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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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sich für Timothy als geringfügiges Ärgernis, als geringfügige Ablenkung erweisen würden -als etwas, das ihn kurze Zeit ablenken würde, bevor er Sie umbringt.«
    Ich nicke. Genau das habe ich mir im wesentlichen auch gedacht - sie wirft den Schwachkopf vom Star in die Schlacht und erfährt dann etwas aus den Umständen und der Art und Weise seines Todes. »Tut mir leid, wenn ich Sie enttäuscht habe, Leäl«, knirsche ich, indem ich ein sehr unanständiges elfisches Wort benutze, das auf eine extrem enge Bekanntschaft hinweist. (Nein, ich spreche nicht Sperethiel, aber vor langer Zeit habe ich entdeckt, wie nützlich es ist, wenn man Leute in ihrer Muttersprache beleidigen kann.)
    Ich habe gehofft, Lynne Telestrian dadurch etwas aus der Reserve locken zu können, aber meine Hoffnung wird enttäuscht... obwohl ich verdammt sicher bin, daß Sie sich meine Grobheit in irgendeiner eiskalten Ecke ihres Verstandes merkt. Sie betrachtet mich nur ein paar Augenblicke lang ungerührt, und dann sagt sie: »Botschaft überbracht, Mr. Larson. Wenn das alles ist...« Ein Arm taucht auf dem Schirm auf, und ich weiß, daß sie das Gespräch beenden will.
    »Hey, warten Sie!« Die Sache läuft nicht so, wie ich gewollt oder auch erwartet habe. »Was werden Sie deswegen unternehmen?«
    Sie zuckt die Achseln. »Ich sehe nicht, warum Sie das etwas angehen sollte.«
    »Es geht mich etwas an, weil ich sage, daß es so ist«, fauche ich. Die Wut windet sich wieder in meinem Bauch, und mir wird langsam klar, wie sehr ich diese verdammte Ms. Lynne Telestrian hasse. Nicht nur dafür, wer und was sie ist, sondern insbesondere dafür, was sie darstellt. »Was, zum Teufel, werden Sie wegen Timothy und seinem verdammten Killervirus unternehmen, Lynne? Was?«
    Zum erstenmal erscheint ein Lächeln - dünn und gemein - auf ihrem Gesicht. »Das ist nicht Ihre Sache, Mr. Larson.«
    »Dann mache ich es eben zu meiner.« Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Argent mir anzeigt, daß fünfzig Sekunden um sind. Ich zeige ihm einen Vogel und richte meine Aufmerksamkeit wieder auf das Tele-strian-Miststück.
    »Ach? Und wie?« Ihre Stimme hat einen amüsierten Unterton, was meine Wut zusätzlich anstachelt.
    »Die Datei, Sie verdammte Schnepfe! Die Datei, die ich Ihnen geschickt habe. Sie sagen mir, was Sie deswegen unternehmen wollen - und zwar sofort -, oder ich verteile in der Sekunde, in der Sie aufgelegt haben, dieses kleine Juwel an alle Nachrichtenmedien und warte in Ruhe ab, was dabei herauskommt. Vielleicht lenke ich Sie von Ihrem kleinen internen Machtkampf ab, wenn Sie sehen, wie Ihre Aktienkurse purzeln. Und wer weiß, vielleicht haben Sie ja noch mehr Spaß, wenn Sie dem Arm des Gesetzes ausweichen müssen. Ich bin sicher, die Stadtverwaltung wird begeistert sein, wenn sie erfährt, daß der Telestrian-Clan Ravenna als Biowaffenlabor benutzt. Vielleicht interessiert sich sogar die Bundesregierung dafür. Und was ist mit dem Salish-Shidhe-Council? Schließlich treiben die Winde von Ravenna direkt ins Stammesland. Und weiß die Regierung in Tir, was los ist? Biowaffen gegen das Gebiet einer anderen Nation einzusetzen, könnte als kriegerischer Akt betrachtet werden...«
    Ich halte inne, um Luft zu holen, und sie ergreift die Gelegenheit, um sich einzumischen. »Na schön, Sie haben Ihren Standpunkt dargelegt...«
    »Ich bin noch nicht fertig«, brülle ich. »Wenn Sie mir sagen, was Sie deswegen unternehmen, sind wir einst-weüen miteinander im reinen. Aber wenn sich herausstellen sollte, daß Sie Ihre Ankündigung nicht in die Tat umsetzen - weil Sie zum Beispiel den Schwanz einziehen -, können Sie Ihren hübschen kleinen Arsch darauf verwetten, daß NewsNet, ABS, NABS und die anderen Vereine ein kleines Päckchen erhalten, das ihre Neugier erregen dürfte... Wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Sie antwortet nicht sofort, noch ändert sich ihr Gesichtsausdruck im geringsten. Aber ich kann ihre Wut und ihren Haß spüren wie Wellen, die von ihrem Bild auf dem Telekomschirm ausgehen. Danke gleichfalls. Schließlich fragt sie ruhig: »Liegt dieses starke Interesse nur im Tod dieses Bandenmitglieds, Paco, begründet?«
    »Zum Teil«, fauche ich, »aber nur zum Teil.«
    »Und der Rest darin, daß Timothys Handlungen irgendeinen Moralkodex verletzen, an dem Ihnen besonders viel liegt?«
    »Timothys Handlungen und Lone Stars Handlungen, und das ist immer noch nicht alles, und das ist verdammt noch mal nicht Ihre Sache!«
    Von Angesicht zu

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