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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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– und doch hatte er es wieder getan. Es heißt immer, dasswir die größten Fehler im Leben sehenden Auges begehen: Wir wissen, was wir da tun, und machen es trotzdem. Doch obwohl es ein Fehler war, blieb Harry doch keine andere Wahl.
     
    «Wie gehen wir vor?», fragte Karim. In seinem Blick lag eine neue Härte – schwer zu sagen, ob sie von der Angst oder von der Aufregung kam.
    «Wir bringen Sie wieder ins Land. Das ist die leichteste Übung, der Plan dafür steht bereits. Die eigentlich schwierige Aufgabe liegt bei Ihnen. Wenn wir es schaffen, Sie nach Maschhad zu bringen – glauben Sie, Sie könnten Ihren Freund Reza dort besuchen und in das Labor gelangen, wo Sie früher gearbeitet haben?»
    Karim dachte einen Augenblick nach. Er wollte nicht zu schnell zu viel versprechen und es dann hinterher womöglich nicht halten können.
    «Ich denke schon», sagte er schließlich. «Ich habe meine Ausweise noch, auch den, den ich damals in Maschhad verwendet habe. Die habe ich alle mitgebracht. Außerdem werden sich die Sicherheitsleute an mich erinnern. Und Reza kann mich abholen.»
    «Wird Reza es denn nicht seltsam finden, dass Sie in Maschhad sind und ihn im Labor besuchen wollen?»
    Karim zuckte mit den Schultern. «Wir Iraner halten alles und nichts für seltsam. Ich glaube, es würde ihn viel mehr erstaunen, wenn ich in Maschhad wäre und ihn nicht besuchen würde. Aber was soll ich tun, wenn ich dort bin?»
    «Gar nichts», antwortete Harry. «Sie müssen einfach nurdas hier in der Tasche tragen.» Er zeigte Karim ein elektronisches Gerät von der Größe eines etwas dickeren Handys.
    «Was ist das?», wollte der Iraner wissen.
    Harry war sich im Klaren darüber, dass Karim es leichter haben würde, wenn er nicht genau wusste, was er da bei sich trug. Doch er wollte nicht noch mehr lügen.
    «Das Gerät kann die Chips eines Computers nachhaltig verändern», sagte er. «Es sendet starke elektromagnetische Impulse aus, die Teile von Computern umprogrammieren. Ungefähr so wie ein Taser, falls Sie wissen, was das ist. Eine Elektroschockpistole. Das Gerät wurde extra für diese spezielle Aufgabe kalibriert. Sie brauchen einfach nur bei Ihrem Freund im Labor zu sein, wenn er sich einloggt, dann ziehen Sie sich die Jacke aus und platzieren sie so, dass das Gerät, das Sie in der Tasche tragen, mit dem Rechner in Berührung kommt. Anschließend müssen Sie eine Stunde dort bleiben, während das Gerät seine Arbeit tut. Wir installieren draußen einen Generator, der es mit dem nötigen Strom versorgt. Glauben Sie, das können Sie schaffen?»
    «Vermutlich. Reza ist sehr stolz, er wird mir zeigen wollen, was er in meiner Abwesenheit alles geleistet hat. Wenn ich ihn ein wenig necke und ihm erzähle, dass eigentlich wir bei Tohid die ganze Arbeit machen, muss er mir zeigen, was er tut. Das ist der Schwachpunkt von uns Wissenschaftlern, Sir. Wir müssen unseren Kollegen ständig beweisen, wie toll wir sind.»
     
    Karim hatte Rezas Büronummer in seinem Palm Pilot gespeichert, und die Agenten debattierten darüber, ob er vorheranrufen und sich ankündigen sollte. Harry fand das zu riskant, doch Jeremy versicherte ihm, sie hätten beim Stützpunkt in Aschgabat die Möglichkeit, den Anruf über ein Handynetz im Iran umzuleiten, sodass es aussah, als käme er aus dem Inland. So wurde also beschlossen, Reza vorher anzurufen. Schließlich hatte es wenig Sinn, dass sie allesamt ihr Leben für ein geheimes Treffen in Maschhad riskierten und sich dann womöglich herausstellte, dass die Kontaktperson gar nicht in der Stadt war.
    Karim setzte sich zu Harry und Adrian in die improvisierte Einsatzzentrale der Villa. Atwan war nicht mit dabei. Harry hatte darauf bestanden, dass er sich zurückzog. Ein Zusammentreffen mit dem überbordenden arabischen Finanzier konnte den jungen Iraner vollends aus der Fassung bringen und außerdem ein weiteres Sicherheitsrisiko für ihn darstellen. Doch die SI S-Techniker hatten ihre Arbeit bereits erledigt, und Karim wählte Rezas Nummer auf seinem iranischen Handy. Alle warteten gespannt, während es am anderen Ende klingelte: einmal, zweimal, zehnmal. Dann schaltete sich ein Band ein, das den Anrufer auf Farsi und Englisch bat, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Harry schüttelte den Kopf: keine Nachricht.
    «Warten Sie fünf Minuten und probieren Sie es dann noch einmal. Vielleicht war er ja gerade nicht am Platz.»
    Karim versuchte es ein zweites Mal, doch wieder nahm keiner ab. Die

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