinfiel. »Halt!« Die Rufe des Wesirs klangen deutlich und herrisch. »Kehrt zurück in eure Gemächer! Der Gaddhi verbietet euch, seinen Hof zu verlassen!«
    »Er würde uns gehenlassen, wenn er den Mut hätte!« erwiderte Linden, angefeuert durch die irrsinnige Gefährlichkeit ihrer Vorsätze. Die Gefährten verharrten keine Sekunde lang. Kasreyn brüllte einen Befehl. Die Wächter senkten ihre Spieße. Mit durchdringendem Geräusch zogen die Soldaten alle gleichzeitig die Schwerter. Schritt um Schritt näherten sich die Parteien einander. Die Gruppe der Gefährten wirkte im Vergleich mit der Übermacht so bedeutungslos wie eine ins Meer geschleuderte Handvoll Sand. Ohne Covenants Macht hatten die Freunde keine Chance. Es sei denn, es gelang ihnen, das zu tun, was Brinn schon früher vorgeschlagen hatte – sich Kasreyn zu greifen und ihn zu töten.
    »Stein und See«, rief plötzlich die Erste wie ein Tantra, und Blankehans ging zum Angriff über. Er rammte seinen Balken mit der Breitseite gegen die Hustin und fällte ihre Reihen bis zum halben Weg zu Kasreyns Standort. Sofort setzte er mitten in das Durcheinander nach, begann mit seinen großen Fäusten an beiden Seiten Wächter niederzudreschen. Die Erste und Pechnase folgten, überholten

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