Der Einsatz
sagte Harry. Darüber hatte sie also so dringend mit ihm reden wollen, während er in London war. Das Iran-Personal sollte offenbar aufgestockt werden, und Marcia hielt ihm den Rücken frei. Er hätte sie küssen können für dieses ebenso mühelose wie selbstverständliche doppelte Spiel.
«Auf Anordnung des Direktors entsendet die CIA zusätzliche Agenten nach Dubai, Doha, Istanbul und Eriwan, die alle bis auf Weiteres unserer Abteilung unterstellt werden. In ein paar Wochen haben wir also deutlich mehr Leute zur Verfügung, allerdings ohne genaue Anweisungen, was wir mit ihnen anstellen sollen. Irgendwelche Vorschläge, Harry?»
«Sollen sie sich doch gegenseitig Nachrichten schicken. Und sich ansonsten möglichst unauffällig verhalten. Was sind denn das für Leute? Wissen wir das schon?»
«Etwa die Hälfte sind Personen mit Zeitverträgen, der Rest rekrutiert sich aus reaktivierten Pensionären. Mir ist schon klar, dass sich das anhört wie ein schlechter Scherz, aber andere Leute haben wir nicht. Das Weiße Haus will mehr Agenten angesetzt sehen, und auf dem Capitol Hill haben sie sich auch schon beschwert, dass wir nicht genug in Sachen Iran unternehmen. Also stocken wir eben auf. Ich stocke auf, du stockst auf, wir stocken alle auf. Soviel ich weiß, hat der Senatspräsident gestern Abend noch eine Presseerklärung dazu veröffentlicht.»
Harry schüttelte den Kopf. Es nützte ja nichts, vor seinen Mitarbeitern so zu tun, als hielte er das für eine gute Idee.
«Was soll ich dazu sagen? Die haben doch alle einen Knall. Aber das wissen wir ja schon lange, stimmt’s?» Er schaute von einem zum anderen. «Ich meine, ihr begreift doch alle, dass das der nackte Wahnsinn ist? Man kann einem Gegner wie dem Iran doch nicht einfach mit mehr Personal beikommen.»
Es wurde genickt. Seine Leute begriffen, dass ihr Chef sich nicht unter Druck setzen lassen wollte. Und trotzdem sah er die Aufregung in ihren Augen. Es gefiel ihnen, dass ihre kleine Abteilung plötzlich zum Mittelpunkt der Geheimdienstwelt wurde.
«Wir werden das mit der Verstärkung angehen … aber in aller Ruhe», sagte Harry. «Keine übertriebene Eile damit, zusätzliche Leute rauszuschicken. Wenn dann aber doch welche kommen, sorgt ihr dafür, dass sie die Kollegen, die die eigentliche Arbeit machen, möglichst wenig behelligen. Ist das so weit klar? Was ist der nächste Punkt?»
«Der wird Ihnen gar nicht gefallen», sagte Marcia.
«Dann bringen Sie’s mir mal schonend bei.»
«Ein neuer Auftrag zur taktischen Erkundung. Kam gestern Abend aus dem Pentagon.»
«Mist. Heißt das etwa …?»
«Genau das heißt es. Wir sollen uns über unseren Verbindungsmann in Tampa mit dem Zentralkommando der Streitkräfte kurzschließen.»
«Und was wollen die genau?»
«Zielerfassung und -überwachung . Berichte über militärische Manöver und Planungen, sowohl der Revolutionsgardenals auch des iranischen Militärs. Wetterberichte von der irakischen und der türkischen Grenze.»
«Mist, Mist, Mist. Die wollen das wirklich durchziehen, oder?»
«Das wissen wir nicht genau. Aber sie bereiten sich auf jeden Fall darauf vor.»
«Gut, dann geben wir ihnen, was sie haben wollen. Ich bin überzeugt, das Zentralkommando ist damit genauso unglücklich wie wir.»
«Das können Sie laut sagen», meldete sich Martin Vitter, der Einsatzleiter, zu Wort. «Ich habe heute früh schon mit Tampa telefoniert. Die haben gestern erst mal mitgespielt, weil sie dachten, das geht wieder vorüber. Aber jetzt soll ein dritter Kampfträgerverband in den Persischen Golf entsandt werden. Und sie verlegen B- 2-Bomber aus den Staaten an den Luftwaffenstützpunkt Al Udeid in Katar.»
«Soll das den Iranern vielleicht Angst einjagen? Na, unsere Verbündeten werden sich jedenfalls ganz sicher vor Angst in die Hose machen. Was haben Sie sonst noch für uns, Marcia?»
«Wir brauchen eine Einsatzgenehmigung, um BQBARK-2 erneut zu kontaktieren, sobald er in Genf eintrifft.»
«Helfen Sie mir mal kurz auf die Sprünge. Wer ist BQBARK-2 noch gleich?»
«Er arbeitet beim iranischen Außenministerium. BQBARK-1 hat ihn in Paris angeworben. Nach der Rückkehr in die Heimat hat er den Kontakt zu uns eingefroren, aber jetzt wird er zu einem sechsmonatigen Einsatz in die U N-Mission nach Genf geschickt. Wir wollen den Kontakt mit ihm erneuern und versuchen, ihn wieder anzuwerben.»
«Kennt er irgendwelche Geheimnisse?»
«Vermutlich nicht. Aber immerhin können wir dann eine
Weitere Kostenlose Bücher