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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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dem nationalen Militär in Verbindung stehen. Wenn es bereits eine größere Militärpräsenz gibt und die Abteilung arbeitet eng mit ihr zusammen, ist der Unterschied schwer zu erkennen, neh? Wer wird in einer Armeebasis schon einen zusätzlichen Zug bemerken? Nur die ganz hohen Tiere wissen, daß der Zebra-Zug - oder wie er heißt - tatsächlich vom Star finanziert wird. Aber welche Tarnung haben sie hier in Seattle? Die verdammte Metroplexgarde. Ja, klar.«
    Argent nickt zögernd. Wenn ich ihn mit genügend Argumenten eindecke, muß er es einsehen. Dann kommt mir noch eine Idee. »Und vielleicht brauchen Schräge und seine kleinen Chummer gar keinen voll ausgerüsteten Zug«, stelle ich fest. »Klienten, die den ganz harten Hammer wollen, können ihn in Washington mieten. Vielleicht ist Schräge hinter Klienten her, die etwas weniger Auffälliges wollen. Militärisch zwar, aber keine reguläre Bewaffnung.«
    Argent ist hellwach. »Biowaffen?«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, sage ich, obwohl ich davon überzeugt bin, daß mehr dahintersteckt. »Nehmen wir mal an, Schräge will sein Repertoire um dieses Retrovirus erweitern. Vielleicht haben ein paar Klienten danach gefragt, oder vielleicht will er es in der nächstjährigen Werbekampagne auch als Verkaufsargument benutzen - das spielt keine Rolle. Er tritt an Nova Vita Cybernetics heran, wo man zufällig den Sahneknüller zum Verkauf anbieten kann. In Tir kämpft Timothy Te-lestrian mittlerweile mit seinem alten Herrn um Einfluß bei TIC, und der Abschluß eines größeren Geschäfts mit dem Star würde ihm reichlich Kohle und reichlich Gesicht einbringen.« Ich zucke die Achseln. »Wer weiß, vielleicht spielt er sogar mit dem Gedanken, später Druck auf den Star auszuüben, damit dieser ihm gegen seinen Daddy hilft...
    Das Problem ist«, fahre ich fort, »das Virus ist noch nicht ausreichend getestet worden... oder vielleicht glaubt Schräge NVC auch nicht unbesehen, was das Virus leisten soll. Also stellen ein paar Leute von NVC und Schräge persönlich - die ganze Sache muß viel zu groß sein, um sie Handlangern zu überlassen -, unter irgendeinem Vorwand Kontakt mit den Cutters her, und da haben sie ihren Feldtest.« Ich sehe Argent an. »Wie paßt das zusammen?«
    »Viel zu gut, Omae, viel zu gut«, sagt er leise.
    »Hat Peg zufällig herausgefunden, ob die MV-Abteilung im Augenblick größere Klienten hat?« frage ich, und der Ausdruck in seinen modifizierten Augen beantwortet diese Frage eindeutig positiv. »Tsimshian.« Er spricht das Wort kategorisch aus, kalt. »Peg sagt, AMV-Seattle hätte einen Deal mit irgendeiner Organisation in Kitimat, der Hauptstadt von Tsimshian, abgeschlossen.«
    »Wann?«
    »Vor zwei Monaten.« Argent lächelt grimmig. »Der Zeitrahmen stimmt ungefähr. Zwei Wochen Marktforschung, um einen guten Lieferanten für Biowaffen zu finden, zwei Wochen Verhandlungen, dann ungefähr einen Monat für den Feldtest.«
    »Wie sieht der Deal aus?«
    Der Runner schnaubt. »Peg ist gut, aber so gut nun auch wieder nicht. Glaub mir, Omae, die schmierigen Einzelheiten sind so tief vergraben, daß kein Decker an sie rankommt.« Er zuckt die Achseln. »Wenn ich Schrage wäre, würde ich den ganzen Drek auf ein isoliertes Gerät packen, das nicht an die Matrix angeschlossen ist. Du weißt schon, mit Tempest-Schild, so daß man weder durch Induktion oder Scanner oder sonstwie rankommt.«
    »Irgendwelche Vermutungen? Wahrscheinlich weißt du mehr über den Hintergrund als ich. Du bist schon länger in Seattle.«
    Er kichert. »Mein Leben lang, Chummer. Der Sprawl ist mein Zuhause. Ich bin hier geboren, und wenn es Zeit zum Sterben ist, ist es hier auch nicht schlechter als anderswo.« Er schweigt für einen Augenblick, und ich kann ihm ansehen, daß er seine Gedanken ordnet. »Tsimshian bedeutet grundsätzlich Ärger«, sagt er schließlich. »Die Nation wird von stammesinternen Querelen zerrissen, wobei sich die Haida- und Kwa-kiutl-Unterschicht gegen den Machtblock der Tsimshian und Tlingit wendet. Vielleicht ist es die nationale Regierung, die das ›Haida-Problem‹ ein für allemal erledigen will. Oder vielleicht ist es die Nationale Front der Haida, die die Regierung geeken will. Oder vielleicht hat es auch gar nichts mit den Stammesproblemen zu tun.
    Tsimshian hat sich vom Souveränen Stammesrat der NAN abgespalten im Jahre... wann war das? Zweitau-sendfünfunddreißig... ?«
    »Zweitausendsiebenunddreißig«, korrigiere ich.
    »Wie auch

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