Der Einsatz
weitere Nase vorzeigen.»
«Meinetwegen. Ist zwar Zeitverschwendung, aber was soll’s? Einer von den Pensionären soll sich um ihn kümmern, ich will niemanden dafür verbraten, den wir später vielleicht noch anderweitig brauchen. War’s das?»
«Na ja …» Marcia warf Harry einen Blick zu, schien sich nicht sicher zu sein, ob er das Thema überhaupt ansprechen wollte. «Da wäre noch dieser streng geheime Fall. Die Doktor-Ali-Sache. Aber ich nehme an, darum kümmern Sie sich selbst.»
«Genau. Das ist meine Sache. Höchste Geheimhaltungsstufe, Leute, tut mir leid.»
Eigentlich wollte Harry nichts mehr zu dem Thema sagen, doch als er in die Runde der erwartungsvollen Gesichter blickte, merkte er, dass ihm nichts anderes übrigblieb. Schließlich besaßen sie alle Zugangsberechtigungen zu diesem speziellen Fall. Wenn er schwieg, würde das sein Team nur unnötig verwirren.
«Ich kann euch den Stand der Dinge in groben Zügen schildern: Wir haben uns mit einem befreundeten Geheimdienst zusammengetan, der über Zugriffsmöglichkeiten im Land verfügt, die wir nicht haben, und wollen versuchen, einen persönlichen Kontakt herzustellen. Sobald uns das gelungen ist, folgen wir den ganz normalen Einsatzregeln. Und falls es uns nicht gelingt, einen Kontakt herzustellen … nun, dann schauen wir eben weiter in unser E-Mail -Postfach, nicht?»
Die Köpfe bewegten sich mechanisch auf und ab. Sie verstandenzwar nicht ganz, was der Chef ihnen da erzählte, aber immerhin wussten sie jetzt, dass er an der Sache dran war, und das musste vorläufig genügen. Trotzdem schauten sie etwas unsicher drein, als würden sie auf die Zusicherung warten, dass alles wieder gut werden würde. Harry schenkte ihnen ein breites Lächeln.
«Kopf hoch, Leute. Wisst ihr, was Warren Buffett immer sagte, wenn er nach seiner Strategie gefragt wurde?»
«Wer ist denn Warren Buffett?», fragte Vitter. Die anderen am Tisch stöhnten auf.
«Niemand Wichtiges, nur der reichste Mann der Welt. Und er sagte immer, seine Strategie sei, grundsätzlich ans Telefon zu gehen. Die besten Geschäfte sind immer die, mit denen man nicht gerechnet hat. Also lassen wir uns mal nicht ins Bockshorn jagen.»
Marcia blieb, während die anderen das Büro wieder verließen. Sie zündete sich eine Zigarette an, obwohl das eigentlich nicht erlaubt war. Blaue Rauchschwaden ringelten sich um ihren Kopf.
«Was ist eigentlich los, Harry? Und versuchen Sie jetzt nicht, sich herauszureden, dafür kenne ich Sie viel zu gut. Wo waren Sie übers Wochenende?»
«Bleibt das unter uns?»
«Ich bitte Sie. Nach all den Jahren. Wem sollte ich wohl etwas weitererzählen? Meiner Katze vielleicht?»
«Ich war in London, um ein paar Fragen mit dem SIS zu klären. Die haben da Möglichkeiten und Berechtigungen, die uns fehlen. Wir haben Namen und Adresse von Doktor Aliherausgefunden, und jetzt müssen wir so schnell wie möglich mit ihm reden. Das liegt ja auf der Hand. Andernfalls werden diese Wahnsinnigen vom Capitol Hill dafür sorgen, dass er nicht mehr lange am Leben ist.»
«Weiß der Admiral, was Sie vorhaben?»
«In groben Zügen. Genug immerhin, um mich ein bisschen zu decken.»
«Dann lassen Sie sich mal nicht erwischen. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Wie kann ich Ihnen in der Zwischenzeit helfen?»
«Indem Sie mir weiter den Rücken frei halten, so wie heute. Ich muss nämlich noch ein paar Reisen unternehmen. Und indem Sie nach Möglichkeit verhindern, dass Fox und seine Kumpel irgendwelche Dummheiten machen. Und natürlich, indem Sie den Mund halten.»
«Was ist, wenn die Bombe platzt?»
«Welche Bombe meinen Sie? Den Krieg mit dem Iran?»
«Nein. Ich meine Sie, Harry. Was soll ich machen, wenn man Sie bei dem erwischt, was Sie da offiziell nicht tun?»
«Schwindeln.»
Sie grinste und nahm einen letzten Zug von ihrer Zigarette.
«Das krieg ich hin», sagte sie.
Harry versuchte, Arthur Fox zu erreichen, doch seine Sekretärin teilte ihm mit, Fox sei oben im siebten Stock beim Direktor. Also rief Harry den Direktor auf seinem Privatanschluss an und fragte, ob er ebenfalls raufkommen dürfe. Der Admiral beeilte sich zu versichern, er habe Harry ohnehinnoch anrufen und zu der Besprechung dazubitten wollen. Es war ihm ganz offensichtlich sehr unangenehm.
Von der Bürosuite des Direktors aus bot sich ein trostloser Blick auf Bäume, Parkplätze und die Kuppel des runden Auditoriums, wo sich die Geheimdienstmitarbeiter zu ihren meist abgrundtief
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