Der Einsatz
zentrale Autobahn, die A02, im Südosten des Iran verlief. Sie passierten Zahedan, Kerman und Yazd, lauter unfreundliche kleine Ortschaften, die vor allem von Schmugglern und Händlern bevölkert wurden. In Yazd sollte ein Anschlussbus warten, der Hakim in Richtung Südwesten nach Shiraz bringen würde.
Doch man war hier nun einmal in Belutschistan. Schon nach wenigen Stunden Fahrt hatte der Bus eine Reifenpanne, und es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis der Schaden behoben war. Als sie schließlich mit achtstündiger Verspätung holpernd in Kerman eintrafen, suchte sich Hakim eine billige Pension, in der er die Nacht verbringen konnte, und machte sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Yazd. Den ersten Bus nach Shiraz verpasste er, doch es fand sich ein weiterer, und so erreichte er schließlich die Stadt, wo er als Einkäufer für Bauvorhaben registriert war. Dort nahm er die erste Reisemöglichkeit nach Teheran, die sich ihm bot: einen Bus der Privatgesellschaft Sayro Safar. Es galt, fast tausend Kilometer zu überwinden, und so dauerte es die ganze Nacht und einen Großteil des folgenden Tages, bis der Bus schließlich in den südlichen Busbahnhof gleich unterhalb des Besat-Parks rollte. Von dort ließ sich Hakim mit einem Sammeltaxi ein paar Kilometer nach Norden bringen, mitten hinein in den Staub und Schutt des alten Basars von Teheran, wo er sich im Hotel Shams ein Zimmer nahm. Inzwischen war er so verdreckt und verschwitzt, dass seine Tarnung geradezu perfekt war.
In seinem Zimmer fand Hakim eine
Quibla
vor, die ihm die Gebetsrichtung nach Mekka anzeigte. Der Raum bot gerade Platz genug, um einen Gebetsteppich auszurollen. Hakim trat ans Fenster, das sich nicht richtig schließen und den Lärm und die Gerüche des Basars ins Zimmer ließ. Am Fensterrahmen fand er einen Spalt, in dem er die schmale Verstärkerantenne installieren konnte. Als er gerade ein Nickerchen machen wollte, klingelte sein Handy. Es war Marwan, der sich überzeugen wollte, dass Hakim gut angekommenwar und dass ihr Treffen am nächsten Tag stattfinden konnte.
Am nächsten Morgen verließ Jackie ihr Hotel um neun Uhr. Ihr iranischer Galan war bereits um halb acht verschwunden und hatte dem Portier im Gehen ein opulentes Trinkgeld in die Hand gedrückt. Jackie inszenierte ihren Aufbruch: Sie trug eine schwarze Lederhose unter ihrer langen Jacke und hatte eine auffällige Fendi-Handtasche bei sich. So bestieg sie den Wagen, den sie sich bestellt hatte, und wies den Fahrer an, sie die Valiasr-Straße entlang zum Hotel Simorgh zu fahren, sie wolle dort den Friseursalon im Penthouse besuchen. Jackie schritt durch die Hotelhalle zum Aufzug. Ihre Schenkel, die sich beim Gehen aneinanderrieben, ließen die Lederhose leise quietschen. Von der anderen Seite der Hotelhalle näherte sich ein Araber im Geschäftsanzug, der gleich nach ihr in den Aufzug trat.
Marwan lehnte sich an die hintere Wand der Aufzugkabine, direkt neben Jackie. Diese zog einen Gegenstand aus der Handtasche, der aussah wie ein kleiner Stein, ein staubig grauer Kalkstein, wie er für diese Gegend typisch war. Sie hielt ihn locker in der Hand. Im selben Moment streckte auch Marwan die Hand aus, nahm ihr den Stein ab und schob ihn in die Tasche seines Sakkos. Er stieg ein Stockwerk vor ihr aus dem Fahrstuhl und fuhr mit dem nächsten zurück nach unten in die Lobby. Dann trat er wieder hinaus in die Morgensonne. In seiner Jackentasche trug er das Kommunikationsgerät, das sie für Doktor Karim Molavi vorbereitet hatten.
Marwan nahm sich ein Taxi, das die Valiasr-Straße in nördlicherRichtung entlangfuhr und ihn zum Mellat-Park brachte, einem der größten und schönsten Parks von Teheran. Für die Suche nach dem geeigneten Versteck blieben ihm noch mehrere Stunden Zeit. Er schlenderte bis zu dem kleinen See im östlichen Teil des Parks, doch dort war es zu belebt, und so ging er weiter, tiefer hinein zwischen die Bäume und Anlagen in der Parkmitte. Eine Zeitlang blieb er dort auf einer Bank sitzen, sah den vorbeiflanierenden Menschen zu und überzeugte sich, dass ihm niemand gefolgt war. Das ideale Versteck musste etwas abseits der Hauptwege liegen, aber doch nicht so weit weg, dass man Verdacht erregte, wenn man es aufsuchte.
Marwan ging zur Südgrenze des Parks, wo die Niyayesh-Schnellstraße verlief und weniger Passanten unterwegs waren. Er ließ das Enghelab-Stadion hinter sich, wo der FC Saipa seine Spiele absolvierte, und ging dann weiter, bis er an einen Weg
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