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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»Unser Weg führt uns am Callowwail entlang. Ich gebe euch den Rat, nichts anzurühren. Schädigt nichts! An dieser Stätte trügt aller äußere Anschein. Mag sein, Woodenwold ist gleichfalls eine Wohnstatt der Elohim, nicht anders als Elemesnedene selbst.«
    Covenant spähte düsteren Blicks in die gewiesene Richtung. »Wie weit ist's noch? Wann gelangen wir zu diesen Elohim? «
    »Wir ›gelangen‹ nicht zu ihnen.« Die Antwort des Kapitäns klang scharf. »Vielmehr werden sie sich uns zeigen, wenn's ihnen beliebt. Im Falle wir nicht ihren Unmut wecken.« Covenant erwiderte Blankehans' festen Blick. Einen Moment später nickte der Zweifler, verkniff sich seinen insgeheimen Ärger. Niemand rührte sich vom Fleck. Es war, als hielte die Luft alle zurück, dränge sie dazu, all dies Sanfte einfach hinzunehmen und zufrieden zu sein. Da jedoch setzten sich Ceer und Hergrom in Bewegung; die Gruppe schüttelte die seltsame Stasis ab. Die Erste und Blankehans schlossen sich den beiden Haruchai an, gefolgt von Linden und Covenant, Cail und Brinn, Seeträumer und Pechnase. Und zum Schluß kam Hohl, schritt aus, als wäre er blind und taub. In dieser Aufreihung näherten sie sich dem Callowwail und den Ausläufern des Woodenwold . Sobald sie die Bäume erreichten, fanden Hergrom und Ceer einen natürlichen Pfad, der am Flußufer entlangführte. Gleich darauf durchquerte die Gruppe den Wald, wanderte entferntem Sonnenlicht entgegen. Woodenwold hatte einen dichten Stand, Eiche und Platanen wuchsen nebeneinander, Weiden gediehen zwischen Eschen und Ahorn, alten Pappeln und jungen Mimosen. Im Schatten der Raw -Schroffen teilten sie die Stimmung der mürrischen Felsen: ihre Braun- und Grüntöne waren durchsetzt mit Grau und Grimm. Aber wo Sonnenlicht sie beschien, schimmerten sie sofort in kraftvollem herbstlichem Glanz. Die Gefährten gerieten mit dem Überschreiten der Schattengrenze vom Grau in eine wahre Pracht. Im Sonnenschein ähnelte Woodenwold einem Feuerwerk von Farben – flammendes Rot und Orange sah man, leuchtendes Gelb, Rostrot und warme Brauntöne. Laub umtanzte die Füße der Gefährten, während sie dahinzogen, umwand ihre Beine mit bunten Girlanden, so daß sie mit jedem Schritt Glut und feurige Schönheit aufzuwirbeln schienen. Linden bewegte sich inmitten ihrer Begleiter, als entferne jeder Meter, den sie zurücklegte, sie weiter von ihrer Sterblichkeit.
    Die Gruppe bewältigte die Anforderungen des Marsches ohne größere Mühe, während die Berge beiderseits in die Ferne rückten, dem Tal Platz machten. Der Callowwail gluckerte im Verein mit dem Frohsinn der Blätter rechts und links der Gefährten. Der Fluß war nicht breit, aber seine Tiefen wimmelten von Leben und dem vom Sonnenschein hervorgerufenem Geflimmer. Sein Wasser glänzte wie etwas Neugeborenes. Die Helligkeit des Mittags glomm mit lichten Strahlen und Goldflitter auf jedem Ast, jedem Stück Gras.
    Linden meinte, sie könne ringsherum das Läuten von Glöckchen hören. Es kam leise-lauschig aus der Ferne, erfüllte den Wald mit dem Zauber von Musik. Von ihren Begleitern jedoch bemerkte anscheinend keiner das Geläute; und man ließ ihr keine Gelegenheit zum Stehenbleiben und Fragen. Es hörte sich an, als unterhielten sich die Bäume miteinander, tönten und modulierten ihr Tönen, bis es fast in für Linden verständliche Worte überging, doch entglitt ihr Sinn jedesmal, wenn sie die Bedeutung zu erfassen versuchte, in Musikklänge. Das Glöckchenläuten war so lieblich wie das Raunen der Blätter; trotzdem machte es Linden auf unklare Weise nervös. Der intuitive Eindruck beunruhigte sie, daß es notwendig sei, diese Klimpersprache zu verstehen.
    Voraus lichtete sich Woodenwold , die Bäume traten auseinander. Nach Norden und Süden erstreckte sich der Baumbestand weiter, begrenzte das Vorgebirge der Raw- Schroffen; längs des Callowwail jedoch wich Woodenwold einer von der Sonne in goldgelben Schein getauchten Aue, über die gesamte Talsohle ausgedehnt. Zwischen den Gefährten und den durch die Entfernung von rotbläulichem Dunst verschleierten Bergen lag eine weite Geländemulde, bewachsen mit wie goldenem Gras, sonst durch nichts gekennzeichnet als den Lauf des Callowwail , dessen Bett sich von seiner Quelle in sanft gekurvten Biegungen aus dem Nordosten herüberwand. Unter den letzten Bäumen blieb Blankehans stehen. »Die Elohim nennen dies die Maidan von Elemesnedene «, sagte er und deutete auf die Aue. »An ihrem Mittelpunkt

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