Der Einsatz
ohnehin zu spät. Die Entscheidung steht, wir diskutieren jetzt nur noch über die Umsetzung. Und Sie sollten sich lieber Gedanken über strategische Informationsbeschaffung machen, damit unsere tapferen Soldaten und Piloten, die bald wieder im Kampf stehen werden, optimale Unterstützung bekommen.»
«Wie viel Zeit bleibt uns noch?», fragte Harry.
«Bis zur Pressekonferenz? Eine Woche, höchstens zwei.»
«Aber das ist doch Irrsinn!», rief Harry. «Wozu die Hektik? Warum hat man es denn so eilig damit, einen Riesenfehler zu machen?»
«Weil der Präsident fest entschlossen ist, sich diesmal unerbittlich zu zeigen. Dieses Problem löst sich nicht einfach von allein in Luft auf. Und Führung bedeutet auch, schwierige Entscheidungen zu treffen. Aber das ist ja nicht so Ihr Ding, Harry, was? Leute wie Sie wollen immer nur mehr Zeit. Die haben wir aber nicht.»
«Und warum nicht, in drei Teufels Namen? Kein Mensch weiß, was diese neuen Informationen wirklich bedeuten. Warum nehmen wir uns nicht erst einmal die Zeit, das herauszufinden?»
«Das stimmt so nicht ganz, Harry. Israel weiß etwas. Der israelische Premier hat am Wochenende mit dem Präsidententelefoniert und ihm mitgeteilt, dass andere aktiv werden könnten, wenn die USA nichts unternehmen.»
«Verdammt! Und woher will Israel von der Sache wissen?» Harry funkelte Fox zornig an.
«Nun seien Sie doch nicht so naiv, Harry. Wir sind hier in Washington. Da bleibt nichts lange geheim.»
So selbstgefällig, wie Fox dreinschaute, war Harry sich fast sicher, dass er selbst die undichte Stelle sein musste.
«Herr Admiral?» Harry wandte sich nun unmittelbar an den Direktor, doch der entfernte nur einen unsichtbaren Fussel vom makellos blauen Baumwollstoff seiner Marineuniform. Er wollte nichts mehr davon hören.
Sie verbrachten eine weitere Dreiviertelstunde damit, die neuen Richtlinien des dienstübergreifenden Sonderteams durchzusprechen, das sich im Sicherheitsrat jetzt mit der Iranpolitik befasste. Harry fragte den Direktor, was mit den zusätzlichen Agenten geschehen soll, die die Operationszentrale Iran verstärkte, doch der Direktor hatte auch keine eindeutige Antwort darauf. Er wollte sich vor allem absichern, falls irgendwann jemand fragen sollte, ob er auch genügend Leute für den Einsatz abgestellt habe. Auch Fox hatte keine konstruktiven Vorschläge. Also erklärte Harry, er werde einen Einsatzplan machen, nicht ohne dabei vor sich hin zu murmeln, dass es womöglich sinnvoller gewesen wäre, erst einen Einsatzplan aufzustellen und dann die Verstärkung anzufordern.
Im Zentrum der Diskussion stand die taktische Informationsbeschaffung zur Unterstützung der geplanten See- undLuftblockaden sowie der Militäreinsätze, die später folgen würden. Das Weiße Haus wollte sämtliche externen Agenten mobilisiert sehen, die die CIA im iranischen Heer oder in den Revolutionsgarden rekrutiert hatte. Unglücklicherweise waren das nicht allzu viele, und so dauerte das Gespräch nicht sehr lange. Nachdem sie die Anforderungen und Aufgabenstellungen durchgegangen waren, bat Harry, den Direktor noch kurz unter vier Augen sprechen zu können. Fox wollte protestieren, doch diesmal zeigte der Direktor doch ein wenig Rückgrat und bat den Chef der Proliferationsabwehr nachdrücklich, sie allein zu lassen.
Die beiden Männer setzten sich nebeneinander auf das Sofa. Die Situation war plötzlich merkwürdig intim, so ganz ohne die üblichen Höflichkeitsabstände und anderen Menschen.
«Sie müssen das verhindern», sagte Harry zu seinem Vorgesetzten. «Wir brauchen einfach mehr Zeit. Und es besteht auch überhaupt kein Anlass zur Eile. Mein Mann wird dabei draufgehen, damit könnte ich zur allergrößten Not noch leben. Aber Tatsache ist doch, dass wir noch sehr viel mehr Menschen grundlos in den Tod schicken werden.»
«Ich weiß», erwiderte der Direktor leise. «Wie lange brauchen Sie?»
«Einen Monat», sagte Harry. «Zwei wären besser.»
«Vergessen Sie’s. Das werden Sie niemals kriegen. Sie haben Fox doch gehört. Die stehen alle schon in den Startlöchern.»
«Dann eben drei Wochen», sagte Harry. Im Stillen überschlug er, wie schnell Adrians Team wohl ins Land gelangen,Karim Molavi ausfindig machen und ihn an einen sicheren Ort schaffen konnte, um ihn dort zu befragen.
«Zwei Wochen, Harry, das ist das Äußerste, was ich Ihnen geben kann. Ich weiß, dass der Präsident es längst nicht so eilig hat wie Arthur und seine Spießgesellen,
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