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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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er dargelegt hatte. Daß nämlich Lord Fouls Pläne sich in Wirklichkeit um sie drehten. Daß die Verantwortung für das Überdauern der Erde in einer Beziehung auf ihren Schultern lastete, die sie sich nicht einmal im entferntesten vorzustellen vermochte; daß sie manipuliert wurde, um die Vernichtung der Erde herbeizuführen.
    Für einen Moment schlug dieser Gedanke Linden mit Starre, ließ von neuem Furcht in die vom Sonnenschein helle Kabine einkehren. Doch schon sprach Covenant weiter, wie zur Antwort auf Lindens bange Bestürzung.
    »Und es gibt noch eine. Noch eine Hoffnung.« Sein Ton war nun gelassener, sanfter, Kummer und Erkenntnis schwangen darin mit. »Ich habe dir erzählt, daß ich schon dreimal im Land gewesen bin. Auf gewisse Weise war ich's aber nicht bloß drei-, sondern viermal. Bei den ersten drei Malen hatte ich keinerlei Wahl. In bin rübergerufen worden, ob ich wollte oder nicht. Schon nach dem ersten Mal hatte ich die Nase voll. Aber das dritte Mal war am schlimmsten. Ich war hinter der Farm im Wald, und dort bin ich einem kleinen Mädchen begegnet, und gerade setzte eine Klapperschlange an, um es zu beißen. Ich lief hin, um zu versuchen, es noch zu verhindern. Aber ich fiel hin. Als nächstes merkte ich, daß ich schon halb in Schwelgenstein war, und Mhoram riß sich ein Bein raus, um mich ins Land zu versetzen. Ich weigerte mich. Das Mädchen war in der Welt, die ich für die einzige richtige Welt hielt, und die Schlange würde es umbringen. Das war für meine Begriffe wichtiger als alles andere, ganz gleich, was mit dem Land geschah. Als ich Mhoram von dem Mädchen erzählte ...« – Covenants Stimme glich geballtem Verlustgefühl –, »ließ er mich gehen.« Mhoram , schien die Verspannung seiner Arme und Schultern zu wiederholen. Dennoch zwang er sich zum Weiterreden. »Ich bin zu spät zurückgekommen, um die Schlange am Zubeißen zu hindern. Aber das Mädchen war noch da. Es ist mir gelungen, einen Teil des Gifts auszusaugen, und irgendwie habe ich das Kind dann auch zu seinen Eltern gebracht. Zu dem Zeitpunkt hatte die vierte Herbeirufung schon begonnen. Und diesmal war ich damit einverstanden. Ich ließ mich freiwillig drauf ein. Ich wollte nichts anderes mehr als eine letzte Chance zum Kampf gegen Lord Foul.« Er schaute Linden nun klaren Blicks an, ließ sie die Unaufgelöstheit seiner Widersprüche sehen, die schwierigen, zweischneidigen Lösungen, die er erwog. »Habe ich mich an Foul verkauft, indem ich mich Mhoram verweigerte? Oder an den Schöpfer, weil ich mit der letzten Herbeirufung einverstanden war? Ich weiß es nicht. Aber ich bin der Überzeugung, daß kein Mensch gegen seinen Willen zum Werkzeug erniedrigt werden kann. Vielleicht kann er so manipuliert werden, daß er vor die Hunde geht, irregeleitet oder zugrunde gerichtet werden. Aber falls ich das mache, was Foul getan haben will, dann wird's passieren, weil ich irgendwie versage – etwas mißverstehe, meinem eigenen inneren Verächter unterliege, den Mut verliere, der Liebe zur Macht oder der Lust am Zerstören verfalle, irgend so etwas.« Er sprach jedes einzelne Wort aus wie eine Bestärkung. »Nicht weil ich jemandes Werkzeug bin.«
    »Thomas.« Inmitten des sachten, von der Bewegung des Schiffs verursachten Schwankens der Hängematte sehnte sich Linden nach seiner Nähe. Sie sah in ihm jetzt wieder den Mann, dem sie ursprünglich begegnet war, eine Gestalt der Kraft und Zielstrebigkeit, die sie gegen ihre Auffassungen dazu gebracht hatte, seine unbegreifliche Betrachtungsweise Joans und ihrer Besessenheit zu akzeptieren, sie dann wie ein verführerischer Liebhaber in den Strudel der Ereignisse gelockt und mitgerissen hatte, als er sich der kritischen Situation von Joans Erlösung stellen ging; sah ihn als den aufrechten Inbegriff von Macht und Gram, der den Kerker der Sonnengefolgschaft aufgebrochen hatte, um sie zu retten, später in Herzeleid ein gewöhnliches Feuer in den Rang eines Caamora für die längst toten Entwurzelten erhob. Sie sprach seinen Namen, als wolle sie sich seines Geschmacks in ihrem Mund vergewissern. Dann offenbarte sie ihm ihr letztes Geheimnis, gab ihm das letzte Stück Information, das sie wissentlich zurückgehalten hatte. »Ich habe nicht alles erwähnt, was der Alte zu mir gesagt hat. ›Bleib getreu‹, das hat er gesagt, ja. Aber das war nicht alles.« Selbst nach so langer Zeit wußte sie seine Äußerungen noch so genau, als wären sie ihrem Gehirn eingeätzt worden.

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