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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Inmitten der wilden Modulationen des Clachan konnte sie seine Festigkeit gut gebrauchen.
    Sie hatten den Fuß des Abhangs noch nicht erreicht, da ertönte plötzlich scharf Chants Stimme. »Nein!« Sofort blieb Daphin stehen. Nachdrücklich drehte sie Linden mit sich um, ihren Begleitern zu. Chant schaute Linden an. Sein Blick zeichnete sich durch die durchdringende Kraft eines Propheten aus. »Sonnenkundige.« Im Klimpern der Glöckchen, das an Warnungen erinnerte, klang seine Stimme wie von fern. »Du mußt allein mit Daphin gehen. Jeder deiner Gefährten muß für sich geprüft werden.«
    Allein? Alles in Linden bäumte sich auf. Das war zuviel verlangt. Wie sollten solche Einschränkungen Cail betreffen? Er war ein Haruchai . Und sie brauchte ihn. Die Heftigkeit, mit der sie sich plötzlich an seine Anwesenheit klammerte, verdutzte Linden selbst. Sie war ohnehin so allein ... Sie sammelte allen Mut zu einem Einspruch. Doch Cail kam ihr zuvor. »Die Auserwählte steht unter meiner Obhut«, sagte er mit der leidenschaftslosen Ablehnung einer Mauer. »Ich werde sie begleiten.«
    Seine Kompromißlosigkeit erregte Chants Aufmerksamkeit. Die unbekümmerte Eleganz des Elohim steigerte sich zum Hochmut. »Nein!« wiederholte er. »Deine Obhut entbehrt hier jeglicher Bedeutung. Hier bist du an nichts gebunden. Du wirst, so wie die Sonnenkundige, allein der Prüfung unterzogen.«
    Covenant trat vor. Die Erste vollführte eine Geste der Abwehr, um ihn zur Umsicht zu mahnen. Er beachtete sie nicht. »Oder?« knurrte er unterdrückt.
    »Oder«, ahmte Chant seinen Tonfall in verhaltenem Spott nach, »er wird an die Stätte der Schatten verbannt, von der niemand wiederkehrt.«
    »Hölle und Verdammnis!« schnauzte Covenant. »Nur über meine ...«
    Ehe er den Satz beenden konnte, verfielen die vier Haruchai in schlagartiges Handeln. Unter dem Drang einer gleichzeitigen, gemeinsamen Eingebung warfen sie sich zum Angriff vorwärts. Brinn sprang mit beiden Füßen gegen Chants Brust. Ceer und Hergrom stürzten sich auf zwei andere Elohim, um sie außer Gefecht zu setzen. Cail stieß mit dem Fuß nach Daphins Bein, um sie zu Fall zu bringen. Ihr Vorgehen blieb ohne jeden Erfolg. Chant verflüchtigte sich, als Brinn ihn ansprang. Der Haruchai tat einen Satz durch ihn hindurch, ohne etwas zu berühren. Dann verwandelte sich Chant in ein Gewirr von Ranken, die Brinn umschlangen und festhielten. Daphin breitete Schwingen aus und erhob sich flink über Cails Tritt. Bevor er reagieren konnte, ergoß sie sich als zähe Masse auf ihn und hemmte seine Bewegungen, bis er sich nicht mehr zu regen vermochte. Und die von Ceer und Hergrom attackierten Elohim zerflossen augenblicklich zu Treibsand, in dem sie im Handumdrehen feststaken. Die Riesen beobachteten das Geschehen lediglich. Blankehans' Miene bezeugte Schrecken; er war vollständig unvorbereitet auf diesen Ausbruch von Gewalt gewesen, der die vordergründige Sanftheit und Schönheit von Elemesnedene mit so übergangsloser Plötzlichkeit heimsuchte. Seeträumer machte Anstalten, den Haruchai zu Hilfe zu eilen; aber die Erste und Pechnase hielten ihn zurück. »Nein.« Covenant stand zwischen den Riesen wie ein drohendes Feuer, wandte sich mit wilder Magie in jedem Muskel seines Körpers an die Elohim. Jetzt beherrschte seine Erregung die Anhöhe. »Verachtet mich ruhig«, sagte er mit leiser Stimme, die gefährlich wie eine Natter klang. »So was war schon oft da. Aber die Haruchai sind meine Freunde. Ihr werdet ihnen nichts tun.«
    »Diese Entscheidung obliegt nicht dir!« entgegnete Chant. Diesmal jedoch war er es, der trotzig und zänkisch wirkte.
    »Chant.« Daphins Stimme drang ruhig aus dem Brei, der Cail umgab. »Besinne dich! Es ist genug! Keinem weiteren Zweck wäre gedient.«
    Einen Moment lang antwortete Chant nicht. Aber das Glöckchenläuten nahm einen drängenden Ton an; und auf einmal zeigte er sich wieder in menschlicher Gestalt. Gleichzeitig floß Daphin von Cail herab, und die beiden anderen Elohim standen aus dem Treibsand wieder als Menschen auf. Die Haruchai waren unversehrt. »Sonnenkundige«, sagte Chant, während er Linden ansah, als wolle er sie mit seinem Blick durchbohren, »diese Wesen stehen unter dem Schutz deines Namens. Sie sollen daher keinen Schaden erleiden. Aber ihre Ungehörigkeit übersteigt jedes erträgliche Maß. Elemesnedene kann derlei nicht dulden. Wie lautet dein Wille?«
    Fast hätte sich Linden an der Schärfe der Erwiderung verschluckt, die

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