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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erfüllen, daß er den Bogen der Zeit zu zerstören vermag! Das ist die Hilflosigkeit der Macht! Du mußt ihn hindern! «
    Noch immer reagierte Linden nicht, konnte sie sich nicht bewegen. Aber ihre Sinne glühten, als wäre ein Schleier beiseite gerissen worden, und sie erkannte einen Teil der Wahrheit. Das Aufbäumen des Gesteins rund um den Baum hatte seine Ursache nicht in Covenants Feuer. Es besaß denselben Ursprung wie die Sterne. Einen Ursprung, der tief unterm tiefsten Gebein der Erde lag – und der bislang geruht hatte.
    Dies war der Wendepunkt ihres Lebens, der Inbegriff all ihres Unvermögens, über sich selbst hinauszuwachsen. Darum hatte Lord Foul sie auserwählt. Diese Handlungsunfähigkeit war nichts als eine andere Form von Flucht. Dazu außerstande, das Paradoxon ihrer Gier nach Macht und ihres Abscheus vor allem Bösen zu beheben, ihrer Lust an der finsteren Stärke von Wütrichen und ihres Widerwillens dagegen, stak sie in ihrem Dilemma fest, zu keinem Handeln in der Lage. Der Gibbon-Wütrich hatte sie berührt, sie die Wahrheit gelehrt. Bist du nicht schlecht? Hinter all ihrem Streben, all ihrer Entschlossenheit lauerte diese Anklage, leugnete Leben und Liebe. Wenn sie jetzt tatenlos blieb, würde die Verneinung ihrer Menschlichkeit vollkommen sein.
    Und es war Covenant, der dafür den Preis zahlen müßte – Covenant, den man dazu verleiten wollte, das zu vernichten, was er liebte. Die unbestreitbare Perfektion von Lord Fouls Machenschaften jagte Linden Entsetzen ein. Mit all seiner Macht war Covenant nicht etwa der Retter, sondern der personifizierte Untergang der Erde. Er, Thomas Covenant – der Mann, für den sie ihrer Einsamkeit entsagt hatte. Der Mann, der Joan zugelächelt hatte.
    Seine Bedrängnis tilgte alle anderen Überlegungen aus. Hier war nichts Schlechtes zugegen. Linden klammerte sich an diese Tatsache, fand daran inneren Halt. Hier waren keine Wütriche. Der Verächter war nicht gegenwärtig. Die Schlange war unbeschreiblich machtvoll – aber sie war nicht schlecht. Covenant war außer sich von Gift und heftiger Leidenschaft; doch schlecht war auch er nicht. Kein Übel erhob sich, um Linden zu beeinflussen, Zwang auf sie auszuüben. Durfte sie es unter diesen Umständen nicht riskieren, ihrem Drang nach Macht freien Lauf zu lassen? Um Covenant zu retten?
    Mit einem Schrei entwand sie sich Findail, wankte durch das lichte, pure Strahlen der Silberglut, als wäre es Lava, auf den Zweifler zu. Bei jedem neuen Aufflammen und Ausbrechen wilder Magie, jedem erneuten Umherschwirren von Sternen fühlte sie sich, als werde ihr die Haut von den Gliedern gefetzt; trotzdem ließ sie sich nicht aufhalten. Das Tosen der Energie dröhnte in ihren Ohren. Sie ließ sich davon nicht beeindrucken. »Auserwählte!« brüllte hinter ihr die Stimme eines Riesen. Linden schenkte ihr keine Beachtung. Die Höhle hatte sich in ein Chaos von Echos und Gewalt verwandelt; aber Linden durchquerte das Lärmen und Toben, als wöge ihr Wille schwerer als jeder Laut, jedes Geräusch. Die Ballung von soviel Macht versetzte sie in regelrechte Begeisterung. Instinktiv nutzte sie die entfesselten Kräfte zu ihrem Schutz, ergriff mit ihren Sinnen von ihnen Besitz, so daß die Sterne sie nicht verbrannten, der Sturm von Covenants Macht sie nicht zurückschleuderte. Macht . Unfaßbar aufrecht inmitten von Flammen, die die ganze Insel auseinanderzubrechen drohten, stellte sie sich zwischen Covenant und den Einholzbaum.
    Sein Feuer umgab ihn in quirlenden Wirbeln und grellem Gleißen. Er sah aus wie eine weiße Verkörperung des Vaters aller Alpträume. Aber er bemerkte Linden. Sein Aufheulen erschütterte die Felsen bis in ihre Grundfesten, als er Linden mit wilder Magie packte und zu sich ins Innere seiner energetischen Abwehr riß. Sie schlang die Arme um ihn, wandte das Gesicht zu ihm auf. Irrwitzige Ekstase entstellte seine Miene. Ähnlich mußte Kevin während des Rituals der Schändung ausgesehen haben. Linden konzentrierte alle Eindringlichkeit ihrer Sinne, ihre Willensstärke und die Kraft ihrer Liebe mit zusammengefaßter Schärfe auf ihn, um ihn aufrütteln zu können. »Du mußt aufhören!« Er war eine Gestalt aus reinem Feuer. Das Strahlen seiner Gliedmaßen übertraf alles Sterbliche. Aber Linden schaffte es, die Glut zu durchdringen. »Zuviel Energie! Du wirst den Bogen der Zeit zerbrechen!« Sie hörte ihn durch das Brausen seiner Lohe schreien. Doch sie klammerte sich an ihn. Ihre Sinneswahrnehmung

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