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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»›Ach, meine Tochter‹, hat er außerdem gesagt, ›hab keine Furcht. Du wirst nicht scheitern, wie arg er dich auch bedrängen mag.‹« Sie erwiderte Covenants Blick, versuchte ihren Augen die Deutlichkeit des Ausdrucks zu verleihen, die ihrer Stimme fehlte. »›Es gibt in der Welt auch Liebe.‹«
    Einen Moment lang blieb Covenant reglos, während diese Enthüllung auf ihn einwirkte. Dann streckte er Linden seine Halbhand entgegen. Sein Fleisch glänzte im Sonnenschein, der durch die offene Luke in die Kabine drang. Das humorige Heben seiner Mundwinkel widersprach der düsteren Glut in seinen Augäpfeln. »Ist es zu glauben?« meinte er. »Ich war mal impotent. Damals, als ich glaubte, es ginge alles bloß noch um Lepra.«
    Zur Antwort schwang sich Linden über den Rand der Hängematte, setzte ihre Füße auf die Trittleiter. Dann nahm sie seine Hand, und er zog sie zu sich ins Licht.
     
    Später begaben sie sich zusammen hinaus an Deck. Sie trugen nicht die eigene Kleidung, sondern hatten kurze Gewänder aus grauer, flockiger Wolle angelegt, die ihnen von einem Riesen genäht worden waren – ließen ihre alten Kleidungsstücke zurück, als hätten sie es vollbracht, zumindest eine Schicht ihres früheren Ichs abzustreifen. Die neuen Gewänder waren vernünftig und bequem; aber Covenants intime Kenntnis von Lindens Körper war noch in seinem Blick offenkundig. Die Füße nackt auf dem Stein, als hätten sie mit dem Riesen-Schiff ihren Frieden geschlossen, verließen sie gemeinsam die Kabine und erklommen das Achterdeck.
    Dort spürte Linden für eine ganze Weile, daß sie rot im Gesicht war wie ein junges Mädchen. Sie bemühte sich um Gelassenheit; doch sie konnte das Blut nicht unterdrücken, das verräterisch ihre Wangen verfärbte. Jeder Riese, dem sie begegneten, schaute sie und Covenant mit Wissen, Lachen und unverkennbarem Beifall an. Pechnase grinste so breit, daß seine Freude die Mißgestaltetheit seiner Gesichtszüge überwog. Unter seinen bollwerkhaften Brauen glänzten Blankehans' Augen, und vor stillem Vergnügen schien sich ihm der Bart zu sträuben. Ein Lächeln linderte Ankermeister Derbhands habituelle Melancholie, das gleichermaßen von Aufrichtigkeit wie auch Kümmernis zeugte – das Lächeln eines Mannes, der seine Liebe schon vor so langer Zeit verloren hatte, daß kein Neid sein Wohlwollen noch beeinträchtigen konnte. Sogar Windsbrauts sture Miene runzelte sich angesichts dessen, was sie sah. Und im Verhalten der Ersten ließ sich eine bei ihr selten feststellbare Sanftmut bemerken, zeigte sich eine Andeutung ihrer Riesen-Begabung zum Frohen.
    Die Beachtung, die man Covenant und Linden schenkte, war schließlich so eindeutig, daß Linden am liebsten wieder von Deck geflüchtet wäre. Die Verlegenheit hätte ihren Äußerungen einen unfreundlichen Ton verliehen, wenn sie den Mund aufgemacht hätte. Aber Covenant reagierte darauf mit Herausforderung, stemmte in gespielter Strenge die Arme in die Hüften. »Weiß eigentlich jeder auf diesem verdammten Stein«, knurrte er, »was wir in unserem Privatleben anfangen?«
    Daraufhin brach Pechnase in Gelächter aus; und im nächsten Moment lachten sämtliche in Hörweite befindlichen Riesen vor sich hin. Covenant versuchte, eine finstere Miene aufzusetzen, konnte es aber nicht. Seine Gesichtszüge zuckten aus unfreiwilliger Heiterkeit. Linden selbst lachte, als hätte sie noch nie zuvor gelacht.
    Über ihren Köpfen waren die Segel vom Wind straff und stattlich gewölbt, unterm ungetrübten Himmel fest ausgebaucht. Linden empfand die Vitalität des Steins und der Besatzung wie ein Kribbeln in ihren Fußsohlen. Die Sternfahrers Schatz schwamm durchs Schimmern der See, als wäre sie bereits gänzlich wiederhergestellt. Oder vielleicht war Linden selbst heilsam erneuert worden.
    Sie und Covenant verbrachten den Nachmittag damit, müßig auf der Dromond umherzuschlendern, sich mit den Riesen zu unterhalten, auf dem von der Sonne erwärmten Deck auszuruhen und zu erholen. Beiläufig bemerkte Linden, daß Hohl seinen Standort in der Nähe der Reling nicht verlassen hatte: er verharrte dort wie ein Bildwerk aus Obsidian, makellos und schön, die Schwärze seiner Gestalt nur kontrastiert oder beschränkt durch sein zerfetztes Gewand und die stumpfen eisernen Bänder um sein rechtes Handgelenk und den linken Fußknöchel. Er hätte geschaffen worden sein können, um einen exakten Gegensatz zu Findail abzugeben, der ständig am Bug des Schiffs blieb,

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