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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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immer. Seit der Sezession standen Tsim-shian und Salish-Shidhe mindestens ein dutzendmal so dicht vor einem Grenzkrieg, im wesentlichen wegen eines größeren Erzvorkommens und mehrerer Industrieanlagen, die gerade so nah an der Grenze liegen, um sich auf sogenanntem ›umstrittenem Gebiet‹ zu befinden. Vielleicht denkt Kitimat, daß es höchste Zeit wird, die Dinge mit dem S-S-Council zu regeln.« Er zuckt vielsagend die Achseln. »Wie ich schon sagte, Chummer, Tsimshian bedeutet grundsätzlich Ärger. Man braucht schon eine Tageskarte, um herauszufinden, wer gerade auf ihrer Haßliste steht.«
    Einfach toll.
    Argent betrachtet mich mit seinem steten, ironischen Blick, als warte er darauf, daß ich irgendwas ausknoble.
    Und schließlich kommt mir die Erkenntnis. »Ja«, knurre ich. »Es ist alles Spekulation, weil wir nicht mit Sicherheit wissen, daß NVC das Virus entwickelt hat. Es könnte auch sein, daß Schrage einen ganz harmlosen Deal hinsichtlich irgendwelcher Implantattech mit NVC gemacht hat. Und wir wissen nicht mit Sicherheit, daß Schrage irgendwas mit der Infektion der Cutters zu tun hat. Aber wie sollte es sonst zusammenpassen?«
    »Das ist gar nicht der Punkt«, sagt Argent ruhig. »Ich könnte dir sagen, daß ich absolut, hundertprozentig überzeugt bin, na und? Was bringt das?« Er stößt ein humorloses Lachen aus. »Schließlich können wir mit unseren Vermutungen nicht zu Lone Star gehen und die Cops auf die Geschichte ansetzen.«
    »Was, zum Teufel, sollen wir also tun?« frage ich.
    Argents humorloses Grinsen wird von jenem kalten Pokerface abgelöst, das ich schon so oft gesehen habe, und ich glaube, ich weiß, wie seine Antwort lauten wird. »Warum sollte ich überhaupt irgendwas dagegen unternehmen wollen? Die Konzerne ziehen die Leute ständig ab. Warum sollte ich mich gerade in diesem Fall besonders ins Zeug legen?«
    Drek, ich habe es verdammt noch mal gewußt! Er ist ein verdammter Shadowrunner, und es gibt für ihn nichts dabei zu holen. Die altbekannte Wut auf Sha-dowrunner hat sich in den vergangenen Tagen ziemlich zurückgehalten, aber jetzt rührt sie sich wieder in meiner Brust. Ich hole tief Atem, um etwas Giftiges loszulassen ...
    Was natürlich genau das ist, worauf der vercyberte Wichser gewartet hat. Bevor ich das erste Wort herausbekomme, sagt er: »Aber ich bin neugierig, was NVC vorhat. So neugierig, daß ich zum Columbia und nach Pillar Rock düsen und mal nachsehen könnte.« Ich starre ihn an, und er grinst mich unschuldig-unver-schämt an. »Willst du mitkommen?«

25
    Zum Teufel mit diesem Argent! Der elende Hurensohn muß gewußt haben, was mir durch den Kopf ging, was ich von ihm dachte. Und er hat es mich denken lassen, hat mich mein moralisches Überlegenheitsgefühl richtig auskosten lassen, bis ich den Boden haßte, auf dem er geht.
    Und dann, als ich bereit war, ihm seinen gottverdammten Kopf abzureißen, hat er im wesentlichen gesagt: »Hey, ich will auch das Richtige tun, Chummer«, und mich wissen lassen, daß er nur ein wenig an den Fäden gezogen hat. Erbärmlicher Hurensohn.
    In kürzester Zeit hat er den Flug und all den Drek organisiert, und schon sitzen wir im Wagen und fahren zum Flughafen. In der Zwischenzeit rege ich mich immer mehr auf und gebe mir gleichzeitig alle Mühe, mir nichts anmerken zu lassen.
    Es ist mir egal, wenn der Runner weiß, daß ich genervt bin, Priyatel. Mich stört es. Argent hat an den Fäden gezogen, um etwas klarzustellen. Er hat etwas getan, das meine Sichtweise der Shadowrunner zu bestätigen schien, eine Sichtweise, die ich mir aus Cop-gerede und dem, was ich auf der Akademie gehört habe... und, ja, wahrscheinlich auch dem, was ich im Trid aufgeschnappt habe, aneignete. Dieser verdammte Argent hat das gewußt und beschlossen, dafür zu sorgen, daß ich mich an meinen liebgewonnenen Vorstellungen verschlucken soll. Indem er ihnen zuerst perfekt entsprochen und dann eine hundertprozentige Kehrtwendung vollzogen hat. Und was ich daraus lernen soll, ist, daß Shadowrunner nicht die seelenlosen Söldnerschweine sind, für die ich sie immer gehalten habe. Ich hasse es, wenn mir bewiesen wird, daß ich mich irre, besonders von einem Drek-sack wie Argent.
    Und darum sitze ich kochend auf dem Beifahrersitz des Westwind, während Argent erst nach Westen und dann nach Süden durch die südliche Innenstadt und zu jenem Teil des Flughafens fährt, wo die Privatflugzeuge stehen. Ich werde zunehmend rappelig, als wir uns dem

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