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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Belastung Schaden genommen hatten. »Er sann darauf, ein Mittel zu finden, um uns zu warnen, sollten die Bhrathair abermals versuchen, Sternfahrers Schatz zuschanden zu machen. Nun will's den Anschein haben, daß fürwahr erneut ein solcher Versuch unternommen worden ist. Deshalb hat er diesen Brand gelegt und gehofft, die Kunde davon möchte uns vor der Gefahr warnen.«
    »Aber wo ...« – Lindens Gedanken hinkten ihm gewissermaßen mühselig nach. Sie sah an der Hafenmauer nichts als ein gewaltiges Lodern – »wo ist das Schiff?«
    »Dort.« Pechnase lenkte ihren Blick ein Stück weit über die Anlegestellen hinaus. Aber noch immer konnte Linden die Dromond nicht erkennen. »Derbhand hat wacker gehandelt.« Pechnases eingeschnürte Kehle verpreßte ihm die Stimme. »Aber nun muß Sternfahrers Schatz sich sputen, will sie nicht doch noch untergehen.«
    Dann sah Linden das Schiff. Ein Feuerball, in der Ferne nur klein erkennbar, flog in lautlosem Bogen über die schwarze Oberfläche des Wassers, verströmte gespenstisches Licht und erzeugte weithin Widerspiegelungen. Er stammte von einer gewappneten Galeere, auf deren Decks ein Katapult stand. Der Feuerball sauste auf die unverwechselbaren steinernen Rahen der Sternfahrers Schatz zu. Derbhand hatte jeden Quadratmeter Segel setzen lassen, der an den beiden noch vorhandenen Masten des Riesen-Schiffs Platz hatte. Während des Moments der Erhellung durch den Feuerball klaffte die Lücke zwischen ihnen wie eine schwere Wunde; und die Segel schienen der feurigen Kugel regelrecht entgegenzuwehen. In der Umgebung der Dromond gab es noch mehr Schiffe zu sehen: zwei Biremen, fast so groß wie die Sternfahrers Schatz; zwei Triremen, beide mit wuchtigen eisernen Rammspornen bewehrt; eine weitere mit Katapulten bewaffnete Galeere. Sie machten Jagd auf die Dromond, versuchten sie mit allen Mitteln zu versenken. Aber sie drehte bei, und der Feuerball überquerte ihr Heck, fiel ins ölige Wogen der See. Sofort zerplatzte das Geschoß, breitete eine Schicht aus Flammen übers Wasser aus. Glut und Brand trafen die Seite des Riesen-Schiffs; aber sie prallten vom gemaserten Stein ab, richteten keinen Schaden an. Ehe die Flammen erloschen, sah Linden, wie eine der Triremen sich zu drehen begann, direkten Kurs auf die Dromond nahm, um ihr den Rammsporn in den Rumpf zu bohren. Reihen von Rudern gischteten das Wasser auf. Dann war der Feuerschein verschwunden. Trotz des Mondlichts konnte man die entfernteren Schiffe nicht mehr sehen.
    Blankehans knirschte Befehle durch die Zähne, die Derbhand nicht zu hören vermochte. Der Kapitän war außer sich vor Sorge um sein Schiff. Unwillkürlich hielt Linden den Atem an. Kein Laut erreichte die Mauerkrone. Durch das Sirenengeheul waren der Tumult in Bhrathairain und das Seegefecht im Hafenbecken nicht zu hören. Doch da fuhr von der zweiten Galeere ein neuer Feuerball durch die Luft. Aber offenbar hatte man ihn überstürzt verschossen, schlecht gezielt. Er hatte, außer daß er Helligkeit spendete, keine Wirkung.
    In seinem geisterhaften Licht sah Linden die Sternfahrers Schatz das Wrack der Trireme kreuzen. Sie hatte den Angreifer in der Mitte zerbrochen. Die Überreste der Trireme versanken unterm Heck der Dromond. Einen Moment lang sah man im Leuchten des Feuerballs winzige Gestalten zappeln. Dann herrschte im Hafenbecken wieder Dunkelheit, entzog die Sternfahrers Schatz der Sicht, während sie beidrehte, um es als nächstes mit einer Monoreme aufzunehmen.
    Blankehans und Seeträumer konnten den Blick nicht vom Schauplatz der Auseinandersetzung wenden. Aber die Edle Alif zog am Arm der Ersten. Mit merklicher Mühe entzog die Erste dem Hafen ihre Aufmerksamkeit. »Ihr müßt euch eilends zu den Spitzen begeben«, sagte die Edle. »Seid auf der Hut, dieweil sie bewacht werden. Aber nur dort vermögt ihr noch auf euer Schiff zu gelangen. Und der Weg ist sehr weit.«
    »Du willst uns nicht begleiten?« erkundigte sich die Erste in plötzlicher Betroffenheit.
    »Nahebei ist eine Treppe«, antwortete die Edle. »Ich werde bei meinem Volk bleiben.«
    »Edle.« Die Stimme der Ersten zeugte von sanftem Widerspruch. »Welches Leben hast du hier noch zu erhoffen? Wenn diese Nacht vorüber ist, wird Bhrathairealm anders als bisher sein. Du hast viel für uns gewagt. Zum Dank laß dich von uns aus dieser Stadt bringen. Unsere Fahrt wird weder ohne Härten noch ohne Gefahren verlaufen, aber sie wird dich den Launen von Tyrannen entziehen.«
    Doch Alif

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